Kaufberatung: Gravelbike oder Cyclocross-Rennrad?
RoadBIKE-Kaufberatung: Crosser oder Gravel-Racer - fünf Schritte zum perfekten Alleskönner-Rennrad.

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Cyclocross-Rennrad, Crosser, Pendler-Rennrad oder Gravel-Racer – RoadBIKE erklärt, welchen Rahmen und welche Ausstattung Sie abseits der breiten Straßen brauchen.

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Foto: Benjamin Hahn

Cyclocross-Rennrad, Crosser, Adventure-Bike, Pendler-Rennrad oder Gravel-Racer – die verschiedenen Bezeichnungen beschreiben im Kern alle Rennräder, die durch einen etwas längeren Radstand, breitere Reifen und Scheiben­bremsen mehr Laufruhe und Sicherheit bieten – auch und gerade für Ausflüge abseits der Asphaltpisten.

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Im RoadBIKE-Test: 5 Gravel-Rennräder für jedes Gelände
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Leider stehen die Bezeichnungen nicht immer für klare Charaktermerkmale. So gibt es Crosser wie Gravel-Racer, die für eine sportlich-gestreckte Fahrerhaltung stehen, andere bringen ihre Fahrer in eine entspanntere Position. Auch beim Handling gibt es keine klare Tendenz: Zwar halten alle Räder das Thema Laufruhe hoch, doch es gibt bei den Crossern wie bei den Gravel-Rädern Modelle, die eher wendig oder auf Geradeauslauf ausgelegt sind.

Fünf Fragen zum perfekten Alleskönner-Rennrad

RoadBIKE hilft hier bei der Suche nach dem perfekten Alleskönner-Rennrad für jeden Einsatz. Gehen Sie einfach Schritt für Schritt die folgenden fünf Punkte durch und beantworten jeweils, wo Ihre Bedürfnisse liegen. So wissen Sie am Ende genau, nach welchem Rahmen mit welcher Ausstattung Sie Ausschau halten müssen.

1. Alu oder Carbon?

Die meisten Crosser oder Gravel-Renner sind aus Alu oder Carbon zu haben – in erster Linie eine Frage des Geldbeutels.

Alu
Alu-Rahmen sind günstiger. Sie wiegen etwas mehr als Carbon-Modelle, sind in diesem Segment dafür in aller Regel absolut stressfrei und unempfindlich – diese Räder muss man nicht mit Samthandschuhen anfassen – ideal z. B. auch für Pendler. Bei den Steifigkeiten gibt’s keine signifikanten Unterschiede.

Carbon
Etwas teurer, dafür leichter. Die extrem leicht konstruierten Top-Modelle sind sicher etwas empfindlicher als ein solider Alu-Rahmen – darum sollten Pendler und abenteuerlustige Vielfahrer nicht unbedingt zu den leichtesten Rahmen am Markt greifen.

2. Welche Geometrie brauche ich?

Die Bezeichnungen wie Crosser oder Gravel-Renner lassen leider nicht auf einheitliche Charaktereigenschaften schließen: Ob ein Rad zum Beispiel sportlich und direkt oder eher komfortabel und ruhig daherkommt, lässt sich nicht anhand dieser Bezeichnungen ablesen. Hier hilft nur ein Blick auf die Geometrie, die RoadBIKE von jedem Rad auf einem eigenen Prüfstand ermittelt und zu jedem Testrad angibt. Einen recht langen Radstand und eine auf Laufruhe ausgerichtete Lenkgeometrie haben Crosser und Gravel-Renner gemeinsam. Große Unterschiede gibt es bei der Sitzgeometrie: Von sportlich gestreckt bis komfortabel aufrecht ist alles zu finden. Die Diagramme in jedem Testbrief helfen, das passende Rad zu finden. Das sagen die Messwerte der Geometrie:

Radstand
Je länger der Radstand und Nachlauf sowie je flacher der Lenkwinkel, um so besser wird der Geradeauslauf und um so ruhiger die Lenkung – sehr ruhige Räder lenken allerdings nicht mehr so direkt ein und können träge wirken.

Sitzposition
An den Werten Stack (Höhe der Front) und Reach (Reichweite ab Tretlagermitte) lässt sich ablesen, ob man eher komfortabel aufrecht oder sportlich gestreckt sitzt. Ein guter Indikator ist der Stack-to-Reach-Wert: teilen Sie Stack durch Reach – Ein Wert um 1,5 beschreibt quasi die goldene Mitte, Werte bis ca. 1,65 eine komfortable, Werte bis 1,35 sportliche Geometrie.

Wenn Sie Rennen oder kurze Vollgasrunden bevorzugen und mit sportlicher Streckung sitzen können, dann wählen Sie einen Rahmen mit sportlicher Sitzposition: eher langer Reach und kurzer Stack, also langes Ober- und kurzes Steuerrohr.

Für lange Einsätze und Touren empfiehlt sich eine etwas aufrechtere Haltung: Ein Rahmen mit kürzerem Reach und längerem Stack.

3. Welche Schaltung brauche ich?

Crosser und Gravel-Renner bieten eine große Auswahl verschiedener Schaltungsvarianten: Kurbeln mit nur 1 Kettenblatt, Cross-Kurbeln (mit 46/36 Zähnen) bis hin zur Kompaktkurbel (34/50). Dazu gibt es zahlreiche Kassetten-Optionen.

1-fach
Wenn Sie Rennen fahren, kraftvoll treten können oder im eher flachen Terrain unterwegs sind, ist eine Schaltung mit nur 1 Kettenblatt und einer weit gespreizten Kassette mit 11–32 Zähnen eine mögliche Option. Die Sprünge zwischen den Gängen sind teilweise recht groß, für Fahrer, die gern mit gleichbleibender Kadenz treten, sind sie deshalb weniger zu empfehlen.

Cross-Übersetzung
Rennfahrer vertrauen gerne auf 2 Kettenblätter mit 36 und 46 Zähnen, dazu Kassetten mit 11–25 oder 11–28 Zähnen – dies ist nur bei kurzen harten Einsätzen im welligen Terrain sinnvoll. Zudem sollten Sie kraftvoll treten können.

Kompaktübersetzung
Für Tourer, Pendler und Vielfahrer empfiehlt sich – wie am Rennrad – eine Kompaktkurbel mit 34 und 50 Zähnen, dazu eine Kassette mit 11–28 oder sogar 11–32 Zähnen. Diese Übersetzung bietet die größte Bandbreite und ist am vielseitigsten.

4. Welche bremsen brauche ich?

In der Rennrad-Welt begannen Scheibenbremsen am Crosser ihren Siegeszug – inzwischen kommen nur noch wenige neue Crosser ohne Disc aus und setzen wie gehabt auf Cantilever-Bremsen.

Scheibenbremsen
Gerade im Gelände und wenn Sie häufig bei Nässe unterwegs sind, spielt eine Disc-Bremsanlage – am besten ein hydraulisches System – ihre größten Stärken aus: Bei geringer Handkraft liefern Scheibenbremsen konstant hohe Leistungen, die Felge wird nicht belastet oder als Verschleißteil "missbraucht".

CantileverBremsen
Gewichtsfetischisten fahren Canti­lever-Bremsen, eine Variante der Felgenbremse, die allerdings keine zeitgemäße Leistung bietet und sich nur für versierte Rennfahrer empfiehlt.

5. Welche Reifen brauche ich?

Die entscheidende Frage beim Crosser und Gravel-Racer: Welcher Reifen ist der richtige? Stollen­reifen, Semislicks oder Slicks verändern den Charakter – und die Möglichkeiten – eines solchen Rades teils dramatisch.

Stollenreifen
Wer im Gelände auch bei Nässe und auf losem Untergrund unterwegs ist, fährt Reifen mit Profil – 33 bis 35 Millimeter Breite sind dann üblich. Der Rollwiderstand auf festem Untergrund ist allerdings spürbar höher, und diese Schlappen wiegen auch deutlich mehr.

Semi-Slicks
Reifen mit nicht oder kaum profilierter Lauffläche und etwas seitlichem Profil (ebenfalls 33 bis 35 mm breit) sind erste Wahl für Geländegänge und Einsätze auf gemischtem, nicht zu losem Untergrund und bei Trockenheit. Ein guter Kompromiss für Rennfahrer und Abenteuerlustige, die ordentlichen Rollwiderstand und etwas Seitenhalt brauchen.

Slicks
Wer nicht im Gelände, aber nicht nur auf Asphalt, sondern auch auf Feld- und Waldwegen sowie Schotter unterwegs ist, fährt am besten mit breiten, pannensicheren Slicks oder den neuen Gravel-Reifen wie dem G-One von Schwalbe. Mit Breiten zwischen 30 und 35 Millimeter bieten diese Reifen ein rennradähnliches Handling, wiegen nicht zu viel, und rollen bestens – auch wenn es mal über raueren Untergrund geht.

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Erscheinungsdatum 09.04.2024