Im RoadBIKE-Test: 5 Rennräder für jedes Gelände
Abseits der Straße: Gravel-Bikes im Test

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Sind Gravel-Racer nun Tourer, Crosser oder wahre Alleskönner-Rennräder? Marketing-Hype oder sinnvolle Entwicklung? Dieser Test klärt, was hinter dem Trend aus den USA steckt.

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Foto: Christian Lampe

UPDATE: Den aktuellen Test mit 2018er und 2019er Gravel-Rennrädern von0215auf0818 gibt es hier!

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Im RoadBIKE-Test: 5 Gravel-Rennräder für jedes Gelände
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Sind Gravel-Racer nun Tourer, Crosser oder wahre Alleskönner-Rennräder? Marketing-Hype oder sinnvolle Entwicklung? Dieser Test klärt, was hinter dem Trend aus den USA steckt.
Mit ihren voluminösen Reifen und Scheibenbremsen fallen die Trendsetter optisch sofort auf – doch was steckt dahinter? 5 bezahlbare Modelle mit Ausstattung auf Niveau von Shimanos 105er-Gruppe sollen zeigen, was hinter dem Trend steckt.
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320 Kilometer, mehr als 3600 Höhenmeter – die gut 1200 Starter des Dirty Kanza sind harte Hunde. Denn das Jedermann-Rennen in Kansas führt, wie viele ähnliche Veranstaltungen in den USA, großteils über Schotterpisten – als kleine Extra-Herausforderung sozusagen. Diese Gravel- oder Paved Roads gehören für Rennradfahrer in Nordamerika zum Alltag. Fast jede längere Rennrad-Tour führt teilweise über mehr oder minder fest gewalzten Schotter – im Vergleich dazu erscheint jeder deutsche Feldweg wie eine gepflegte Autobahn.

Vor diesem Hintergrund ist der neueste Trend aus Amerika, der gerade in unsere Fahrradläden rollt, besser zu verstehen: die sogenannten Gravel-Racer. Mit ihren voluminösen Reifen und Scheibenbremsen fallen die Trendsetter optisch sofort auf – doch was steckt dahinter? Sind Gravel-Racer Querfeldein-Räder mit weniger profilierten Reifen, sind es Rennräder mit besonders fetten Pneus? Und ergibt solch ein Rad bei uns überhaupt Sinn? 5 bezahlbare Modelle mit Ausstattung auf Niveau von Shimanos 105er-Gruppe sollen zeigen, was hinter dem Trend steckt.

Marketing oder Mehrwert?

Glaubt man den Marketingversprechen der Anbieter, sollen Gravel-Racer die Stärken eines Rennrades auch abseits asphaltierter Straßen ausspielen. Begriffe wie „Ausdauer“ und „Komfort“ sind fester Bestandteil in der Kommunikation – klar, die „Schotterrennen“ in den USA dauern meist viele Stunden.

Zur Einordnung der Räder helfen vor allem die Geometriedaten aus dem RoadBIKE-Prüflabor: Langer Radstand um 1020 mm, eher flache Lenkwinkel und viel Gabelnachlauf sorgen für hohe Laufruhe und satten Geradeauslauf. Diese Werte liegen meist genau zwischen denen laufruhiger Touren-Rennräder und Querfeldein-Rädern. Die Tretlagerabsenkung entspricht der von herkömmlichen Rennrädern – anders als bei Crossern liegt der Fahrerschwerpunkt (geringfügig) tiefer, was sicheres Kurvenhandling auch bei hohen Geschwindigkeiten begünstigt. Ebenfalls allen Testrädern gemein ist die langstreckentaugliche Sitzposition des Fahrers: Er sitzt leicht gestreckt, aber durch gemäßigt lange Steuerrohre ohne zu starke Sattelüberhöhung.

Im Herzen ein Tourer

Interessant ist so ein Gravel-Racer also grundsätzlich für jeden, der viel Zeit auf seinem Rad verbringt: Alltags- und Vielfahrer sowie alle, die ihr Rennrad nicht nur als reines Sportgerät nutzen.

Was bei den Testfahrten sofort deutlich wird: Ausstattung und Charakter der Testräder unterscheiden sich deutlich. Extrem sind all die Unterschiede erfahrbar, die aufs Konto der verbauten Reifen gehen. Da alle im Test vertretenen Anbieter Disc-Laufräder mit breiten Felgen montieren – das Felgeninnenmaß bewegt sich um 20 mm –, bauen die Reifen sehr breit. Das ist grundsätzlich sinnvoll, denn derart voluminöse Reifen dämpfen wirkungsvoll Vibrationen auf rauem Untergrund, zudem verbessert das größere Volumen den Pannenschutz nicht unerheblich.

Bleibt die Frage: Wie breit und profiliert muss ein Reifen auf einem so vielseitigen, alltagstauglichen Rennrad sein? GT und Specialized montieren Slick-Reifen, die um 30 mm breit bauen. Das ist im Vergleich zum rennradüblichen Maß schon viel – diese Testräder lenken dadurch gutmütig ein, lassen sich aber durchaus noch ordentlich beschleunigen. Ganz anders sieht das bei den Testrädern von Niner und Salsa aus: Beide US-Marken montieren serienmäßig profilierte Querfeldein-Gummis, die über 35 mm breit bauen. Diese breiten – und schweren – Schlappen verursachen ein fast schon träges Handling, beide Räder beschleunigen deshalb vergleichsweise schwerfällig.

Niner und Salsa montieren zudem Kurbeln mit der Querfeldein-Übersetzung 46/36 – auch das ist unter dem Aspekt der Langstreckentauglichkeit und des (Pedalier-)Komforts keine nachvollziehbare Materialwahl. Hier wird klar, wie nah moderne Crosser und Touren-Rennräder ohnehin schon beieinanderliegen. Den Platz dazwischen nun noch mit dem vermeintlich neuen Produkt „Gravel-Racer“ zu besetzen, ist unterm Strich wohl doch ein gutes Stück weit Marketing, denn je nach Ausstattung, sind die Testräder einfach sehr vielseitige, solide Tourer – oder eben Crosser.

UPDATE: Den aktuellen Test mit 2018er und 2019er Gravel-Rennrädern von0215auf0818 gibt es hier!

Die Rennräder in diesem Test

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5 / 2024
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Erscheinungsdatum 09.04.2024