RoadBIKE hat fünf Rennmaschinen Jahrgang 2010 getestet.
RoadBIKE hat fünf Rennmaschinen Jahrgang 2010 getestet.
Die Kandidaten im Testfeld: Das Bianchi Infinito, Cannondales Supersix, das Di2-Modell des Merida Scultura Evo, das Rotwild S2 Team und das Scott CR1 SL.
Ein kleines, aber sehr feines Testfeld, auf das die Redaktion besonders gespannt war, denn als die Hersteller vorab ihre Konzepte präsentierten, gab es ungewohnte Töne zu hören: Leicht, steif und komfortabel sollten die neuen Räder sein. Leicht und steif – mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Aber komfortabel? Das konnten oder wollten noch in der vergangenen Saison nur ganz wenige Produktmanager von ihren Konstruktionen behaupten – die meisten gaben sich mit einem möglichst hohen SGI (Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht) zufrieden.
Doch seit eine Handvoll Hersteller mit ihren 2009er-Top-Modellen bewiesen hat, dass extreme Steifigkeiten, niedriges Gewicht und hoher Komfort sich nicht ausschließen, gelten brettharte Rahmen, die nur schmerzfreie Piloten über längere Zeit fahren können, als rückständig. Quälen auf dem Rennrad? Gerne. Durch das Rad gequält werden? Nein danke!
Sollte sich der neue Dreiklang tatsächlich als Trend etablieren und für die breite Masse der Top-Modelle gelten, wäre dies eine gute Nachricht für alle Fahrer, vom Profi bis zum Jedermann. Je leichter die Räder sind, desto weniger Kraft kostet es, voranzukommen. Hohe Steifigkeiten helfen, die eingesetzte Energie möglichst verlustfrei in Vortrieb umzusetzen und sorgen für eine präzise Lenkung. Man kann sagen: Je steifer ein Rahmen ist, desto besser.
Doch diese Faustregel gilt nur dann, wenn das Set gleichzeitig vertikal nachgiebig, sprich komfortabel ist. In alle Richtungen unnachgiebige Konstruktionen geben Vibrationen und Erschütterungen fast ungefiltert an den Fahrer weiter. Das ermüdet die Muskeln und kostet im Wettkampf vielleicht entscheidende Sekunden.
Um zu klären, ob die Hersteller nicht zu viel versprochen haben, mussten sich die Sets aus Rahmen, Gabeln und Sattelstützen Labor- und Praxistests stellen. Allgemein lässt sich sagen: Mission überwiegend geglückt!
Die Komplettradgewichte einiger Renner sind verboten niedrig, zumindest wenn man Radprofi ist und sich an das Gewichtslimit von 6,8 Kilo halten muss – gleich drei Räder unterschreiten diese Marke. Und dabei wären sogar noch niedrigere Gesamtgewichte möglich gewesen: Die fast durchweg steifen bis sehr steifen Rahmen wiegen zwischen 914 und 1232 Gramm, die Gabeln in etwa zwischen 350 und 400 Gramm.
Gute bis befriedigende Werte für die Sets, die jedoch von einigen Produkten, die bereits am Markt sind, unterboten werden und laut den Herstellern auch hätten niedriger ausfallen sollen.
Ein Grund dafür, dass bei vielen Rahmen der gemessene Wert vom versprochenen abweicht, ist wohl das frühe Stadium der Fertigung. Schon ein zu dicker Lack kann dafür verantwortlich sein, dass das Rahmengewicht nicht mit einer drei-, sondern einer vierstelligen Zahl angegeben werden muss.
Ein Problem, dass bei Vorserien auftauchen kann. Es besteht jedoch berechtigte Hoffnung, dass die Serienrahmen zum Teil deutlich leichter sein werden. Und der versprochene Komfort? Hier haben alle Hersteller Wort gehalten. Alle Werte liegen im grünen Bereich, und auch im Praxistest gab es viel Lob für die vertikale Nachgiebigkeit der Räder.
2009er-Renner im Test:
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Das Prädikat „Leicht“ gilt für fast alle Räder. Lediglich Bianchi hat schon etwas Abstand zur Konkurrenz. Cannondale, Rotwild und Scott unterschreiten mit ihren Gesamtgewichten gar das von der UCI geforderte Mindestgewicht von 6,8 Kilo. Ein Umstand, über den sich Hobbysportler diebisch freuen dürfen. Bei den Rahmen hat nach aktuellem Stand Merida die Nase vorn. Da es sich bei den übrigen Rädern noch um Früh- oder Vor-Serien-Produkte handelt, könnte es in dieser Kategorie noch Bewegung geben. Die leichteste Gabel steckt im Cannondale, die leichtesten Laufräder verbaut Rotwild.
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Die als Balken angezeigten Steifigkeitswerte zeigen es deutlich: Bei der Stabilität der neuen Rahmen gibt es fast nichts zu meckern. Alle Tretlagersteifigkeiten liegen locker im grünen Bereich. Werte, die keinen Anlass zur Kritik geben, denn die Erfahrungen vieler Praxistests haben gezeigt, dass ab einer Tretlager-Steifigkeit von über 80 N/mm auch schwere und kraftvolle Fahrer es nicht schaffen, das Tretlager spürbar zu verwinden. Ein noch steiferes Tretlager bringt zwar Reserven, kann von den meisten Fahrern allerdings nicht ausgereizt werden. Anders sieht es bei den Lenkköpfen aus, die für die Lenkpräzision und Spurstabilität verantwortlich sind. Hier gilt die Regel: Je steifer, desto besser, wenn dabei vertikale Nachgiebigkeit geboten wird. Hier liegt das Cannondale deutlich vorne, die übrigen Werte sind in Ordnung, das Bianchi allerdings sollte steifer sein.
Eine steife Gabel herzustellen, scheint den Entwicklern sehr viel leichter zu fallen, als bei den Rahmensteifigkeiten zu punkten. Alle Modelle erfüllen locker ihr Soll, selbst die „schwächste“ Gabel im Test, verbaut im Merida, hat einen Wert, der eine untadelige Seitensteifigkeit garantiert. Vorbildlich in dieser Kategorie ist die leichte Cannondale-Gabel, die neben der Gewichts- auch die Steifigkeitswertung gewinnt.
Auf die Ergebnisse dieser Wertung waren die Tester besonders gespannt. Schließlich haben die Hersteller für ihre neuen Renner eine Komfort-Offensive angekündigt. Gemessen wurde mit der serienmäßig gelieferten Sattelstütze, und die Ergebnisse waren durchweg überzeugend. Besonders komfortabel zeigten sich die Modelle von Bianchi und von Scott, gerade noch im komfortablen Bereich ist das Rotwild.
Bei den Laufrädern scheint es auch in der Saison 2010 keine sofortige positive Trendwende zu geben. Wie so oft, lagen die Steifigkeitswerte – eines Laufrades oder sogar des kompletten Satzes – trotz hochpreisiger Modelle am Rande des grünen Bereichs. Dass es besser geht, zeigen die Shimano-Dura-Ace-Carbon-Clincher im Merida Scultura Evo. Sie sind zwar relativ schwer, bieten allerdings vorne und hinten genug Stabilität für schnelle Sprints und Spurtreue.
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Die harten Zeiten sind offenbar vorbei. Der Test zeigt, dass leichte, steife und komfortable Räder keine Einzelfälle mehr sind und dass fantastische Modelle in die Läden kommen. Um dies zu erreichen, betreiben die Hersteller einen riesigen Entwicklungsaufwand. Aber: Keiner der Kandidaten schafft es an die Spitze der RoadBIKE-Bestenliste.
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