Schon in den späten Achtzigern setzte die US-Marke Kestrel auf Carbon als Rahmenmaterial.
Schon in den späten Achtzigern setzte die US-Marke Kestrel auf Carbon als Rahmenmaterial.
Was uns gefällt:
eigenständiges Konzept für Hobby-Zeitfahrer
für den Preis ordentliche, sehr funktionale Ausstattung
Was uns nicht gefällt:
vorderes Rahmendreieck zu weich für Fahrer über 70 Kilo
Sitzposition gedrungen und vorne zu tief für normales Fahren
Über 20 Jahre später bedeutet Carbon den Status quo im Rahmenbau – als Pionier wirft die einstige Kultmarke Kestrel die lange Erfahrung mit der Kohlefaser als Alleinstellungsmerkmal in die Waagschale.
Das neu entwickelte Talon SL Road hebt sich immerhin optisch sofort von der breiten Masse ab. Mit seinen flächigen Rohren und tropfenförmigen Querschnitten setzt es auf Aerodynamik – ein kleiner Trend, der sich diese Saison auch bei neuen Modellen von Felt oder Ridley abzeichnet. Etwas inkonsequent wirkt beim Testrad allerdings die Gabel: Statt eines Aero-Modells haben die Amerikaner hier eine herkömmliche Straßengabel montiert, die schon optisch nicht so recht an solch einen Renner passt.
Davon abgesehen hat Kestrel das aerodynamische Konzept bei diesem Rennrad auch in der Sitzgeometrie voll umgesetzt: Ein kurzes Steuerrohr und das kurze Oberrohr zwingen den Fahrer in eine gedrungene Position mit viel Sattelüberhöhung. Der steile Sitzwinkel sorgt für eine optimale Position weit vorne auf dem Rad, das dadurch entsprechend Vortrieb generiert. Durch die hohe Laufruhe ähnelt das Talon SL beim Spurt auf der Gerade einem Dragster bei voller Beschleunigung. Kurven hingegen mag es nicht. Ein Grund: Die tendenziell träge Lenkung, vor allem aber der deutlich zu weiche Lenkkopf. Gerade bei hohem Tempo reagiert das Vorderrad nur schwammig und ungenau auf Lenkbefehle. Bei steilen Abfahrten kommt durch die Sitzposition sehr viel Fahrergewicht auf das Vorderrad, was die weiche Front noch deutlicher spürbar werden lässt.
Beim Blick auf die Messwerte fällt besonders der sehr gute Komfort auf – angesichts des massiven Hinterbaus und der tropfenförmigen Sattelstütze sehr überraschend. Er lässt sich durch den insgesamt nicht sehr steifen Rahmen erklären, der bei Stößen vom Untergrund seitlich ausweichen kann und dadurch mehr Komfort bietet. Kaufinteressenten mit Ambitionen für Zeitfahren und Triathleten wird dieser Aspekt aber nicht interessieren.
Preis | 2290 Euro |
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Gewicht | 7760 g |
Rahmengewicht | 1261 g |
Gabelgewicht | 422 g |
Rahmenhöhen | 48/52/55/57/60 cm |
Getestete Rahmenhöhe | 55 cm |
Rahmenmaterial | Carbon |
Sitzwinkel | 74 ° |
Lenkwinkel | 72,5 ° |
Sitzrohr | 574 mm |
Oberrohr | 555 mm |
Steuerrohr | 141 mm |
Lenkkopfsteifigkeit | 58 Nm/Grad |
Tretlagersteifigkeit | 78 N/mm |
Komfort | 229 N/mm |
Laufradsteifigkeit Vorderrad | 73 Nm/Grad |
Laufradsteifigkeit Hinterrrad | 70 Nm/Grad |
Schaltgruppe | Shimano Ultegra SL/105, 11–25 Dura-Ace, 12–25 |
Kurbelsatz | Shimano Ultegra SL, 53/39 |
Bremse | Shimano Ultegra SL |
Laufräder | Mavic Ksyrium Elite |
Reifen | Vittoria Rubino Pro, 23 mm |
Gabel | Kestrel |
Gabelmaterial | Vollcarbon |
Steuersatz | FSA, integriert |
Vorbau | Ritchey WCS |
Lenker | Ritchey WCS |
Sattel | Ritchey WCS |
Sattelstütze | Kestrel, integriert |
* 0-20 schwach, 20-40 befriedigend, 40-60 gut, 60-80 sehr gut, 80-100 überragend
Kestrel Talon SL Road im Vergleichstest
Das Kestrel vereint Zeitfahr-Qualitäten mit einem Straßenrad – interessant nur für sehr leichte Triathleten und Hobby-Zeitfahrer – ihnen ist der Rahmen noch nicht zu weich.