Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich
Leistungsgesellschaft

Inhalt von

Weniger trainieren, schneller Rad fahren. Was wie ein Widerspruch klingt, ist dank mobiler Leistungsmessung möglich. RoadBIKE zeigt Ihnen, wie's funktioniert.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - AUFMACHER
Foto: Daniel Geiger

Sie trainieren immer noch nach Gefühl oder Herzfrequenz? Dann sind Sie allerdings schon lange nicht mehr am Puls der Zeit. Schon gar nicht auf dem neuesten Stand der Trainingswissenschaft. Denn die hat erkannt: Mit Hilfe von Wattzahlen lässt sich das wahre Leistungsvermögen auf dem Rennrad sehr gut beleuchten und effizient entwickeln. Wer nach Watt fährt, kann seine Trainingsbereiche und -intensitäten präzise ansteuern und sich so viel schneller verbessern.

Voraussetzung für solch ein professionelles Training ist neben der Bestimmung der persönlichen Trainingsbereiche die Verwendung eines Leistungsmesssystems – auch Powermeter genannt. Während in der Vergangenheit fast ausschließlich Profis auf die Zahlen aus der kleinen Box am Lenker vertrauten, scharen sich jetzt auch immer mehr Hobby- und Amateursportler in der "Leistungsgesellschaft".

RoadBIKE hat fünf aktuelle Messgeräte einem ausgiebigen Test unterzogen und diese Modelle zusammen an einem Rad installiert. Das garantiert Vergleichbarkeit. Im Testfeld befinden sich mit dem HAC 5 von CicloSport und dem CS 600 von Polar zwei günstige Einsteigermodelle. Dazu die mittelpreisige CycleOps PowerTap und das ergomo System sowie die teure SRM-Profi-Kurbel. Alle fünf Geräte versprechen mobile Leistungsmessung, eine wirklichkeitsgetreue Aufzeichnung der Tretleistung.

Doch wie trainiert man nach Watt? Und welches System passt eigentlich zu welchem Sportler? RoadBIKE klärt auf.

Leistung – was bedeutet das eigentlich?

Theorie:
Leistung ist definiert als Arbeit bzw. Energie, die pro Zeit verrichtet oder umgesetzt wird. Da im reinen Erreichen des Ziels keine Angabe über die Zeit steckt, kann auch keine Aussage über die Leistung im physikalischen Sinn gemacht werden. Die Arbeit ist das Endprodukt, der Sportler hat seinen Körper vom Start ins Ziel bewegt. Auf dem Weg dorthin hat er eine Menge Energie aufwenden müssen. Könnte man diese gleichmäßig über den Zeitstrang der Bewegung verteilen wie Sand, stünde die Dicke der Sandschicht für die Leistung. Ist der Sportler schneller im Ziel, wird der Zeitstrang kürzer. Da aber die Arbeit und damit der Sand der gleiche bleibt, muss der Sand dicker gestreut werden. Schnellere Zeit bedeutet also höhere Leistung.

Praxis:
Auf dem Rennrad errechnet sich die Leistung aus dem Verhältnis von Kraft, die der Fahrer aufs Pedal bringt, und der Trittfrequenz. Selbst wer kleine Gänge tritt, kann also viel Leistung produzieren. Nebenstehende Leistungsdaten sollen orientieren. Man bedenke dabei: Wer auf dem Rad 200 Watt tritt, produziert gleichzeitig über 600 Watt an Wärme — der menschliche Organismus setzt also 25 Prozent seiner erbrachten Leistung in Vortrieb um.

RB Fünf Leistungsmesser im Vergleich - Was bedeutet Leistung? - Watt
Daniel Geiger

Trainingstipps

Übung:
Suchen Sie sich für erste Fahrversuche mit Ihrem Powermeter eine minimale Steigung. Versuchen Sie nun ohne Schwung ganz gleichmäßig gegen den Pedalwiderstand zu treten, um ein Gefühl für Ihre Leistungs- bzw. Trainingsbereiche zu kriegen.

Druckgefühl:
In den ersten Wochen fehlt noch das Gefühl für die konstante Leistung. Konzentrieren Sie sich auf das Druckgefühl am Fußballen und versuchen Sie, bei jedem Tritt den gleichen Gegendruck zu spüren.

Schalten:
Wenn Sie die Trittfrequenz halten wollen, bedeutet das extrem häufiges Schalten. Nicht wundern, das ist ganz normal. Ändert sich die Topographie rechtzeitig schaltbereit sein und den Gang anpassen.

Wiegetritt:
Montieren Sie das Display so, dass Sie es auch im Wiegetritt sehen können. Halten Sie im Wiegetritt auch möglichst genau Ihre Zielzone ein.

Bremsklotz:
Fahren in der Gruppe erfordert Selbstdisziplin. Wer streng nach Leistung fährt, ist an Steigungen oft elend langsam und pedaliert bergab der Gruppe davon.

So testet RoadBIKE Leistungsmesser

Straße:
Ein Auge stets auf der Straße, mit dem anderen die Displays im Blick sammelten die Tester auf 800 Kilometern Daten in allen Leistungsbereichen und mit sämtlichen Übersetzungen, die ihnen möglich waren. Alle fünf Geräte am selben Rad garantierten dabei absolut identische und somit vergleichbare Voraussetzungen bei der anschließenden Computerauswertung. Neben den Daten aus dem PC flossen auch die Beobachtungen der Tester während der Fahrt in die Analyse mit ein.

Anstieg:
Das SRM-System erwies sich beim akribischen Test an einer steilen Steigung am Stuttgarter Herdweg als genauestes – weshalb es zum Referenzgerät auserwählt wurde. Dazu fuhr ein Tester die steilste Passage des WM-Kurses in Stuttgart mehrmals im Schritttempo und mit 10 Bar in den Reifen hinauf. Luft- und Rollwiderstand sind so zu vernachlässigen. Aus dem Höhenunterschied, der Strecke, Zeit und dem Gesamtgewicht ist es nach einer physikalischen Formel genau möglich, die erbrachte Leistung zu errechnen.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - So testet RoadBIKE Leistungsmesser Radfahrer 1
Daniel Geiger
RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - So testet RoadBIKE Leistungsmesser Radfahrer 2
Daniel Geiger
Radrennbahn: RSV Öschelbronn/Gäufelden Länge/Neigung: 200m/42°

Radrennbahn:
Auf öffentlichen Straßen unmöglich, auf einer Radbahn schon: Konstante Bedingungen über einen langen Zeitraum garantieren vergleichbare Durchschnittswerte. RoadBIKE verglich die Messwerte aller Geräte auf der Radrennbahn.

Im Detail: Ciclosport HAC 5

In der Theorie ist es tatsächlich möglich, aus der Geschwindigkeit und dem Höhenunterschied zwischen zwei Messpunkten die realis­tische Leistung eines Radfahrers zu errechnen (siehe "So testet RoadBIKE"). Dazu müssen aber Gewicht von Fahrer und Rad, der Luft- und Rollwiderstand sowie die Reibung der Kette und Lager in die Formel einfließen. Die Gewichte lassen sich beim HAC 5 zwar einprogrammieren, alle übrigen Werte aber gibt Ciclosport vor. Dass darin eine riesige Fehlerquelle liegt, merkt der Fahrer sofort, wenn er auf die erste Gegenwindböe trifft. Obwohl der Radsportler die Leistung erhöht, um die Geschwindigkeit zu halten, reagiert die Wattanzeige des HAC 5 nicht. Demnach bleibt auch die Anzeige auf dem identischen Wert stehen. Gleiches gilt umgekehrt auch für Rückenwind. Man bedenke: Der Luftwiderstand macht etwa vier Fünftel aller Widerstände beim Radfahren aus. Ändern sich die Windverhältnisse, bezieht die Rechnung das nicht mit ein.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - Ciclosport HAC 5
Daniel Geiger
Ciclosport HAC 5: Vermittelt immerhin ein Gefühl für Leistung.

Vorteile:

Gut gefiel das Display, dessen drei Zeilen mit fast jeder der vielen Funktionen belegbar sind. Praktisch – die graphische Darstellung der aktuellen Herzfrequenz mit Lage zwischen Ober- und Untergrenze informiert blitzschnell. Weitere sinnvolle Pulsfunktionen und ein bis zu 120 Stunden fassender Speicher sind an Bord. Dazu sind die Sensoren für Geschwindigkeit und Trittfrequenz in drei Minuten montiert. Die Höhenfunktion erwies sich im Test als extrem genau.

Nachteile:

Weil der HAC 5 nicht misst, sondern rechnet, hat die Power-Anzeige nicht viel mit der tatsächlichen Leistung zu tun, sondern vermittelt Anfängern bestenfalls ein Gefühl für den Faktor Leistung. Besonders die Anfälligkeit gegen Wind aus jeglicher Richtung wurde im Praxistest immer wieder deutlich. Die durchschnittliche Abweichungen von 30 Watt zur Referenz während einer dreistündigen Grundlagenfahrt hielt sich allerdings noch in Grenzen. Bei Gegenwind aber unterschlug die Anzeige gerne mal 200 Watt und mehr. Auch bergauf mussten die Steigungsprozente über 16 klettern, ehe sich die Werte dem Referenzgerät annäherten. Einziges sonstiges Manko: Der Druckpunkt der Tasten ist bei kalten Temperaturen kaum zu spüren.

Fazit:

Die in diesem Test im Fokus stehende Leistungsfunktion kann nicht
zur genauen Trainingssteuerung genutzt werden. Die Abweichungen sind
viel zu groß. Auch Durchschnittswerte über lange Zeiten sind zu ungenau.
Als Multifunktionscomputer sehr gut. Ansonsten eröffnet der HAC 5 Einsteigern
ein Gefühl für Leistung. Für ambitionierte Sportler, die ernsthaft
wattgesteuert trainieren möchten, ist er dagegen nicht zu empfehlen.

Daten:

Im Detail: CycleOps Power Tap

Als einziges Gerät im Test misst die PowerTap die Leistung an der Hinterradnabe. Die reine Messtechnik ist aber ähnlich zu der SRM, das die Leistung in der Kurbel misst. Das zentrale Element bei beiden sind sogenannte Dehnmessstreifen – vorzustellen als eine kleine Folie mit elektrischen Kontakten. Die wird bei CycleOps auf ein metallenes Bauteil der Nabe geklebt, das die Tretkraft vom Freilauf auf den Nabenflansch überträgt. Dieses Metallteil verformt sich je nach anliegender Kraft mehr oder weniger – alles im mikroskopischen Bereich. Mit ihm dehnt sich auch die Folie und verändert dabei ihre elektrische Leitfähigkeit. Diese Änderung rechnet der Computer vereinfacht in die Leis­tung um. Über eine Funkstrecke zur Empfänger-Flosse am Hinterbau gelangen die Daten via Kabel zum Computer am Lenker.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - CycleOps Power Tap
Daniel Geiger
CycleOps Power Tap: Unterschlägt Leistungsspitzen.

Vorteile:

In Messbereichen, in denen Hobbysportler ihr Ausdauertraining absolvieren, lagen die Abweichungen zum Referenzgerät von SRM bei nur sechs Prozent, und zwar unterhalb des Referenzwertes. Die Prozedur, um vor der Fahrt den "Nullwert" einzustellen, ist trotz schlechter Anleitung genauso unkompliziert wie die Bedienung des Displays. Der Speicher hat richtig viel Platz für Daten.

Nachteile:

Bei harten Belastungen um 450 Watt unterschlug die Elektronik auftretende Kraftspitzen, so dass die Durchschnittswerte bis zu neun Prozent zu niedrig waren. Auch die Ausschläge bei Sprints zeigten sich flacher, im Einzelfall stutzt die Messung einen Maximalwert von über 1200 Watt auf 800. Watt-Neulinge sollten sich nicht vom nervös schwankenden Anzeigewert irritieren lassen. Mit der Software lässt sich einstellen, in welchem Takt sich die Werte erneuern. Das Programm ist auf Englisch.

Fazit:

Die PowerTap ist etwas ungenauer als das Referenzgerät, aber mit allen gängigen Gruppen kombinierbar. Dazu ist sie leicht von Rad zu Rad zu wechseln. Allerdings ist die Hinterradnabe mit den meisten Sys­temlaufrädern nicht kompatibel. Fahrer ohne Interesse an ihrer genauen Spurtleistung können getrost nach den Werten trainieren. Nennenswerte Ungenauigkeiten treten nur bei Belastungsspitzen auf.

Daten:

1) Gewicht Hinterradnabe + Computer, 2) Gewicht Innenlager + Computer, 3) Gewicht Kurbelsatz + Computer
*Herstellerangabe/Abweichung von der tatsächlichen Leistung/Maximalwerte, **Herstellerangabe/Abweichung von der tatsächlichen Leistung/nicht möglich, da Referenzgerät

Im Detail: Ergomo System

Der ergomo-Sensor ist der unauffälligste im Testfeld. Er befindet sich im eigens konstruierten Innenlager, das penibel ins Tretlagergehäuse der Rahmens eingebaut werden muss. Im Inneren erzeugen kleine Lichtschranken auf der linken und rechten Seite der Achse je nach deren Drehgeschwindigkeit ein gleichmäßig pulsierendes Signal. Diese beiden Pulse laufen absolut synchron – beim Treten aber wird durch die Kraft des Fahrers die Tretlager­achse in sich minimal verdreht. Die Elektronik kann eine Verwindung schon von 0,0025 Grad erfassen und mit der Trittfrequenz in die Leis­tung umrechnen. Die Übertragung aller gemessenen Daten erfolgt über eine Kabelverbindung.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - Ergomo System
Daniel Geiger
Ergomo System: eingeschränkte Kurbelwahl.

Vorteile:

Die Aufzeichnungen des ergomo decken sich nahezu mit denen des Referenzgerätes. Tendenziell zeigt es vier bis fünf Prozent zu viel an. Besonders bei den Maximalwerten spricht sein Sensor schneller an und zeigt sehr genaue Werte an. Hat man sich erst die Funktionen der unbeschrifteten Tas­ten gemerkt, navigiert man mühelos durch alle Menüs. In einem Untermenü lässt sich auch der Glättungsfaktor für die Leistungsanzeige höher einstellen. Damit reagiert der Wert im Display weniger zackig auf Kraftveränderungen (Tipp: Wert auf 4 stellen). Optik und Gewicht des Rades bleiben nahezu unverändert.

Nachteile:

Das System schränkt in der Kurbelwahl ein. Das ergomo-Innenlager ist mit neuen Hollowtech II Kurbeln nicht kompatibel. Der Fahrer muss auf technisch veraltete Vierkant-, Isis oder Octalink-Varianten zurückgreifen. Bei der Montage ist Genauigkeit gefordert – ein frisch geschnittenes Gewinde sowie plangefräste Schalen sind Voraussetzung für exakte Messwerte. Zusammen mit einem streng vorgeschriebenen Montagedrehmoment bedeutet das den Einsatz von Spezialwerkzeugen. Die wichtige Resetprozedur vor jeder Fahrt ist umständlich – genauso wie das Setzen von Intervallen.

Fazit:

Ist das Innenlager fachmännisch montiert, liefert das Gerät zuverlässige Daten. Mit seinem moderaten Preis ist das Ergomo trotz kleiner Messabweichungen und nicht ganz ausgereifter Analysesoftware äußerst attraktiv. Hobby- und Rennfahrer können damit zuverlässig wattgesteuert trainieren. Einziger gravierender Nachteil: Der Einsatz mit modernen Kurbeln neuester Technik ist bislang nicht möglich.

Daten:

1) Gewicht Hinterradnabe + Computer, 2) Gewicht Innenlager + Computer, 3) Gewicht Kurbelsatz + Computer
*Herstellerangabe/Abweichung von der tatsächlichen Leistung/Maximalwerte, **Herstellerangabe/Abweichung von der tatsächlichen Leistung/nicht möglich, da Referenzgerät

Im Detail: Polar CS600 + Power Output Sensor

Der eigentliche Sensor sitzt auf der rechten Kettenstrebe und enthält einen Elektromagneten, der seine Wellen senkrecht nach oben aussendet. Durch dieses Feld läuft die Radkette und reflektiert einen Teil. Im Prinzip funktioniert die Messung wie eine Geige. Der Polar-Sensor steht für den Geigenkörper, die Kette für eine Saite: je straffer sie gespannt ist, desto schneller schwingt sie. Je heftiger das Kettenblatt an der Kette zieht, desto weniger, dafür aber schneller vibriert sie in vertikaler Richtung. Die Frequenz wird vom Magnetfeld erfasst, aufgezeichnet und über eine Formel in die tatsächliche Leistung umgerechnet.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - Polar CS600 + Power Output Sensor
Daniel Geiger
Polar CS600 + Power Output Sensor: Ungenau in oberen Leistungsbereichen.

Vorteile:

Trotz surreal klingender Messmethode weicht der Leistungswert im Grundlagenbereich nur zwei bis drei Prozent vom Referenzgerät SRM ab. Die Anzeige reagiert mit kleiner Verzögerung auf Laständerungen – sehr angenehm für Watt- Novizen. Das Gerät bedarf keines Resets vor Fahrtantritt und ist unanfällig gegen Temperatur- unterschiede. Extras wie die Anzeige der Rechts-Links-Verteilung der Leistung oder Bewertung der Tretökonomie sind wissenschaftlich nicht haltbar, motivieren aber zu einem bewussteren Bewegungsablauf.

Nachteile:

Sobald über 300 Watt getreten werden, gibt das Gerät sehr ungenaue Ergebnisse wieder. Gleichmäßige Mehrleistungen zeigt der Polar noch mit 15 Prozent Einbußen an, Werte von Spurts sind nicht mehr zu gebrauchen. Hebt man die Kette aufs große Blatt und damit weiter vom Sensor weg, liegt es an der Kettenlinie, welche Signale noch am Computer ankommen. Im größten Gang kamen Abweichungen von 600 Prozent vor. Die Montage ist eigentlich einfach. Aber die Sensorausrichtung sowie die Eingabe von Kettenlänge und Gewicht muss sehr gewissenhaft erledigt werden. Bereits nach rund 70 Betriebsstunden braucht der Sensor neue Batterien.

Fazit:

Das Set von Polar öffnet vor allem für Einsteiger die Tür in die Welt der Leistungsmessung – und das zu einem moderaten Preis. Neben den bekannt guten Eigenschaften als Puls- und Radcomputer bietet das Gerät präzise Ergebnisse im Leistungsbereich bis 300 Watt: Ideal für effektives Grundlagen- und Ausdauertraining. Für Intervalltraining und in hohen Leistungsbereichen liefert das Gerät allerdings zu ungenaue Werte.

Daten:

1) Gewicht Hinterradnabe + Computer, 2) Gewicht Innenlager + Computer, 3) Gewicht Kurbelsatz + Computer
*Herstellerangabe/Abweichung von der tatsächlichen Leistung/Maximalwerte, **Herstellerangabe/Abweichung von der tatsächlichen Leistung/nicht möglich, da Referenzgerät

Im Detail: SRM Powermeter

Die Kurbeln von SRM sind aus dem Profi-Radsport und der Leistungsdiagnostik längst nicht mehr wegzudenken. Die Jülicher bieten passende Modelle für jeden gängigen Innenlagertyp auf dem Markt an. Im Gehäuse der Kurbeln steckt aber stets die gleiche Messtechnik: Dehnmessstreifen nehmen kleinste Verformungen im Antrieb auf und rechnen diese in Verbindung mit der Trittfrequenz in Leistung um. Die Sensoren sitzen beim SRM auf dem Kurbelstern zwischen Innenlagerachse und Kettenblättern. Bei der im Test verwendeten Profi-Version – erhältlich sind die Modelle Amateur, Profi und Wissenschaft – sind es vier Messstreifen, die laut Hersteller keine Abweichung von mehr als zwei Prozent zulassen. Die Kurbel sendet die Daten an einen Empfänger, der einfach unters Tretlager geschraubt wird. Von dort verläuft ein Kabel zum Computer. Ab Februar 2008 gibt es die ersten drahtlosen SRM-Modelle.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - SRM Powermeter
Daniel Geiger
SRM Powermeter: Immer noch die Referenz.

Vorteile:

Das SRM-System arbeitet extrem genau. In den penibel durchgeführten Versuchen kamen die Tester auf Abweichungen von nur 0,1 bis 1 Prozent (siehe "So testet RoadBIKE"). Der Computer zeigt alle relevanten Daten gleichzeitig und trotzdem übersichtlich an. Im Gegensatz zu ergomo und PowerTap reagiert die Leistungsanzeige ruhig auf kurzfristige Veränderung, da die Daten rechnerisch gut geglättet, das heißt beruhigt werden. Die Bedienung, auch während der Fahrt, ist intuitiv, Bedienfehler und ein Löschen der Daten sind praktisch ausgeschlossen. Die modernen Geräte wiegen kaum mehr als Standardkurbel und Tacho, die Akkulebensdauer der Kurbel ist akzeptabel. Die vor jeder Fahrt nötige "Eichung" ist in Sekunden fertig.

Nachteile:

Das SRM ist mit knapp 2900 Euro sehr teuer. Der Batterietausch (50 Euro) der Kurbel muss vom Hersteller vorgenommen werden. Dabei sollten auch die Sensoren neu kalibriert werden. Da das System keinen Höhenmesser hat, fällt es schwer, am PC die Strecke ohne Profil bei der Auswertung nachzuvollziehen. Das Display ist nicht individuell programmierbar.

Fazit:

Im RoadBIKE-Test war das SRM-System das genaueste, aber auch das teuerste. Vor allem an der Datenaufbereitung, die völlig auf Leistungswerte ausgerichtet ist, merkt man sehr deutlich: Dieses Trainingssystem ist ein wissenschaftliches Gerät mit professionellem Hintergrund – aber nicht ausschließlich nur für Profis. Manko: Die nicht vorhandene Höhenmessung und die fehlende Flexibilität in der Display-Programmierung.

Daten:

1) Gewicht Hinterradnabe + Computer, 2) Gewicht Innenlager + Computer, 3) Gewicht Kurbelsatz + Computer
*Herstellerangabe/Abweichung von der tatsächlichen Leistung/Maximalwerte, **Herstellerangabe/Abweichung von der tatsächlichen Leistung/nicht möglich, da Referenzgerät

So profitieren Amateure von watt-gesteuertem Training

Wer wie die meisten Hobbysportler nach Puls und nicht nach Watt trainiert, verschenkt viel Energie. Hinter der Wattzahl versteckt sich nämlich weit mehr als eine bunte Kurve auf dem Computermonitor.

Training nach Watt bedeutet in kürzerer Zeit effizienter die eigene Form zu verbessern. Denn leistungsgesteuertes Training lässt sich viel genauer und effektiver lenken, als wenn nur die Herzfrequenz die Grundlage der Trainingsplanung und -kontrolle bildet.

Warum? Im Vergleich zum Puls liefert die Messung der Leistung Ergebnisse, die unabhängig von äußeren Einflüssen sind. "Faktoren wie Ernährung, Stress, Kälte und Wärme beeinflussen die Herzfrequenz", sagt Robert Lechner von der European Bike Academy (EBA). Vor allem aber reagiert der Puls sehr träge auf Belastungsänderungen. "Ein großer Nachteil bei besonders intensiven Einheiten wie einem Intervalltraining", sagt Lechner. Hier spielt der Pulsschlag überhaupt keine trainingsrelevante Rolle.

Was sich auf den ersten Blick wie eine Grabrede auf das pulsgesteuerte Training liest, stellt sich auf den zweiten Blick als nur halbrichtig heraus. Denn auch beim Training nach Watt kommt der Puls hier und da zum Einsatz. Nicht als Lenker, sondern als zusätzlicher Überwacher. Die Trainingsbereiche nach Leistung sind im Prinzip die gleichen, die man herzfrequenzgesteuerten Training kennt.

Beim leistungsgesteuerten Training dagegen werden die Trainingsfenster für Grundlagenausdauer, Entwicklungsbereich und Spitzenbereich nur in Watt angegeben. Welche Vorteile hat das? Die Bereiche lassen sich genau ansteuern, und auch extreme Intervalle sind exakt zu fahren. Beobachtet man dann noch das Zusammenspiel von Leistung und Herzfrequenz lassen sich weitere wichtige Informationen aus dem Datenpool ableiten. Sinkt der Puls im Verlauf von Wochen bei gleicher Leistung langsam und stetig, bedeutet das einen Trainingseffekt, das Programm war erfolgreich. Steigt oder sinkt das Verhältnis abrupt, ist dies ein Frühwarnzeichen für Infektionen oder Überbelastung.

Vorteile, die überzeugen. Vorteile, die Lust machen, sich an den Wattzahlen zu orientieren. Doch vor dem Training nach Leistung steht die Leistungsdiagnostik. Schließlich müssen die individuellen Zielfenster definiert werden. "Je nach Sportlertyp und Leistungsstand können die Ergebnisse stark variieren", sagt Lechner. So genannte Stufentests bieten viele sportwissenschaftliche Institute und andere Einrichtungen in Deutschland an, unter anderem auch die EBA am Chiemsee. Die ermittelten Watt-Werte aus der komplexen Leistungsdiagnostik auf dem Ergometer sind also der erste Schritt, auf dem Weg zu mehr Leistung, bevor der zweite Schritt – das eigentliche Training – folgt.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - Test
Daniel Geiger
Training mit Watt-Technik - davon profitiert jeder Fahrer.

Die getesteten Leistungsmesser im Vergleich

Aber nicht nur Profi- oder Amateur-Fahrer profitieren von der Leistungsmessung. Auch Hobbysportler können dank Watt-Training beachtliche Leistungssprünge vollführen.

Dafür müssen sich Einsteiger nicht gleich, wie Böckelmann, der SRM-Profikurbel anvertrauen. Denn die fünf Geräte im Test unterscheiden sich nicht nur im Preis, sondern auch in Messmethode und -präzision (siehe Einzeltests).

Ciclosports HAC 5 misst die Leistung nicht, er errechnet sie. Aber schon im Grundlagenausdauerbereich stellte RoadBIKE starke Abweichungen zum Referenzgerät von SRM
fest (siehe "So testet RoadBIKE"). Die Messdaten der übrigen Testkandidaten waren in diesem unteren Trainingsbereich akzeptabel. Auch die des Polar-Systems, das die Leistung durch Analyse der Kettenspannung misst.

Reicht der HAC 5 gerade dazu aus, ein erstes Gefühl für den Trainingsfaktor Watt zu bekommen, lassen sich mit dem Modell von Polar Grundlagenausdauer- und Kraftausdauer-Einheiten absolvieren.

Das PowerTap SL von CycleOps rangiert mit 1380 Euro nicht nur in einer viel höheren Preis-, sondern auch in einer höheren Präzisionsklasse. Das liegt an der ausgefeilten Messtechnik über Dehnmessstreifen, die in der CycleOps-Hinterradnabe verbaut sind. Die Ergebnisse sind zuverlässig – allerdings mit Ungenauigkeiten bei Leistungsspitzen. SRM vertraut im Prinzip auf das gleiche Messsystem, nur dass hier die Dehnmessstreifen auf dem Kurbelstern sitzen. Das Resultat: Die präzisesten Werte im Test, höchste Qualität zum höchsten Preis.

Top-Messwerte – fast auf SRM-Niveau – erzielt auch das ergomo pro, das die Leistung über einen Fotosensor im eigens konstruierten Innenlager misst. Ein Gerät für ambitionierte Fahrer zu einem fairen Preis.

Radästheten sollten eins nicht vergessen: Wer sich ein Powermeter an sein geliebtes Rennrad montiert, der betreibt Raubbau an der schönen Optik. Die CycleOps-Nabe, das ergomo-Innenlager oder die original SRM-Kurbel sind Hingucker, aber nicht aufgrund ihrer Schönheit.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich
Daniel Geiger
Ein Leistungsmesser macht aus jedem Rennrad ein wissenschaftliches Gerät, ohne die Fahreigenschaften zu beeinflussen.

Die mitgelieferte Software

Optisch und funktionell unterscheidet sich auch die mitgelieferte Software zur Datenauswertung – ein weiteres Indiz dafür, auf welche Zielgruppe das jeweilige System abzielt. Die Programme von Polar und Ciclosport machen Einsteigern die Auswertung der gesammelten Daten sehr einfach, sind aber arm an weiterführenden, wattspezifischen Analyseoptionen. ergomo und CycleOps bieten den Anwendern erheblich mehr Möglichkeiten, die Optik und die Analysevielfalt der SRM-Software dagegen ist eindeutig auf Hochleistungssport programmiert. Die Daten werden nicht schön, sondern zweckmäßig dargestellt. Aber keine Angst: Sie müssen kein Profi mit Sportdiplom sein, um Software und Zusammenhänge zu verstehen.

Fazit: Für jeden Anspruch gibt's das passende System

Denn Training nach Watt spart Zeit, schützt vor Überlastung und motiviert zu neuen Bestleistungen.

Für Einsteiger in die Welt des wattgesteuerten Trainings eignet sich das Polar C600, das allerdings nur im Trainingsbereich bis 300 Watt, also im Grundlagen- und Kraftausdauerbereich, relativ zuverlässige Ergebnisse liefert.

Ambitionierte Hobbysportler und Amateurfahrer sollten bei der Trainingssteuerung und -überwachung auf den ergomo pro, oder den SRM Profi vertrauen. Ergomo glänzt mit sehr genauen Messwerten und einem für die gebotene Qualität moderaten Preis. Der CycleOps Power Tap liefert genaue Werte und ist problemlos auch an mehreren Rädern einsetzbar.

Die Standards auf dem Feld der mobilen Leistungsmessung setzt aber weiterhin Platzhirsch SRM – das System ist unschlagbar in Sachen Messtechnik und Präzision. Allerdings ist es mit rund 2900 Euro auch sündhaft teuer.

Der Ciclosports HAC 5 taugt nicht wirklich zur anspruchsvollen Trainingssteuerung, bietet sich aber alsvielseitiger Bike-Computer an.

RB Test: Fünf Leistungsmesser im Vergleich - SRM Powermeter
Daniel Geiger
SRM Profi Version: Der unangefochtene Platzhirsch.
Die aktuelle Ausgabe
5 / 2024
 5 / 2024

Erscheinungsdatum 09.04.2024