Eine große Gruppe von Rennradfahrerinnen und -fahrern jagt in den Vogesen den Col de la Schlucht hinunter – ich mittendrin. Glatter Asphalt, enge Kurven, weite Kurven, Serpentinen. Das Tempo ist hoch, die Schräglage in Kurven erheblich. Ich klebe an Hinterrädern oder schiebe mich selbst an die erste Position, jage durch Kehren. Unten im Tal belauern wir uns kurz, dann sprinten wir um das Ortsschild von Munster. Gejohle, Übermut, Abklatschen. Kurz darauf denke ich: War das jetzt clever, auf einem mir unbekannten Rad eine mir unbekannte Abfahrt dermaßen runterzudonnern? Wahrscheinlich nicht. Richtig ist aber auch: Mein fahrbarer Untersatz – das neue Izalco Max von Focus – hat exakt gemacht, was ich vorgegeben habe, und dabei maximale Kontrolle und Sicherheit vermittelt. Vor allem aber: Es hat mit seiner Wendigkeit unglaublich Spaß gemacht!
Labor- und Praxistest des Focus Izalco Max 9.9
Der positive Eindruck bestätigt sich in den folgenden Wochen – auf der Straße und im ROADBIKE-Labor: Das Izalco Max punktet mit starkem Vortrieb und giert nach Tempo, folgt ebenso präzise wie vorhersehbar Lenkbefehlen, zieht sportlich-agil in die Kurve und vermittelt nicht zuletzt dank seines steifen Lenkkopfs selbst bei Highspeed jederzeit viel Sicherheit. Der Komfort geht dabei zumindest am Heck in Ordnung, und auch bergauf trage ich ein fettes Grinsen im Gesicht: Gerade mal 7,3 Kilogramm wollen in Topausstattung bewegt werden, im Wiegetritt fährt sich das Izalco Max ausgesprochen dynamisch, bei Antritten schießt es förmlich nach vorn – auch eine Folge des sehr steifen Tretlagers.
Labormesswerte*:
- Gewicht Komplettrad: 7,3 kg = 4/5 Punkte
- Gewicht Rahmen 915 g = 4/5 Punkte
- Gewicht Gabel 411 g = 4/5 Punkte
- Lenkkopfsteifigkeit 97 Nm/° = 5/5 Punkte
- Tretlagersteifigkeit 137 N/mm = 5/5 Punkte
- Komfort Front 326 N/mm = 2/5 Punkte
- Komfort Heck 190 N/mm = 4/5 Punkte
*von ROADBIKE gemessen in Rahmengröße M, Gewicht Komplettrad ohne Pedale
Dank im Windkanal optimierter Rahmenrohre, tailliertem Steuerrohr und integrierten Bremsleitungen soll das neue Izalco Max zudem auf 45 Kilometer Strecke fast zwei Minuten schneller sein als sein Vorgänger. Ob der versprochene Zeitgewinn auf die Sekunde zutrifft, vermag mein "Popometer" nicht herauszufahren, schnell ist das Izalco Max aber zweifelsohne – und macht, wie angedeutet, dabei richtig Laune.
Das perfekte Rennrad?
Leicht, steif, schnell, agil – hat Focus das perfekte Rennrad für alle entwickelt? Das wäre dann doch etwas hochgegriffen, denn die Übersetzung ist zumindest bei den Modellen der 9er-Serie knackig, die Sitzposition sehr sportlich. Unterm Strich ist und bleibt das Izalco Max ein Racebike – das sollte allen Interessierten unbedingt klar sein.
Dass die Fahrerhaltung durch die Wahl der Anbauteile noch aggressiver ausfällt, als es die nackten Geometriewerte vermuten lassen, lässt aber Spielraum: Mit kürzerem Vorbau, einem zusätzlichen Spacer und/oder einer weniger gekröpften Sattelstütze bzw. einem weiter nach vorn geschobenen Sattel kann man sich zumindest ein bisschen entspannter auf dem Rad positionieren.
Größter Kritikpunkt aus Sicht der sportlich-ambitionierten Hauptzielgruppe des Izalco Max: Ein Leistungsmesser zählt nicht zum Lieferumfang. Positiv: sechs Ausstattungsvarianten (siehe unten), sieben Rahmengrößen, die Reifenfreiheit von 30 Millimeter, ein Systemgewicht von zulässigen 110 Kilogramm, sechs Jahre Garantie bei Registrierung und ein Crash-Replacement-Programm.
Sehr gut gefällt die Ausstattung des getesteten Top-Modells: Shimanos Top-Gruppe Dura-Ace Di2 schaltete gewohnt knackig und bremste verlässlich, die Kontaktpunkte Sattel und Lenker entpuppten sich als sehr angenehm gewählt. Interessant: Bei den Laufrädern hält Focus dem langjährigen Zulieferer DT Swiss die Treue, hat sich aber nicht für die expliziten Aero-Laufräder ARC mit 50-mm-Felgen entschieden, sondern für die 5mm niedrigeren Endurance-Laufräder ERC – übrigens in der 1400 Dicut-Variante mit 240-Nabe. Der Grund: die breitere Maulweite, durch die der Reifen harmonischer in der Felge sitzt.
Optisch entscheidet sich Focus – wie auch beim ebenfalls komplett überarbeiteten Endurance-Renner Paralane – für gepflegtes Understatement: Statt großflächiger Focus-Schriftzüge findet man allensfalls dezente Hinweise, von wem das Rad eigentlich stammt. Mir persönlich gefällt das – ebenso wie der Spaßfaktor, den das Rad vermittelt – nicht nur bei der rasanten Abfahrt vom Col de la Schlucht.
Fazit Focus Izalco Max
👍 Das gefällt:
Leicht, schnell, agil – das neue Izalco Max ist ein Spaßgarant mit weitgehend stimmigem Gesamtkonzept.
👎 Das gefällt weniger:
Zu einem solchen Performance-Renner gehört eigentlich ein Leistungsmesser. Für diesen Preis sollte der drin sein...
💗 Das perfekte Rad für ...
...ambitionierte (Renn-)Fahrerinnen und Fahrer, die ein wendiges Sportgerät suchen und die nötige Konstitution für die sportlich-knackige Ausrichtung mitbringen.
Ausstattungsvarianten
Neben dem hier getesteten Top-Modell Izalco Max 9.9 bietet Focus sein neues Racebike in fünf weiteren Ausstattungsvarianten an. Dabei unterscheidet der Stuttgarter Hersteller in drei Ausführungen mit Carbon der 9er-Serie – die hochwertigsten und teuersten Carbonfasern im Focus Line-up – und drei Ausführungen mit dem etwas günstigeren Carbon der 8er-Serie. Letztere kommen übrigens auch mit einer etwas leichteren Übersetzung mit Kompaktkurbeln. Das Izalco Max soll laut Focus ab sofort im Fachhandel erhältlich sein. In dieser Tabelle findet Ihr alle Ausstattungen und Preise:
Focus Izalco Max 9.9 | Focus Izalco Max 9.8 | Focus Izalco Max 9.7 | Focus Izalco Max 8.9 | Focus Izalco Max 8.8 | Focus Izalco Max 8.7 | |
---|---|---|---|---|---|---|
Rahmen | Max-Technology Carbon mit NACA-Querschnitten | Max-Technology Carbon mit NACA-Querschnitten | Max-Technology Carbon mit NACA-Querschnitten | Carbon mit NACA-Querschnitten | Carbon mit NACA-Querschnitten | Carbon mit NACA-Querschnitten |
Antriebsgruppe | Shimano Dura-Ace Di2, Kurbel 52/36, Kassette 11-30 | Shimano Ultegra Di2, Kurbel 52/36, Kassette 11-30 | Sram Rival AXS, Kurbel 48/35, Kassette 10-30 | Shimano 105 Di2, Kurbel 50/34, Kassette 11-30 | Shimano 105 12-fach mechanisch, Kurbel 50/34, Kassette 11-30 | Shimano 105 12-fach mechanisch, Kurbel 50/34, Kassette 11-30 |
Laufräder | DT Swiss ERC 1400 Dicut 45 mm | DT Swiss ERC 1600 Dicut 45 mm | DT Swiss ERC 1600 Dicut 45 mm | Novatec R4 45 mm Carbon, Maulweite 21 mm | Novatec R4 45 mm Carbon, Maulweite 21 mm | Alexrims Boondocks 5, Maulweite 21 mm |
Reifen | Vittoria Corsa Next TLR, 700X28C | Vittoria Corsa Next TLR, 700X28C | Vittoria Corsa Next TLR, 700X28C | Vittoria Rubino, 700X28C | Vittoria Rubino, 700X28C | Vittoria Zaffiro, 700X28C |
Lenker/Vorbau | Easton EC70 Carbon Aerolenker, Focus C.I.S. Technology Vorbau | Easton EC70 Carbon Aerolenker, Focus C.I.S. Technology Vorbau | Easton EC70 Carbon Aerolenker, Focus C.I.S. Technology Vorbau | Focus C.I.S. Technology Vorbau | Focus C.I.S. Technology Vorbau | Focus C.I.S. Technology Vorbau |
Max. Systemgewicht | 110 kg | 110 kg | 110 kg | 110 kg | 110 kg | 110 kg |
Rahmengrößen | XXS, XS, S, M, L, XL, XXL | XXS, XS, S, M, L, XL, XXL | XXS, XS, S, M, L, XL, XXL | XXS, XS, S, M, L, XL, XXL | XXS, XS, S, M, L, XL, XXL | XXS, XS, S, M, L, XL, XXL |
Gewicht | 7,3 kg (Gr. M, ROADBIKE-Messung) | 7,9 kg (Gr. XL, ROADBIKE-Messung) | 8,15 kg (Gr. M, Herstellerangabe) | 8,2 kg (Gr. M, Herstellerangabe) | 8,3 kg (Gr. M, Herstellerangabe) | 9,0 kg (Gr. M, Herstellerangabe) |
Preis | 8999 Euro | 6799 Euro | 6199 Euro | 4799 Euro | 3999 Euro | 2999 Euro |