13 Einsteiger-Rennräder im RoadBIKE-Test
Im Test: 13 Alu-Rennräder für Einsteiger

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Der RoadBIKE-Test von 13 Alu-Rennrädern beweist: Wer einen großartigen Renner zum kleinen Preis sucht, muss nicht auf maximalen Fahrspaß verzichten.

RB 0711 Einsteiger-Rennräder
Foto: Daniel Geiger

Was erwarten Sie von Ihrem Rennrad? Soll es sportlich und richtig schnell sein? Oder eher komfortabel, mit starken Rollerqualitäten für lange Touren?

Oder doch lieber zuverlässig und sicher beherrschbar für die entspannte Feierabend­runde? Egal, wie Ihre Antwort ausfällt: Unter den Alu-Rennern in diesem Test der 1300-Euro-Klasse finden Sie garantiert das richtige!

Unterscheiden sich die Charaktere der Räder in diesem Segment doch oft stärker als bei doppelt so teuren Carbon-Rennern! Der zu Ihren Bedürfnissen perfekt passende Renner muss also nicht die Welt kosten.

Üblicherweise auf dem Niveau von Shimanos 105-Gruppe ausgestattet, müssen Käufer in dieser Klasse nur in einem Punkt Abstriche machen – beim Gewicht. Leichtbau gibt’s nur für deutlich mehr Geld, zwischen 8 und 9 Kilo wiegen die Probanden im aktuellen Vergleichstest.

Breites Angebot

RoadBIKE hatte zu diesem Test weit über 20 Anbieter eingeladen, denn jeder Hersteller hat in dieser Preisklasse ein Modell im Programm. Geliefert wurden nur 13 Räder. Die Absagen wurden teils mit Lieferproblemen begründet.

Erstaunlich, da zum Testbeginn Anfang April, also zum Start der Hochsaison, eigentlich volle Lager zu erwarten sind. Einige Hersteller wollten schlicht kein Test­rad schicken, weil sie den Vergleich mit den Versendern in dieser hart umkämpften Klasse fürchten.

Das ist verständlich, schließlich müssen die Anbieter mit klassischem Vertrieb über ein Händlernetz hier besonders hart kämpfen: Versender bieten vergleichbar ausgestattete Räder gut 300 Euro günstiger an – also rund
25 Prozent!

Um Vergleichbarkeit zu gewährleisten, hat Road­BIKE von den Versendern deshalb Modelle bis maximal 1000 Euro Kaufpreis zum Test angefordert. Alle Räder wurden gemeinsam getestet, Fachhandelsmodelle und Versenderräder aber getrennt gewertet: Deshalb gibt es gleich zwei Testsieger.

Wer einen günstigen Renner kaufen möchte, sollte zunächst für sich entscheiden, ob er im Fachhandel oder im Internet kaufen möchte. Nur wenn Sie bereit sind, auf die Beratung und den Service eines guten Händlers zu verzichten, lohnt sich der Sparkurs auch auf lange Sicht.

Was passt zu mir?

Ist diese Grundsatzfrage geklärt, gilt es gleich die nächste zu beantworten: Welches Rad passt zu mir? Darüber entscheidet in erster Linie der Rahmen. Seine Geometrie gibt vor, ob Sie, je nach Länge des Oberrohrs, sportlich-gestreckt (langes Oberrohr) oder komfortabel (kurzes Oberrohr) sitzen.

Ob die Lenkung, abhängig vom Lenkwinkel, zackiger (steil) oder ruhiger (flach) reagiert. Und ob ein langer Radstand (ab 990 mm) für sichere Laufruhe sorgt. Alle relevanten Messwerte finden Sie, wie üblich, am Ende des Tests in der Geometrietabelle.

Die Auswahl ist bei den günstigen Rennern gewaltig: Vom reinrassigen Renngerät bis hin zum entspannten Tourer reicht die Bandbreite. Warum das so ist?

„Bei Alu-Rahmen kann jeder Hersteller (s)eine individuelle Geometrie schweißen lassen – bei Carbon-Rahmen geben die teuren Formen die Geometrie vor, was weniger Flexibilität und Variationsmöglichkeiten bedeutet“, erklärt RB-Techniker Haider Knall die ausgeprägten Charaktere der Alu-Renner.

Solide Basis für jeden Einsatz

Auch nachdem er die Labormessungen der Rahmen-Gabel-Sets und Laufräder abgeschlossen hatte, war der Techniker voll des Lobs: „Die Rahmen und Laufräder sind alle­samt steif genug für jedes Fahrergewicht.

Das ist auch ein Vorteil, der aus den etwas höheren Gewichten resultiert: Mehr Material bedeutet fast immer auch mehr Steifigkeit.“ Einzige Ausnahme: Haibike verfehlt mit seinem recht leichten Rahmen knapp die Lenkkopfsteifigkeit, die RoadBIKE als für jedes Fahrergewicht ausreichend bewertet. Ein Sicherheitsrisiko bedeutet diese kleine Schwäche nicht.

Vom Gros der Rahmen heben sich zwei Modelle deutlich ab: Giants neuer TCR-Rahmen und, mehr noch, der neue CAAD 10 von Cannondale liegen mit Gewichten weit unter 1500 Gramm, satten Steifig­keiten und hohem Komfort auf einem Niveau, das viele durchschnittliche Carbon-Rahmen nicht erreichen.

„Ein solcher Rahmen ist eine tolle Basis für unterschiedlichste Einsätze“, lobt der RB-Techniker. „Da lohnt es sich auch, später noch mal leichtere Laufräder nachzurüsten!“

Das gilt für die meisten Testräder: Die Basis, also das Rahmen-Gabel-Set, stimmt. Mit wenigen Tuningmaßnahmen ließe sich jeder der Renner weiter aufwerten – etwa mit einer Sattelstütze oder einem Lenker aus Carbon, um den Dämpfungskomfort spürbar zu verbessern.

Die Rennräder in diesem Test:

Aufgefallen: Mängel bei der Montage

Bulls, Cube, Fuji, Ghost und Radon haben ihre Rahmen im Tretlagerbereich nicht nachgearbeitet.

„Dabei ist es bei den aktuellen Kurbelsätzen ganz wichtig, dass die Lager absolut plan und parallel im Rahmen liegen“, erklärt Techniker Knall. „Sonst ist vorzeitiger Lagerverschleiß programmiert.“

Ebenfalls unschön: An den Rädern von Bergamont, Bulls, Fuji und Giant wiesen die Laufräder im Auslieferzustand starke Seitenschläge von mindes­tens einem Millimeter auf, bei Bergamont und Ghost waren die Steuersätze ohne Fett montiert.

Bei Fachhandelsmarken liegt es am Händler, diese Montagefehler zu beseitigen; wer beim Versender kauft, muss das Rad im Schadensfall meist einschicken.

Preiskampf sichtbar gemacht

Solche Patzer lassen auf den Kostendruck schließen, der in dieser Preisklasse herrscht. Dass der noch gestiegen ist – RoadBIKE berichtete schon im Herbst von steigenden Preisen –, ist bei einigen Testrädern an Ausstattung und Preis abzulesen.

Angesichts der engen Kalkulationen sind die Produktmanager kaum mehr in der Lage, an der Ausstattung den Rotstift anzusetzen: Einige der Testräder (Bulls, Cube, Fuji, Ghost, Haibike und Stevens) kosten, ver­glichen mit dem Vorjahresmodell, bei nahezu identischer Ausstattung rund 100 Euro mehr.

Immerhin montieren die Anbieter hochwertige Ausstattungen auf dem Niveau der 105- Gruppe, Bulls und Giant spendieren gar komplette Ultegra-Ensembles. Gut fürs Image, bei den Testfahrten kaum zu spüren: Zwischen Ultegra und 105 liegen keine Welten – was für die neue 105 spricht, die technisch und haptisch der Ultegra stärker ähnelt als ihre Vorgängerin.

Deutliche Kritik gab’s von den Testfah­rern für die billigen Bremsen (unter 105- Niveau) am Cube, Fuji und Radon. Sie lassen sich weniger gut dosieren, was gerade Unerfahrene vor Probleme stellen kann.

Achten Sie beim Kauf also auf eine gruppenreine Ausstattung (siehe Mediashow „Topps & Flops“) – die ist unterm Strich sinnvoller als „Blender“, wie ein hochwertiges Ultegra-Schaltwerk oder ein Satz Top-Reifen, die helfen sollen, über billige „Mogelparts“ hinwegzusehen.

Bei aller Kritik im Detail gab es am Ende doch eine Menge Lob von den Testern – vor allem für die überzeugenden Fahrleis­tungen der teils sehr charakterstarken Test­räder (siehe Testbriefe). Wer hier den zum eigenen Fahrstil passenden Rahmen gefunden hat, bekommt einen echten Spaßgaranten.

Nehmen Sie sich vor dem Kauf auf jeden Fall Zeit für ausgiebiges Probesitzen/-fahren, lassen Sie sich beraten, welches Rad zu Ihnen passt – der schnelle Sportler, der komfortable Roller oder ein gelassener Tourer. Ein Händler, der Sie gut berät, verdient es übrigens auch, dass Sie bei ihm kaufen.

Falls Sie – noch preisbewusster – im Internet kaufen: Nehmen Sie die Telefonberatung der Direktanbieter ausführlich in Anspruch – und fragen Sie vor der Bestellung den verbindlichen Liefertermin ab. Damit der vermeintliche Spaßgarant am Ende nicht zur Spaßbremse mutiert – wenn er Wochen zu spät geliefert wird.

Benotet: Die Rahmen-Gabel-Sets

Sie hilft Ihnen, falls Sie sich für einen der Rahmen in einer anderen Ausstattung interessieren.

In der folgenden Grafik finden Sie die Noten aller 13 getesteten Rahmen-Gabel-Sets:

RB 0711 Einsteiger-Renner - Rahmen-Gabel-Set
RoadBIKE

Die Gewichte der Testräder

Beim Komplettgewicht ist jeweils das Rennrad ohne Pedale angegeben.

Die Laufradgewichte beziehen sich auf eine Paar inklusive Reifen, Felgenbänder, Schnellspanner und Kassette.

RB 0711 Einsteiger-Renner - Gewichte im Vergleich
RoadBIKE

Steifigkeiten und Komfortwerte

Hier finden Sie alle wichtigen Messwerte aus dem RoadBIKE-Prüflabor. Wenn Sie auf das Lupe-Symbol (rechts oben in der jeweiligen Grafik) klicken, öffnet sich eine Großversion.

RB 0711 Einsteiger-Renner - Laufradsteifigkeit
RoadBIKE
RB 0711 Einsteiger-Renner - Tretlagersteifigkeit
RoadBIKE
RB 0711 Einsteiger-Renner - Lenkkopfsteifigkeit
RoadBIKE
RB 0711 Einsteiger-Renner - Komfort
RoadBIKE

So testet RoadBIKE die Einsteiger-Renner

Laborprüfung:

Ausstattung, Geometrie, Gewichte, Steifigkeitswerte – alle im Heft abgedruckten Zahlen und Messwerte ermittelt RoadBIKE im eigenen Prüflabor.

All diese Daten fließen nach festgelegten Bewertungsschlüsseln in die Berechnung der Endnote ein: Zu 50 Prozent errechnet sich die Endnote aus der Summe der im Labor gesammelten Punkte.

Praxistest:

Jedes Rennrad ist anders, jeder Fahrer hat eigene Ansprüche – darum sind mindes­tens drei Tes­ter auf jedem der Test­räder unterwegs.

Auf einer festgelegten Strecke sammeln sie ihre Eindrücke und geben Bewertungen ab – ohne die Daten aus dem Labor zu kennen. Diese Praxisbewertungen bestimmen zu 50 Prozent die Endnote des Rades.

Radkauf beim Versender: Vor- und Nachteile

Positiv: Preis/Ausstattung

Dank Direktvertrieb sparen sich Versender die Marge für den Fachhandel – der Verkaufspreis eines Versenderrades kann daher niedriger ausfallen, alternativ spendiert der Versender seinen Rädern eine im Vergleich zum Fachhandel höherwertige Ausstattung.

Positiv/Negativ: Beratung

Sie findet online oder am Telefon, meist durch geschulte Mitarbeiter statt – und muss deshalb nicht schlechter sein als im Fachhandel. Persönliche Beratung gibt’s bei manchen Versendern sogar in eigenen Geschäften – die allerdings meist nur am Firmensitz liegen.

Negativ: Probefahrt

Nur wenige Versender bieten die Möglichkeit einer Probefahrt an. Wenn, dann oft nur am womöglich weit entfern­ten Firmensitz. Die Geometrietabelle liefert zwar theoretische Eckpunkte zur „Passform“ eines Rennrades, erfordert aber Erfahrung beim finden des passenden Rahmens.

Ngativ: Service

Für Umtausch, Erstservice oder Reparatur muss beim Versender das Rad verpackt und verschickt werden. Um Montage und finales Setup des neuen Renners muss sich der Kunde kümmern (können). Ausnahme: Radon ermöglicht Reparaturen in ausgewählten Rad-Shops.

Fazit: Cannondale macht das Rennen

Das beeindruckend vielseitige Cannon­dale bietet Einsteigern und anspruchsvollen Tourensportlern nicht nur begeisternde Fahrleistungen, der beste Alu-Rahmen der Welt weckt auch Besitzerstolz!

Sportliche Fahrer überzeugt das schnittige Rose. Aber auch Canyon und Giant schicken starke Räder ins Rennen, die locker selbst eine Preisklasse höher noch gut mithalten könnten.

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Erscheinungsdatum 05.03.2024