Günstig gegen teuer: Giant Propel
Giant Propel Advanced Disc gegen Giant Propel Advanced SL Disc

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„Aero total“ lautet das Motto beim Giant Propel. Auf den ersten Blick ähneln sich die günstigste Version und das Topmodell wie ein Ei dem anderen. Was rechtfertigt also den dreifachen Preis?

Eine sehr knackige Fahrerhaltung mit viel Sattelüberhöhung, Aero-Laufräder mit recht hohen Carbon-Felgen und ein Aero-Cockpit als Hingucker – Giant spendiert allen Varianten des neuen Propel Disc die gleichen Features.

Das Einsteigermodell kommt allerdings mit einem Lenker aus Alu und etwas schwereren Laufrädern. Der Preis dafür: angemessene 3799 Euro. Das Topmodell kostet 9999 Euro. Wo liegen, abgesehen von der höherwertigen Ausstattung (statt einer mechanischen Ultegra gibt’s eine elektronische Dura-Ace Di2), die wesentlichen Unterschiede?

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Mit oder ohne Stütze?

Giant setzt bei seinem Topmodell auf eine integrierte Sattelstütze. Nur so sollen minimales Gewicht und möglichst guter Federungskomfort zusammengehen, erklären die Konstrukteure. Wie viel der Sitzdom beim Gewicht ausmacht, lässt sich nur ungefähr sagen – die Stütze herausgerechnet, liegen etwa 100 Gramm zwischen den beiden Rahmen. Klarer Nachteil der fixen Stütze: Sie erschwert den Transport und, einmal abgesägt, ist eine Höhenverstellung nur noch in engen Grenzen möglich .

Gute Nachrichten für Sparfüchse: Die Fahrstabilität der beiden Rahmen-Sets liegt auf fast identischem Niveau. Beide Versionen des Giant Propel sind selbst sehr schweren oder extrem starken Fahrern locker gewachsen. Die Federung ist beim Topmodell zwar rund zehn Prozent besser (Gleiches gilt für die Gabeln), insgesamt aber sind beide Rahmen spürbar hart.

Patt auf der Straße

Bei den Vergleichsfahrten war die Ähnlichkeit der beiden Probanden ebenfalls erstaunlich ausgeprägt: Die kompakte Fahrerhaltung mit starker Überhöhung und die dank kurzem Radstand agile Lenkung machen beide Räder zu wendigen, extrem tempofreudigen Sportskanonen. Wirklich spürbare Unterschiede bescheinigten die Tester dem Topmodell lediglich im Antritt und bei Sprints. Hier machen sich die etwas leichteren Laufräder bemerkbar.

Top oder Einsteiger?

Der konstruktive Aufwand, das Rahmen-Set insgesamt 180 Gramm leichter zu machen, ist auf der Straße nicht spürbar. Schon das günstigste Giant Propel ist ein mitreißender Rennsportler. Das dürfte vor allem Normalverdiener interessieren: Der Mehrpreis bringt rein funktional – abgesehen von der noblen Schaltgruppe – keine wesentlichen Vorteile.

Testfazit kompakt

Die Unterschiede zwischen dem günstigsten und dem teuersten Giant Propel Disc sind in der Praxis kaum erfahrbar – nur die leichteren Laufräder sorgen beim Topmodell für noch mehr Vorwärtsdrang als beim ebenfalls sprintstarken Grundmodell. Die Rahmen sind fast identisch steif, beide in der Praxis allerdings auch wenig komfortabel. Der Gewichtsunterschied beträgt ca. 180 Gramm. Das teure Topmodell ist ein Traum für Anspruchs­ volle, doch der fair kalkulierte Einsteiger dürfte auch ambitionierten Sportlern ausreichen.

Kurz und knapp

Positiv:

  • gut konstruierte Aero-Renner
  • sehr steif
  • schon das Grundmodell ist ein starker Sportler

Note, Ausstattung und Messwerte: Giant Propel Advanced Disc

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Benjamin Hahn
Giant Propel Advanced Disc

Testurteil: Sehr gut (79 Punkte)

Giant Propel Advanced Disc

Preis/Vertrieb

3799 Euro/ Fachhandel

Gewicht*

8,4 kg/1045 g/475 g

Rahmenmaterial

Carbon

Größen

S/M/ML/L/XL

Ausstattung

Schaltgruppe

Shimano Ultegra, 11–28

Kurbelsatz

Shimano Ultegra, 52/36

Bremsen

Shimano Ultegra Disc, 140 mm

Laufräder

Giant SLR 1 Aero Disc Carbon

Reifen

Giant Gavia Race 1, 25 mm

Vorbau/Lenker

Giant Contact SL Aero

Sattel/Stütze

Giant Contact Forward/ Vector Adv.

Profil

Steifigkeit (vorne/hinten)

84 Nm/°/118 N/mm

Federung (vorne/hinten)

458/480 N/mm

Gewicht*

8,4 kg

Set-Gewicht

1569 g

Laufrad-Gewicht**

2974 g

Laufrad-Steifigkeiten (vorne/hinten)

85/79 Nm/°

* Komplettrad ohne Pedale/Rahmen/Gabel ** inkl. Reifen, Achsen, Kassette

Note, Ausstattung und Messwerte: Giant Propel Advanced SL Disc

rb-0218-test-geschwister-duell-giant-propel-advanced-sl-disc-freisteller (jpg)
Benjamin Hahn
Giant Propel Advanced SL Disc

Testurteil: Sehr gut (84 Punkte)

Giant Propel Advanced SL Disc

Preis/Vertrieb

9999 Euro/ Fachhandel

Gewicht*

7,4 kg/997/419

Rahmenmaterial

Carbon

Größen

S/M/ML/L/XL

Ausstattung

Schaltgruppe

Shimano Dura-Ace Di2, 11–28

Kurbelsatz

Shimano Dura-Ace, 52/36

Bremsen

Shimano Dura-Ace, 140 mm

Laufräder

Giant SLR 0 Aero Disc Carbon

Reifen

Giant Gavia Race 0, 25 mm

Vorbau/Lenker

Giant Contact SLR Aero Carbon

Sattel/Stütze

Giant Contact SLR Forward/integriert

Profil

Steifigkeit (vorne/hinten)

83 Nm/°/116 N/mm

Federung (vorne/hinten)

409/441 N/mm

Gewicht*

7,4 kg

Set-Gewicht

1435 g

Laufrad-Gewicht**

2923 g

Laufrad-Steifigkeiten (vorne/hinten)

82/79 Nm/°

* Komplettrad ohne Pedale/Rahmen/Gabel ** inkl. Reifen, Achsen, Kassette

Und das sagt der Hersteller:

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Giant
Marc Kessing, Giant Technisches Marketing

„Wir haben bei unseren Rennrad-Modellen drei Rahmen-Wertigkeiten. Dabei stellt Advanced SL immer die Top-Version dar, das sind die Rahmen, mit denen dieses Jahr der Giro, das Grüne Trikot und die Zeitfahrweltmeisterschaft gewonnen wurden. Hier werden alle Register des Rahmenbaus gezogen, um das leistungsfähigste Produkt in Bezug auf Gewicht, Steifigkeit, Aerodynamik und Komfort zu realisieren.

Dabei kommen ein deutlich aufwendigeres Herstellungsverfahren und die hochwertigsten Carbon-Fasern zum Einsatz. Außerdem zeichnen sich diese Rahmen durch die integrierte Sattelstütze aus, welche mehr Flex bringt und nochmals Gewicht gegenüber einer herkömmlichen Sattelstütze spart.

Die Modelle Advanced und Advanced Pro teilen sich den Rahmen und unterscheiden sich nur durch die Gabel, welche beim Advanced Pro vollständig aus Carbon hergestellt wird. Der Rahmen ist von der Geometrie völlig identisch zu der SL-Variante.“

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5 / 2024
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Erscheinungsdatum 09.04.2024