Aero-Rennrad für Frauen
Im Test: Liv EnviLiv Advanced Pro

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Das Giant-Tochterunternehmen Liv führt mit dem Enviliv eine Damenversion des Aero-Renners Propel im Programm. Testfahrerin Lara fand nach gut 1500 Kilometern viele lobende Worte – aber nicht nur.

Das ROADBIKE-Magazin testet das Liv Enviliv Advanced Pro Disc.
Foto: ROADBIKE/Benjamin Zöller

Das Testrad

Immer mehr Frauen fahren nicht nur einfach Rennrad, sondern starten mit Ambitionen bei Radrennen oder Radmarathons – und zeigen der männlichen Konkurrenz nicht selten das Hinterrad. Umso besser, dass es immer mehr dezidierte Wettkampfrennräder für Frauen gibt. Wie das Enviliv Advanced Pro AXS von Liv – einer Tochtermarke von Giant, die sich auf Frauenrennräder spezialisiert hat. Was der Aero-Renner im harten Praxiseinsatz zu bieten hat? Das klärt der 1500-Kilometertest mit unserer Testfahrerin Lara.

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ROADBIKE/Benjamin Zöller

Lara von Kürten ist ROADBIKE-Foto- und Testfahrerin. 8000 Rennradkilometer sammelt die Fachreferentin für Lebensmittelzertifizierung pro Jahr.

Das verspricht der Hersteller

Liv will ein superschnelles Wettkampfrad gebaut haben, das nach eigener Aussage "optimal auf die Körpermaße von Frauen zugeschnitten" ist, mit "verbesserter Aerodynamik" aufwartet und den "goldenen Mittelweg findet von Steifigkeit und Gewicht" für höchste "Sprinteffizienz".

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Aero-Optimierung, wohin man schaut: das Steuerrohr tailliert, der Oberlenker abgeflacht, die Bremsleitungen integriert. Die Rohrquerschnitte zeigen sich aerodynamisch-kantig, die Sitzposition gerät sportlich, aber nicht zu gestreckt: die goldene Mitte aus Speed und Laufruhe.

Der erste Eindruck

Schon im Stand sieht das Enviliv schnell aus – richtig schnell! Tragflächenförmige Aero-Profile, vollständige Integration der Bremsleitungen, D-förmige Shape von Steuerrohr, Unterrohr und Sattelstütze, dazu die 50 Millimeter hohen AeroFelgen. Dem Trend zu immer breiteren Reifen auch bei Wettkampfrädern widersetzt sich Liv: Das Enviliv rollt auf 25-mm-Pneus, werkseitig bereits tubeless montiert, inklusive Dichtmilch. "Der erste Fahreindruck war überwiegend positiv", so Testfahrerin Lara. "Das Rad ist recht wendig, geht gut nach vorn, rollt sehr schnell. Nur die Bremsen fand ich vom ersten Tag an eher schlecht." (Siehe auch: "Der größte Aufreger").

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Der Komfort am Heck geht in Ordnung, Gewicht und Rahmen-Steifigkeiten sind gut.

Die größte Überraschung

"Wie oft ich auf das Rad angesprochen wurde", schmunzelt Lara, "egal ob bei einem Besuch bei der Tour de France, bei Amateur- oder Hobbyrennen – immer wieder haben Leute das Rad intensiv begutachtet und positives Feedback gegeben. Das habe ich so noch nie erlebt!"

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ROADBIKE/Benjamin Zöller

Hingucker: Die Aero-Rahmenformen, die auffällige Lackierung und die Hochprofilfelgen zogen die Aufmerksamkeit auf sich.

Erfahrungen im Testverlauf

Insgesamt 1528 Kilometer fuhr Lara von Kürten mit dem Enviliv – mehrheitlich in welligem Terrain bei Solo-Trainingsfahrten, aber auch mit Freund Jakob oder in der Gruppe. Highlights waren lange Tagestouren jenseits der 100 Kilometer im Schwarzwald und in den Vogesen. Dabei wuchs Testfahrerin Lara das Enviliv richtiggehend ans Herz: "Mir fällt es sehr schwer, mich von dem Rad zu trennen, am liebsten hätte ich es behalten – es macht einfach viel Spaß, trifft die goldene Mitte aus Speed und Laufruhe, Gewicht und Komfort."

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ROADBIKE/Benjamin Zöller

Sattel und auch das Cockpit sind frauenspezifisch – und ernteten viel Lob von Testfahrerin Lara.

Diesen persönlichen Eindruck bestätigen die Werte von den ROADBIKE-Prüfständen: Sowohl mit 7,6 Kilogramm für das Komplettrad ohne Pedale als auch mit 320 N/mm Komfort am Heck liefert das Enviliv gute, wenn auch nicht herausragende Werte, die in der Praxis einem großen Nutzerinnenkreis entgegenkommen sollten. Zum sportlichen Fahreindruck tragen die mit 2674 Gramm Komplettgewicht recht leichten Laufräder stark bei. "Positiv: Trotz der 50-mm-Felge fahren sich die Laufräder sehr stabil", so das Urteil von Lara.

Der größte Aufreger

Zweifellos die Sram Force-Bremse. "Von Tag eins an war die Bremsleistung eher schwach", klagt Testfahrerin Lara. "Anfangs dachte ich, das System ist halt noch nicht eingebremst, aber es wurde im Testverlauf kaum besser. Vor allem die vordere Bremsscheibe hat geruckelt und vibriert, was sich bei längeren Abfahrten auf das ganze Rad übertragen hat. Je heißer die Scheibe wurde, umso stärker hat sie auch geknackt. Insgesamt eher unangenehm.

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ROADBIKE/Benjamin Zöller

Die Sram Force AXS-Gruppe gefiel mit knackigen Gangwechseln und geringem Verschleiß – die Bremse ruckelte allerdings vergleichsweise stark, die Vibrationen übertrugen sich auch auf das Rad. Mit anderen Scheiben war das Problem sofort verschwunden. Kein Fehler von Liv, dennoch ärgerlich.

Erfreulich: Mit neuen Scheiben war das Problem sofort weg." ROADBIKE-Werkstattchef Jens Kraft schmirgelte die Bremsbeläge ab und stellte einen leichten Schmierfilm auf den Scheiben fest, dessen Ursache nicht eindeutig zugeordnet werden konnte. Ein Ärgernis an einem neuen Rad und bedauerlich für Liv, für Sram, vor allem aber für Lara als betroffene Nutzerin. Davon abgesehen funktionierte die Sram Force AXS einwandfrei.

"Ein Toprenner – wendig, schnell und auch optisch ein Hingucker. Nur die stotternde Bremse hat genervt – für unsichere Abfahrerinnen wäre die ein Super-GAU ..." Lara von Kürten, Testerin

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Die 50-mm-Carbonfelgen fahren sich auch bei Seitenwind recht stabil, die 25 mm schmalen Reifen sind werkseitig tubeless und mit Dichtmilch montiert.

Versprechen gehalten? Alle Punkte im Check

Wettkampfrad: Da gibt es nichts zu deuteln – das Enviliv liebt Geschwindigkeit, gefällt mit geringem Gewicht und hohen Steifigkeiten und ist ein heißer Tipp für ambitionierte Wettkämpferinnen. Allerdings sollten diese entweder über ordentlichen Bums in den Beinen verfügen oder bei eher flachen Rennen am Start stehen, denn die Übersetzung ist fast schon zu konsequent auf Wettkampf ausgelegt: Mit 48/35er-Kurbel und vor allem 10–28er Kassette machen längere und/oder steilere Anstiege wenig Spaß, von Alpenpässen/-radmarathons ganz zu schweigen.

Verbesserte Aerodynamik: Aero-Rohrformen, Systemintegration, Hochprofillaufräder – Liv spielt alle Karten für ein schnelles Rennrad aus. In der Praxis spürt man die Aero-Optimierung: im eigenen Drang, auch wegen des starken Vortriebs des Rads immer Höchstgeschwindigkeit anzupeilen. Oder am hohen Durchschnittstempo.

Frauenspezifische Anbauteile: "Im Großen und Ganzen ja", urteilt Testfahrerin Lara von Kürten, "der Sattel ist sehr bequem, auch der Lenker liegt mit angepasstem Drop und Reach sehr gut in der Hand, die Griffe selbst könnten Frauen mit kleinen Händen aber zu groß sein."

Das ROADBIKE-Magazin testet das Liv Enviliv Advanced Pro Disc.
ROADBIKE/Benjamin Zöller

Wendig und doch laufruhig mit hohem Sicherheitsgefühl: Das Enviliv trifft fahrdynamisch eine goldene Mitte.

Liv Enviliv Advanced Pro AXS

  • Preis: 7199 Euro
  • Gewicht: 7,6 kg* (Gr. M)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Gruppe: Sram Force AXS, 48/35-Leistungsmesskurbel, 10–28er-Kassette
  • Laufräder: Giant SLR 1 Carbon 50 mm
  • Reifen: Cadex Race, 25 mm, tubeless
  • Cockpit: Liv Contact SLR Aero Carbon
  • Sattel/Stütze: Giant Vector Carb., Liv Alcara SLR

*Komplettrad ohne Pedale

Liv hatte das EnviLiv Advanced Pro 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt. Hier der Artikel von damals:

kurz und knapp

  • Liv präsentiert das neue Aero-Rennrad EnviLiv mit Scheibenbremsen
  • es wird zwei Modelle mit Ultegra bzw. Ultegra Di2 Schaltung geben
  • Preise: 4.299 Euro und 5.499 Euro

Aus Liv Envie wird EnviLiv

Die Version ohne Scheibenbremsen wurde für das kommende Jahr schon überarbeitet, nun gibt es für Frauen auch ein neues Aero-Rennrad mit Scheibenbremsen. Die aggressive Geometrie, der steife Carbon-Rahmen und das im Windkanal optimierte aerodynamische Design sollen Frauen zu neuen Höchstleistungen verhelfen.

"Die EnviLiv Advanced Pro Disc ist die Weiterentwicklung der Envie Advanced Aero Race Line und umfasst alle Elemente, nach denen Fahrerinnen bei einem Hochleistungs-Rennrad suchen", sagte Ludi Scholz, Liv Global Category Manager.

Aero, extra für Frauen

In Zusammenarbeit mit ihrem Frauen-Profi-Team Sunweb wollte der Frauen-Radhersteller Liv sowohl ein renntaugliches als auch frauenspezifisches Rad entwickeln: Rahmen und Anbauteile des Enviliv Advanced Pro Disc sind extra auf Frauen ausgerichtet, darunter zum Beispiel das neue Cockpit mit integriertem Aero-Lenker und Vorbau. Er soll extra für schmalere Frauenschultern in der Breite angepasst und flacher sein als herkömmliche Kombinationen.

"Mit seinem leichten, im Windkanal bewährten aerodynamischen Design, den hydraulischen Scheibenbremsen, einem Shimano Di2-Antrieb und der neuen GIANT-Kurbel mit zweiseitigem Leistungsmesser wird dieses Bike die Bikerin über ihre bisherigen Leistungsgrenzen hinaus bringen" erklärt Ludi Scholz weiter.

Die wichtigsten Infos zum neuen Liv EnviLiv Advanced Pro Disc

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Liv
EnviLiv Advanced Pro 0 Disc

In Deutschland werden zwei verschiedene Modelle der neuen EnviLiv-Räder verfügbar sein.

EnviLiv Advanced Pro 0 Disc

  • Größe: XS–M
  • Antrieb: Shimano Ultegra (Di2)
  • Bremsen: Shimano Ultegra, 140-mm-Bremsscheiben
  • Wattmesskurbel: Giant Power Dual-Side-Power-Meter
  • Laufräder: Giant SLR 1 Aero Disc Laufrad-System (42mm Felgenhöhe vorne, 65mm hinten)
  • Preis: 5.499 Euro
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Liv
EnviLiv Advanced Pro 1 Disc

EnviLiv Advanced Pro 1 Disc

  • Größe: XS–M
  • Antrieb: Shimano Ultegra
  • Bremsen: Shimano Ultegra, 140-mm-Bremsscheiben
  • Keine Wattmesskurbel
  • Laufräder: GIANT SLR 1 Aero Disc Laufrad-System (42mm Felgenhöhe vorne, 65mm hinten)
  • Preis: 4299 Euro
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Erscheinungsdatum 09.04.2024