Im Test: 5 Rennräder für Frauen
Frauen-Rennräder im RoadBIKE-Test

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Schnelle Frauen-Rennräder für lange Strecken: RoadBIKE hat 5 aktuelle Modelle für ambitionierte Rennradfahrerinnen getestet. Der Sommer kann kommen!

Das Testfeld im Überblick

Carbon-Rahmen, Scheibenbremsen, Komfortsattelstützen, zukunftsweisende Federungskonzepte: Frauen-Rennräder (und ihre Fahrerinnen) kommen raus aus der Nische, das zeigt sich schon an der Ausstattung der Räder in diesem Test.

Waren Frauen-Rennräder anfangs – getreu dem Motto „Shrink it and pink it“ – eher klein und niedlich, entwickeln sie sich zunehmend zum Aushängeschild der Hersteller, die auf die Forderungen nach ernst zu nehmenden Sportgeräten reagiert haben. Erfolgreiche Frauen-Profiteams und selbstbewusste Freizeitfahrerinnen haben genau das eingefordert. Ein Blick in die Kataloge der Hersteller zeigt auch: Die allumfassende Kategorie „Frauen-Rennräder“ hat sich diversifiziert. Frauen-Tourer, Frauen-Triathlonräder, Frauen-Racer – jede Fahrerin findet das Passende für ihre Ansprüche, unterschiedliche Ausstattungsvarianten runden die Auswahlmöglichkeiten weiter ab.

Für die aktuelle Ausgabe hat RoadBIKE fünf Touren-Renner für die Langstrecke unter die Lupe genommen. Aus gutem Grund: Die komfortablen Dauerläufer sind die Bestseller unter den Frauen-Rennern.

Warum Komfort?

„Komfort brauche ich nicht, ich will hart und schnell fahren!“, denkt vielleicht manche Fahrerin über diese Entwicklung. Dabei sind Komfort-Rennräder echte Allrounder. Wer nur ein Rennrad besitzen möchte, ist mit dieser Kategorie bestens bedient. Die Räder im Testfeld setzen auf Geometrien, die ausgewogene bis komfortable Sitzpositionen ermöglichen, was lange Tourenfahrten und Marathons angenehmer macht.

Durch spezielle Komfortsattelstützen und sogar Federelemente (Specialized Ruby Comp) schlucken Rahmen und Gabeln Erschütterungen, Vibrationen und alles, was auf Dauer müde macht. Allerdings federt die Komfortsattelstütze des Canyon Endurace WMN CF SL Disc 8.0 so stark, dass sich bei hohen Trittfrequenzen ein leichtes Wippen einstellt. Auch beim Specialized Ruby Comp ist die Federung im Gabelschaft im Wiegetritt spürbar – dieses leichte Mitwippen stört aber nicht.

Bergauf, bergab

Wichtig: Ob für hügelige oder bergigalpine Fahrten, alle Frauenräder im Test sind mit zuverlässigen und gut zu dosierenden Bremsen ausgerüstet – vier der fünf mit Scheibenbremsen. Laut Aussage der Hersteller ist die heiß diskutierte Disc für Frauen bereits selbstverständlich: Rund 75 Prozent der Kundinnen sind von der sicheren Bremsleistung unter allen Bedingungen bei geringeren Handkräften überzeugt – und entscheiden sich für ein Rennrad mit Discs.

Das einzige Rad im Test ohne Scheibenbremsen, das Trek Silque SLR 6 Women’s, bremste bei trockenen Bedingungen zwar vergleichbar gut, büßte aber bei Regen im Gegensatz zu den Mitbewerberrädern spürbar an Performance ein. Mit willigem Vortriebs- und direktem Ansprechverhalten erfreuten im Test vor allem das Scott Contessa Solace 15 Disc und das Canyon Endurace WMN CF SL Disc 8.0. Bergab gefielen besonders das Liv Avail Advanced 2 LTD und das Trek Silque SLR 6 Women’s – dank hoher Laufruhe ohne Abstriche bei der Kurvenagilität.

Beim Klettern zeigten alle Talent, am meisten das Scott Contessa Solace 15 Disc. Kein Wunder, die Räder sind allesamt recht leicht: Die Modelle mit Scheibenbremsen wiegen 7,8 bis 8,8 Kilo, das Trek Silque SLR 6 Women’s mit Felgenbremsen nur 7,6 Kilo.

Klein, mittel, groß?

Die Annahme, dass Frauen generell andere Körpermaße besitzen als Männer, ist ein Mythos. Voneinander abweichende Größen und Formen gibt es bei beiden Geschlechtern. Weshalb also überhaupt spezielle Frauen-Rennräder?

Die Hersteller kommen zu unterschiedlichen Antworten: Während Scott für seine Modelle Unisex-Rahmen mit frauenspezifischen Anbauteilen (Sättel mit Vertiefungen, schmalere Lenker, kürzere Vorbauten und Kurbelarme) verwendet, setzen Canyon (seit dieser Saison), Liv, Specialized und Trek obendrein auf frauenspezifische Rahmen. Optisch fällt vor allem bei den Modellen Liv Avail Advanced 2 LTD, Specialized Ruby Comp und Trek Silque SLR 6 Women’s die geringere Überstandshöhe auf: Das Oberrohr liegt im Verhältnis zur Schritthöhe tiefer. Im Test zeigten sich diese „niedrigeren“ Rahmen agiler in Kurven, und sie waren mit weniger Kraftaufwand zu handeln.

Ob ein spezieller Frauen- oder ein Unisex-Rahmen besser passt, ist von vielen Faktoren abhängig – und bleibt eine individuelle Frage. Die Räder im Test sind sowohl für besonders kleine als auch für eher große Fahrerinnen erhältlich. Alle getesteten Räder gibt es in Größen, die für Körpermaße zwischen 160 und 180 Zentimetern empfohlen werden. Specialized bedient zusätzlich Fahrerinnen ab einer Größe von 1,43 Metern, Canyon, Liv und Trek empfehlen ihre Modelle ab 1,53 Meter Körpergröße. Alle Rahmen sind auch für Frauen über 1,82 Meter erhältlich, bei Scott und Specialized sogar für Fahrerinnen bis zu 1,85 Meter.

Testfazit kompakt

Je mehr Frauen Rennrad fahren und durch ihre Vorschläge und ihr Feedback die Entwicklung weiter am Laufen halten, desto besser können Frauen-Rennräder auch in Zukunft werden. Und mit besseren Rädern steigt der Fahrspaß!

Im Test überzeugte jedes Rad auf seine Art: das besonders komfortable Specialized Ruby Comp, die laufruhigen Modelle Liv Avail Advanced 2 LTD und Trek Silque SLR 6 Women’s, die schnellen und kletterfreudigen Modelle wie das Canyon Endurace WMN CF SL Disc 8.0 und das Scott Contessa Solace 15 Disc. In Sachen Ausstattung und Rahmenmaterial stehen die fünf Frauen-Rennräder nicht hinter vergleichbaren Herrenmodellen zurück.

Den Testsieg angelt sich das bestens ausgestattete Canyon Endurace WMN CF SL Disc 8.0, den Kauftipp verdient sich das günstige Liv Avail Advanced 2 LTD.

Labor und Praxis: So testet RoadBIKE

Daten & Messwerte (50 %): Im Labor misst RoadBIKE auf eigenen Prüfständen die Fahrstabilität und den Federungskomfort von jedem Rahmen-Set und jedem Laufradsatz. Auch die Geometrie wird per Lasermessung genau ermittelt. Alle Bauteile werden gewogen, die Ausstattungen protokolliert. All diese Daten fließen – immer in Abhängigkeit von der Preisklasse und dem Einsatzbereich – in festgelegte Punktebewertungen ein. Dieses Ranking ergibt am Ende 50 % der Endnote.

Praxistest (50 %): Mehrere Testerinnen fahren alle Räder auf einer festgelegten Teststrecke im direkten Vergleich miteinander – ohne die Daten und Messwerte aus dem Prüflabor vorher zu kennen. Nach den Vergleichsfahrten werden diese umfangreichen Praxiserfahrungen in Protokollen festgehalten und mit den Messwerten abgeglichen. Die Summe aller Punkte aus diesen Praxisbewertungen fließt mit 50 % in die Endnote ein.

Die aktuelle Ausgabe
5 / 2024
 5 / 2024

Erscheinungsdatum 09.04.2024