Erster Test: Scott Addict Gravel
Neues Gravel Bike für rasante Touren

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Schnell auf Schotter: das neue Addict Gravel von Scott ist erstaunlich flott im Gelände unterwegs. Hier gibt es Infos und einen ersten Praxistest.

Scott Addict Gravel  2022
Foto: Daniel Geiger

Update für das Scott Addict Gravel 2022

Das Addict Gravel erhält ein umfassendes Update für die Saison 2022: mehr Reifenfreiheit, sportliche Geometrie, dabei voll alltagstauglich. So verspricht es der Hersteller. Bei der Geometrie wurde vor allem an den Details gefeilt. So kommt der neue Addict-Rahmen mit längerem Reach, um mehr Zehenfreiheit auch mit fetten Reifen zu garantieren. Damit sich dadurch die Sitzposition nicht verändert, setzen die Entwickler auf einen kürzeren Vorbau.

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Scott Addict Gravel  2022
Daniel Geiger
Sportlich auf Schotter unterwegs.

Der Rahmen des Addict Gravel bietet nun Platz für Reifen mit bis zu 45 mm Breite, wie sie auch serienmäßig verbaut sind. Scott verspricht entsprechend mehr Grip und besseren Komfort im Gelände. Darüber hinaus sollen auch die tiefer angesetzten Sitzstreben und ein optimiertes Carbon-Lay-up dem Komfort zugutekommen.

Aero-Details und neues Cockpit

Zwar wurde das Addict Gravel nicht im Windkanal entwickelt, dennoch setzen die Schweizer auf die gleichen aerodynamischen Rohrprofile wie beim Foil RC und beim Addict RC. Auch andere Merkmale wurden vom Top-Straßenrenner Addict RC übernommen: die leichte Aero-Sattelstütze mit minimalistischer Sattelklemme etwa.

Scott Addict Gravel  2022
Daniel Geiger
Carbon-Sattelstütze mit D-Profil.

Die Kabel und Bremsleitungen laufen am Topmodell Addict Gravel Tuned komplett integrierten in der neuen Lenker-Vorbau-Einheit von Syncros – dem Syncros Creston iC SL Cockpit. Das Cockpit ähnelt dem Syncros-Cockpit des Addict RC, hat aber ein paar Gravelspezifische Updates erhalten. So ist die V-förmige Einbuchtung vorne in der Mitte etwas flacher geworden, um die am Addict Gravel kürzeren Vorbaulängen zu ermöglichen.

Scott Addict Gravel  2022
Daniel Geiger
Rahmen mit etwas mehr Reach, dafür wird der Vorbau kürzer.

Auch an der Lenkerform ist einiges anders als am Rennrad-Pendant. Der Lenker kommt mit einem Gravel-typischen Flare (die Lenkerbiegung ist leicht nach außen gestellt) von 16 Grad. Außerdem sind Drop (-10 mm) und Reach (-15 mm) etwas geringer geworden. So soll man im ruppigen Gelände leichter die Griffposition wechseln können.

Scott Addict Gravel 2022
Scott
Weniger Drop/Reach, enger Radius, abgeflachter Oberlenker.

Damit der Lenker in Unterlenkerhaltung auch bei anspruchsvollem Gelände sicher in der Hand liegt, wurden die Lenkerenden 10 mm verlängert. Außerdem ist der Radius der Biegung enger geworden, so hat man im Griff am Oberlenker etwas mehr Platz für die Hände. Der Lenker ist bis in die Biegung zu den Bremsgriffen hin abgeflacht, so dass sich mit den Bremsgriffen eine plane Fläche ergibt. Das soll die häufigste Griffposition noch bequemer machen.

Gute Nachrichten für alle, die sich nicht das Top-Cockpit leisten wollen: Die Syncros Creston Carbon- und Alu-Lenker an den anderen Addict Gravel Modellen weisen die selbe Form auf, wie das Cockpit am Topmodell.

Komplett integriert

Am Topmodell Addict Gravel Tuned sind kaum noch Bremsleitungen zu sehen. Die Leitungen laufen von den Bremsgriffen durch die Lenker-Vorbau-Kombi und von dort direkt durchs Steuerrohr und am Gabelschaft vorbei. Schaltzüge oder Kabel würden auch dort entlang laufen, aber das Tuned-Modell kommt mit der kabellosen Sram Red AXS Gruppe.

Scott Addict Gravel 2022
Scott
Komplette Integration am Tuned-Modell.

Bei den anderen Modellen werden die Leitungen und Schaltzüge optisch unauffällig im Lenker und unter dem Vorbau entlang geführt. Dann tauchen Sie hinter den speziellen Spacern ins Steurohr ein und laufen von dort wie beim Topmodell in Gabel und Rahmen entlang.

Scott Addict Gravel 2022
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Unter dem Vorbau entlang und von dort in den Rahmen.

Trotz der Intergration soll das Addict Gravel noch einigermaßen Wartungsfreundlich sein. So sind die Spacer zum Beispiel teilbar und lassen sich unter dem Vorbau herausnehmen, ohne die Bremsleitung entfernen zu müssen.

Schutzbleche erlaubt

Bikepacking-Enthusiasten werden vielleicht die Aufnahmen für Flaschenhalter an den Gabelscheiden vermissen. Trotzdem soll das Addict Gravel abenteuertauglich sein: Auf dem Oberrohr gibt’s eine Taschenaufnahme, im Rahmendreieck die üblichen Befestigungsmöglichkeiten für Flaschenhalter (am Unterrohr in zwei Positionen). Unter dem Unterrohr ist nochmal eine Befestigungsmöglichkeit, entweder für einen weiteren Flaschenhalter, oder für eine Werkzeugbox.

Um das Addict Gravel für den Alltagseinsatz zu wappnen, lassen sich Schutzbleche an Montagepunkten befestigen. Die Montagepunkte sind kaum zu sehen und verstecken sich an der Innenseite der Gabel, den Ausfallenden und unter den Sitzstreben. Werden Schutzbleche montiert, reduziert sich die Reifenfreiheit auf immer noch ausreichende 40 mm.

Scott Addict Gravel  2022
Daniel Geiger

Erster Praxistest

RB-Redakteur Sebastian Hohlbaum konnte das Addict Gravel Tuned bereits intensiv testen, unter anderem auf einer überlangen 200-km-Tour. Die Geometrie fällt, wie es der Hersteller verspricht, recht sportlich aus, aber auch für lange Touren nicht zu extrem. Das Konzept mit den breiten Reifen geht ebenfalls auf.

Gut gefallen hat auch das Syncros-Cockpit (das es günstiger auch zweiteilig und aus Alu in ähnlicher Formsprache gibt). Dank kurzem Drop/Reach sind alle Lenkerpositionen bequem zu erreichen – und auch die Unterlenkerposition ist auf langen Strecken gut nutzbar, da sie etwas weniger extrem ausfällt. Dank des abgeflachten Oberlenkers bis in die Biegung ist die übliche Griffposition auf den Bremsgriffen noch etwas bequemer, als bei anderen Lenkern.

Die Sram Red AXS Guppe verrichtete tadellos ihren Dienst. Dank des Sequentiellen Modus der Sram-Schaltung lässt sich die Zweifach-Gruppe auf Wunsch so schalten, wie eine Einfach-Schaltung. Die Schaltung entscheidet, wann das Kettenblatt gewechselt werden muss und gleicht sogar den Schaltsprung an der Kassette aus. Klitzekleiner Wehrmutstropfen: Anders als bei der Force AXS gibt es bei den Red AXS Kettenblättern keine 43/30-Option, sondern es ist bei 46/33 schon Schluss. An steilen Rampen mit 20 Prozent Steigung und mehr wünscht man sich manchmal eine stärker untersetzte Kurbel.

Scott Addict Gravel  2022
Daniel Geiger
Steile Steigungen mit einer 46/33-Kurbel.

ROADBIKE meint: Scott hält, was es mit dem Addict Gravel verspricht. Das Rad macht auf schnellen Touren richtig Laune, schlägt sich aber auch erstklassig auf epischen Ganztagestouren. Die Tuned-Version begeistert mit erstklassiger Ausstattung und blitzblanker Integration, aber so manch einer mag bei dem Preis von 8499 Euro schlucken. Da hilft vielleicht auch das Argument nicht mehr, dass das Addict Gravel mit einem zweiten Laufradsatz mit Rennradreifen sicher auch auf Asphalt eine gute Figur machen würde. Da freut es umso mehr, dass viele Features des Topmodells (in leicht abgeschwächter Form) auch in den günstigeren Modellen zu finden sind.

Scott Addict Gravel  2022
Daniel Geiger
Auch auf Asphalt schnell.

Scott Addict Gravel: Modelle und Preise

Das Addict Gravel von Scott kommt vorerst in 4 Ausstattungsvarianten für Herren und einer für Damen. Das Top-Modell Addict Gravel Tuned kommt mit Sram Red AXS und DT Swiss GRC 1100 Laufrädernfür 8499 Euro. Darunter reiht sich das Addict Gravel 10 mit Sram Force AXS und DT Swiss GRC 1400 Laufrädern für 5699 Euro ein.

Das Addict Gravel 30 gibt’s mit Shimano GRX 810/600-Mix und Syncros-Laufrädern für 2599 Euro, weitere Modelle sollen folgen. Für Frauen gibt es das Contessa Addict Gravel 15 mit Shimano GRX-Schaltung und Syncros-Laufrädern auch für 2599 Euro.

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Erscheinungsdatum 05.03.2024