Im RoadBIKE-Test: 8 Einsteiger-Rennräder unter 1.000 Euro
8 Einsteiger-Rennräder im Test

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RoadBIKE hat die besten Gesamtpakete für Rennrad-Einsteiger und Schnäppchenjäger gesucht – und in der Preisklasse bis 999 Euro starke Renner gefunden. RoadBIKE hat 8 Rennräder unter 1000 Euro getestet.

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Foto: Dan Patitucci

Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem Rennrad für 999 und einem für mehrere tausend Euro? Eine gute Frage, die sich nicht nur Einsteigern und Gelegenheitsfahrern aufdrängt, die ein neues Rad suchen. Doch wie viel muss man wirklich ausgeben?

RoadBIKE bestellte 8 Rennräder bis 1000 Euro, um genau das herauszufinden. Schnüren die Anbieter im Einsteiger-Segment tatsächlich bereits runde Pakete oder handelt es sich dabei eher um Mogelpackungen?

Canyon Bikes

Schon vor Testbeginn wurde darüber heiß diskutiert: Kann es in einer Saison, die von steigenden Preisen geprägt ist, für 999 Euro überhaupt ein anständiges Rennrad geben?

Andererseits: Seitdem Shimanos günstige Tiagra-Gruppe – ebenso wie die teureren 105- und Ultegra-Schaltungen – auf 10 Ritzel setzt, werden gerade die günstigen Renner zu interessanten Alternativen. Eben weil Rennräder immer teurer werden!

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RoadBIKE
Einsteiger_rennräder unter 1000 Euro im Test

Schon bei der Zusammenstellung des Testfeldes wurde deutlich: Es gibt von diesen günstigen Starterpaketen für Einsteiger und Preisfüchse nicht allzu viele: Nur 8 Räder versammelten sich zum Test.

Einige Anbieter haben, anders als in den Vorjahren, aktuell schlicht kein Rennrad bis 1000 Euro mehr im Programm. Dazu zählt sogar Versender Rose, was zeigt, wie hoch der Preisdruck inzwischen ist.

Andere konnten zu Testbeginn kein serienreifes Rad bereitstellen: Auch Lieferverzögerungen scheinen ein typisches Problem in der Saison 2013 zu sein.

Testfazit Kompakt
Richtig gute Rennräder gibt es bereits in der Einsteigerklasse! Das sportlichausgewogene Focus schrammt haarscharf an der Bestnote vorbei und verdient sich einen Kauftipp. Den Testsieg teilen sich punktgleich das Rad von Canyon – erste Wahl für Einsteiger – und das Radon, das vor allem sportlich Ambitionierte anspricht.

Die wichtigsten Eckpunkte des Rennrad-Tests

Je teurer ein Rennrad, desto leichter wird es. Doch wie fühlt sich – im Umkehrschluss – das Mehrgewicht der Einsteiger-Pakete auf der Straße an?

Bestenfalls fällt es kaum auf: Einige der Renner überraschten die Tester mit ausgeprägtem Sportsgeist. Derart willige, vollblütige Rennräder hatten in dieser Preisklasse die wenigsten erwartet! Das berauschende Gefühl der Geschwindigkeit, das einen nur ein Rennrad erfahren lässt, ist eben nicht in erster Linie eine Frage des Gewichts.

Es ist vor allem die Position des Fahrers auf dem Rennrad (egal welcher Preisklasse!), die ihn schneller fahren lässt als mit jedem anderen Fahrrad: Er sitzt, für möglichst effizientes Pedalieren, zentral über dem Tretlager, der Lenker ist deutlich tiefer positioniert als der Sattel.

Durch diese Sattelüberhöhung wandert der Körperschwerpunkt nach vorn, was das direkte Lenkverhalten eines Renners verantwortet.

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RoadBIKE
700 Gramm Differenz - das wiegen die Rahmen-Gabel-Sets der Testräder.

Eine Frage der Haltung

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RoadBIKE
1,4 Kilogramm Gewichtsunterschied - so viel wiegen die Testräder im Vergleich.

Diese rennradtypische Position nehmen Fahrer freilich auch auf einem Einsteiger-Renner ein – allerdings in durchaus unterschiedlichen Ausprägungen.

Die Räder von Bulls, Canyon und Giant erlauben eine angenehme Körperhaltung, wie man es in der Einsteiger-Kategorie erwarten darf: Durch das im Verhältnis zum Sitzrohr nicht zu lange Oberrohr und ein recht langes Steuerrohr sitzt der Fahrer hier nur leicht gestreckt und vorn nicht zu tief – das schont Nacken, Schultern und Rücken und gibt Ungeübten Sicherheit – gerade auch bei schnellen Abfahrten.

Überrascht waren die Tester von den Rädern von Bergamont, Felt, Focus und Radon: Hier sitzt der Pilot mit stärkerer Sattelüberhöhung fast schon renntauglich. So eine Position erwartet man eher bei deutlich teureren Rädern: Ungeübte sollten bei einer Probefahrt herausfinden, ob ihnen diese Haltung nicht zu extrem ist – ambitionierte Sparfüchse hingegen freuen sich über die renntauglichen Einsteiger-Pakete!

Der zweite wesentliche Faktor für das unvergleichliche Rennrad-Gefühl sind die Laufräder. Egal ob beim Einsteiger-Renner oder der Profi-Maschine: Schmale 28-Zoll-Felgen lassen sich besser beschleunigen als breitere und damit schwerere Modelle anderer Fahrradtypen und halten durch ihren recht großen Durchmesser bestens hohe Geschwindigkeiten.

Die üblicherweise um 23 Millimeter breiten Rennrad-Reifen sind sehr leicht, rollen bei rund 7,5 Bar Luftdruck gut und sorgen für die messerscharfen Lenkeigenschaften, die ein Rennrad auszeichnen.

Ausstattung: Unterschiede zwischen Carbon und Aluminium

Bei Laufrädern und Reifen lohnt es sich beim Rennrad deshalb immer, genau hinzuschauen, auch weil Gewichtsunterschiede hier deutlich spürbar werden. Das gilt besonders in der Einsteiger-Klasse!

Im Testfeld wiegen die besten Laufrad-Sets am Bergamont und Canyon (RB wiegt die Laufräder mit Kassette und Bereifung) rund 2,8 Kilo. Felt und Stevens montieren rund 500 Gramm schwerere Sets – was sich bei Sprints und am Berg durch verhaltenere Beschleunigung bemerkbar macht.

Allein durch die Bereifung lassen sich bei den Testrädern häufig ein paar Hundert Gramm sparen, denn oft sind hier nur günstige und damit schwere Pneus montiert. Top-Reifen, wie sie beispielsweise Canyon verbaut, sind nicht nur leichter, sie rollen auch besser. Erwarten darf man solche beim Händler rund 80 Euro teuren Reifen in dieser Preisklasse freilich nicht zwingend.

Gruppen-Fragen

Auffälliger als bei Laufrädern und Reifen sind die Unterschiede bei den Schaltgruppen: Felt, Giant und Stevens montieren Shimanos günstigste Gruppe mit 10 Ritzeln, die Tiagra.

Bei ihr fallen sofort die vom Bremsgriffhöcker abgehenden Schaltzughüllen auf. Bei der teureren 105-Gruppe – an allen anderen Testrädern zu finden – verlaufen alle Züge unterm Lenkerband. Das sieht gut aus, funktional sind die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen dagegen eher gering. Allerdings lobten alle Tester die breiteren Griffkörper und die ergonomischeren Hebel der 105.

Viel wichtiger sind die weniger augenfälligen Details der Gruppen, allen voran die Bremsen: Felt und Giant montieren billige Modelle, die beide durch spürbar schlechtere Bremsleistung und Dosierbarkeit auffielen als die Shimano-Stopper. Das bedeutet zwar kein Sicherheitsrisiko, doch gerade ungeübte Einsteiger profitieren enorm von der zuverlässigen Bremskraft einer Tiagra oder 105-Bremse.

Augenscheinlich kaum zu erkennen sind die Unterschiede zwischen den Shimano-105-Kurbelsätzen am Bulls, Canyon und Radon und den Modellen, die an allen anderen Testrädern montiert sind: Denn die funktionieren nicht schlechter, bedeuten aber meist eine Menge Mehrgewicht: In den Kurbelsätzen von Giant und Felt verbergen sich zum Beispiel rund 130 Gramm extra.

Solides Rahmenmaterial

Von außen ebenfalls nicht erkennbar sind die Unterschiede zwischen den – in dieser Preisklasse ausschließlich – aus Aluminium gefertigten Rahmen. Grundsätzlich bieten die Hersteller hier durchweg stabile Rahmen-Gabel-Sets an, die auch schwersten Fahrern im Alltag keinerlei Probleme bereiten.

Im RoadBIKE-Prüflabor zeigten sich aber erhebliche Unterschiede auf der Waage: Das leichteste Set aus Rahmen, Gabel und Steuersatz von Radon wiegt beispielsweise weniger als 1,9 Kilogramm, das schwerste Set von Bergamont bringt stolze 700 Gramm mehr auf die Waage. Spätestens an dieser Stelle wird klar, warum 1,4 Kilo zwischen dem leichtesten und schwersten Rennrad im Test liegen.

Zudem ist dieses Mehrgewicht im direkten Vergleich deutlich spürbar: Im Antritt wie auch am Berg wirken etwa die Leichtgewichte von Canyon und Radon merklich spritziger. Dass die beiden dabei gerade mal 1 Kilogramm schwerer sind als fast dreimal so teure Carbon-Rennräder um 2700 Euro, lässt am Ende nur den einen Schluss zu: Gemessen am sehr fairen Preis ist es den Herstellern hier überzeugend gelungen, absolut empfehlenswerte Starterpakete zu schnüren ...

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Erscheinungsdatum 09.04.2024