Test: 9 Rennräder mit Stahlrahmen
Stahl-Rennräder für Liebhaber

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Für Liebhaber steht fest: Stahl ist das einzig wahre Rahmenmaterial für ein Rennrad. ROADBIKE hat neun Stahl-Rennräder getestet: von nostalgisch bis hochmodern, von erschwinglich bis exklusiv, von der Stange und auf Maß.

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Foto: Daniel Geiger

Das Testfeld im Überblick

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9 Stahl-Rennräder im Test (2019)
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Für Liebhaber steht fest: Stahl ist das einzig wahre Rahmenmaterial für ein Rennrad. ROADBIKE hat neun Modelle getestet: von nostalgisch bis hochmodern, von erschwinglich bis exklusiv, von der Stange und auf Maß.
Folgende Rennräder finden Sie im Test:


Bianchi L’Eroica
Bombtrack Tempest
Cinelli Vigorelli Road
Rennstahl 931 Rennrad
Ritchey Road Logic
Rondo HVRT ST
Sven Krautscheid Custom
Tommasini Fire
Wiesmann P2810S
nur2,99

Nach dem Kauf erhältst du eine E-Mail mit einem Link zum PDF-Datei Download oder kannst die Datei direkt hier auf der Webseite herunterladen.

Zugegeben: In der ROADBIKE-Werkstatt gibt es immer viel zu sehen, denn dort hängen regelmäßig die neuesten Rennräder – für die Tests in jeder Ausgabe. "Ich bin mal kurz in der Werkstatt", lautet unter den rennradbegeisterten Mitarbeitern des Hauses – nicht nur aus der Redaktion– die Umschreibung für: Ich muss noch mal ein paar Blicke werfen auf den – Verzeihung – heißen Scheiß!

In den letzten Wochen erreichte der Werkstatt-Tourismus neue Ausmaße: Wie von Geisterhand angezogen, pilgerten Redakteure, Grafiker, Fotografen und freie Mitarbeiter immer wieder zu den Stahl-Rennrädern des aktuellen Tests. Und selbst überzeugte Carbon-Fahrer strichen vorsichtig über die Rahmen, klopften lauschend auf die Rohre, entdeckten immer neue Feinheiten und Details. Begutachteten. Schwelgten.

Stahl weckt Emotionen! Und erfreut sich einer treuen Fangemeinde, die es herzlich wenig schert, dass Rahmen aus Carbon leichter, steifer und komfortabler sein mögen, Aluminium-Modelle potenziell günstiger zu haben sind. Woher kommt die Faszination, die Stahlrahmen auslösen? Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, dafür viele unterschiedliche.

Faszination Stahl als Rennrad-Rahmenmaterial

"Retro" ist seit Jahren der Gegenentwurf zu einer schnellen, zunehmend digitalisierten Welt. Und mit Produkten, die Bekanntes und Bewährtes suggerieren und Emotionen bedienen, lässt sich gutes Geld verdienen. Bezogen auf den Rennrad-Kosmos hat Stahl diesbezüglich eine gute Ausgangslage, war es doch bis in die 1990er-Jahre das Rahmenmaterial Nummer eins.

Stahl-Rennräder sind folglich auch ein Statement: ein bewusster Ausstieg aus der Immer-leichter-schneller-weiter-Mentalität. Ihre Beliebtheit deswegen als nostalgische Sehnsucht ewig gestriger Tattergreise zu erklären, greift jedoch zu kurz: Räder mit Stahlrahmen sind auch jung und hip – besonders in den Metropolen. Und so manchem der hier getesteten Rennräder haftet eine gehörige Portion Lifestyle an.

Darüber hinaus umweht Stahl die Aura klassischer Handwerkskunst. Wer sich für Handgemachtes begeistert und womöglich den Schöpfer seines Rennrads persönlich kennen(-lernen) möchte, für den springt von den Schweißbrennern der Rahmenbauer ein ganz anderer Funke über als von einem in Massenproduktion in Fernost gefertigten Rad – egal wie hoch auch dort das handwerkliche Geschick sein mag.

Zudem bietet Stahl Potenzial für leidenschaftliche Diskussionen am Rennrad-Stammtisch: Welcher Rahmenbauer, welche Legierung, welche Wandstärke ist denn nun am besten? Die verschiedenen Qualitätsstufen von Carbon-Fasern mögen ausgewiesenen Werkstoffexperten ein wissendes Kopfnicken abnötigen, bei Stahl-Fans hingegen kochen schon die Emotionen hoch, wenn nur die Namen legendärer Rohrsätze wie Columbus Spirit, Dedacciai Zero oder Reynolds 853 genannt werden.

Ebenfalls ein wichtiges Argument: Stahlrahmen lassen sich fast immer mit vertretbarem Aufwand reparieren und, falls nicht, umweltfreundlich zu fast 100 Prozent recyceln. Stahl ist somit erheblich nachhaltiger als etwa Carbon, dessen Wiederverwendung und Entsorgung in mehrfacher Hinsicht problematisch sind.

All diesen guten Argumenten zum Trotz: In der (Massen-)Herstellung sind Aluminium und Carbon wirtschaftlicher, die Nachfrage danach ist dank geringeren Gewichts bei gleichzeitig höheren Steifigkeiten größer.

Buntes Testfeld bei den Stahl-Rennrädern

Dessen ungeachtet: Wer sein Herz an das klassische Rahmenmaterial Stahl verloren hat, hat die Qual der Wahl – die Bandbreite an verfügbaren Modellen ist riesengroß. Das zeigt nicht zuletzt dieser ROADBIKE-Test.

Bianchi spricht dabei mit Rahmenschaltung und Riemenpedalen all diejenigen an, die dem Radsport längst vergangener Tage huldigen – und selbst stilecht bei einem der vielen neuen Retro-Events an den Start gehen wollen. Als Gegenentwurf zeigt Rennstahl mit dem hochmodernen 931, was in Sachen Leichtgewicht und Fahrkomfort heutzutage mit Stahl alles möglich ist. Als moderne Klassiker präsentieren sich Cinelli, Ritchey und Tommasini, während Bombtrack und Rondo mit Scheibenbremsen und frechem Auftritt insbesondere ein jüngeres Publikum ansprechen. Florian Wiesmann und Sven Krautscheid wiederum zeigen eindrucksvoll ihr Können im Maßrahmenbau – Kunden ihrer Rad-Manufakturen haben die Gewissheit, dass der neue Renner ein Unikat ist, geplant und gefertigt nur nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen, angepasst an die eigene Anatomie.

Einmannbetrieb oder Traditionsunternehmen, Serienprodukt oder Maßrahmen, klassische Interpretation oder Innovationsfeuerwerk – das Testfeld ist aufregend bunt und vielfältig. Und längst nicht nur für die Galerie gemacht: Die Stahlrenner überzeugten im Praxistest auf der Straße mit ganz unterschiedlichen Stärken und Schwächen – und dennoch haben alle das Potenzial, ihre Käufer glücklich zu machen. Und viele Tausend Kilometer Fahrspaß zu garantieren.

Bei einer Preisspanne von 1550 bis 6400 Euro ist zudem für jeden Geldbeutel etwas dabei. Um wegen dieser Preisstreuung auszuschließen, dass eine bessere Ausstattung die Endnote verfälscht, bewertete RoadBIKE deshalb "nur" die Laborwerte der Rahmen-Sets.

Testfazit kompakt:

Manch kritische Stimme mag nun fragen, ob schnöde Messwerte solchen Liebhaberobjekten überhaupt gerecht werden. RoadBIKE meint: Wer Test sagt, muss auch tatsächlich Test liefern – und ermitteln, wo aktuelle Stahlrahmen technisch stehen. Diesbezügliche Antwort: Wie zu erwarten, sind die Stahlrahmen-Sets materialbedingt schwerer als die Konkurrenz aus Alu und Carbon, die Tretlagersteifigkeiten liegen aber alle im grünen Bereich. Im Lenkkopf sind einzelne Modelle indes zu weich, was sich im Fahrbetrieb – je nach Ausstattung – mal mehr, mal weniger bemerkbar macht.

Überzeugte Stahl-Fans ficht das nicht an. Und vielleicht stellt ja künftig so mancher Carbon-Jünger vermeintlich unantastbare Überzeugungen infrage. Gute Argumente für Stahl gibt es jedenfalls genug. Die kompletten Testberichte finden Sie bei den einzelnen Modellen ganz unten:

So testet RoadBIKE

Jeder Testkandidat wurde als Komplettrad auf der Straße und als Rahmen-Set im Labor getestet.

So testet ROADBIKE: Da sich die getesteten Stahlräder in Preis und Ausstattung erheblich unterscheiden, verzichtete ROADBIKE auf eine vergleichende Bewertung der Kompletträder.

Daten und Messwerte: Für jedes Rahmen-Set werden Steifigkeiten (je höher desto besser) sowie Komfortwerte und Gewichte (je niedriger desto besser) ermittelt, für jedes Laufrad Steifigkeiten, Rundlauf und Gewicht. Auch die Ausstattung wird erfasst. Für die Endnote bewertet wurden nur die Messwerte der Rahmen-Sets.

Praxistests: Auf einer festgelegten Testrunde fahren mehrere Tester jedes Rad und bewerten im Detail die Fahreigenschaften, ohne die Messwerte zu kennen. Die Eindrücke fließen in die Texte, nicht aber in die Endnote ein.

Zu diesem Test: RoadBIKE hat Stahl-Rennräder aller Couleur zum Test bestellt. Diverse Hersteller, darunter Colnago und De Rosa, verzichteten auf eine Teilnahme oder reagierten nicht. Den detaillierten Testablauf finden Sie im Internet unter www.roadbike.de/sotestetroadbike

Die getesteten Stahl-Rennräder:

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Erscheinungsdatum 09.04.2024