Canyon Aeroad CFR
Aeroad CFR: Canyon präsentiert das neue Aero-Rennrad

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UPDATE: Wegen eines Lenkerbruchs bei einem Profi-Rennen bittet Canyon alle Aeroad CFR und CF SLX Fahrer, das Rad bis zur Klärung der Schadensursache nicht zu fahren.

Canyon Aeroad CFR Dura-Ace Di2 2021
Foto: Bjoern Haenssler

Da staunten die Kommentatoren und Zuschauer an den Bildschirmen nicht schlecht: Radsport-Profi Mathieu can der Poel vom Team Alpecin-Fenix fuhr beim Frühjahrsklassikger Le Samyn mit gebrochenem Lenker den Sprint für seinen Teamkollegen Tim Merlier an, der das Rennen dann auch gewann.

Der Lenker des Alpecin-Fenix-Teamrades war augenscheinlich an der Klemmung des Schalt-Brems-Hebels gebrichen und hing herunter, als van der Poel in Oberlenkerposition über die Ziellienie fuhr. Nachdem viel über die Fehklerursache spekuliert wurde, veröffentliche Canyon noch am Abend des Rennens (03.03.2021) eine Pressmitteilung. Darin bittet der Deutsche Versender seine Kunden die Modelle, bei denen der Lenker verbaut ist, fürs erste nicht mehr zu fahren. Hier die Pressemitteilung im Wortlaut:

Canyon Bikes

LENKERBRUCH – CANYON REAGIERT AUF VORFALL BEI PROFI-RENNEN "LE SAMYN"

KOBLENZ, 3. MÄRZ 2021 – In der Auftaktphase der Radsport-Frühjahrsklassiker ist es am Dienstag, 2. März, beim Profi-Rennen "Le Samyn" zu einem aktuellen Vorfall gekommen, bei dem unserem Alpecin-Fenix-Profi Mathieu van der Poel (NED) im vollen Rennbetrieb ganz offensichtlich ein Teil des Lenkers seines Canyon Aeroad abgebrochen ist. Experten der Canyon Entwicklungsabteilung sowie des Qualitätsmanagements haben daraufhin umgehend begonnen, den Ursachen dieses Vorfalls auf den Grund zu gehen. Das betroffene Cockpit (CP0018 sowie CP0015) ist ausschließlich in den aktuellen Aeroad Modellen CF SLX sowie CFR verbaut. Nicht betroffen ist das Modell Aeroad CF SL.

"Mathieu ist glücklicherweise nicht gestürzt. Wir wollen mit absoluter Sicherheit gewährleisten, dass niemand zu Schaden kommt, ehe wir vollkommen verstanden haben, was zu diesem Phänomen führt", sagt Roman Arnold, Gründer von Canyon Bicycles. Daher informiert Canyon alle betroffenen Aeroad Kundinnen und Kunden und bittet sie, das Fahrrad vorerst nicht weiter zu nutzen.

"Wir setzen alles daran, die betroffenen Aeroad Modelle schnellstmöglich mit einem Cockpit auszustatten, das sowohl unseren als auch den Ansprüchen unserer Kundinnen und Kunden an Qualität und Sicherheit zu 100 Prozent entspricht", betont Armin Landgraf, CEO von Canyon Bicycles.

Bereits beschlossen ist außerdem, dass sämtliche Profiteams ab sofort auf andere Bikes ausweichen werden: Bis auf Weiteres werden die Prosport-Athleten deshalb auf ihr Aeroad aus der vergangenen Saison beziehungsweise auf das aktuelle Ultimate zurückgreifen.

Das neue Cockpit verfügt über die Möglichkeit die Lenkernbreite zu verstellen. Dazu können die Lenkerbogen in den Mittelteil des Lenker hinein geschoben werden. Ob die Cockpits bei den bisher verkauften neuen Aeroad CFR und CF SLX Modellen getauscht werden müssen, ist noch unklar.

Das Canyon Aerod CFR im Test

Schon die ersten Pedalumdrehungen im Sattel von Canyons neuem Aeroad CFR lassen spüren: Dieses Rad mag es schnell, richtig schnell! Seinem Fahrer macht das Aeroad die Aufgabe leicht – im Wortsinn: Denn trotz flächiger Aero-Profile und hoher Laufräder wiegt das Komplettrad gerade mal 7,4 Kilogramm – top für einen solchen Aero-Boliden. Kein Wunder also, dass die neue Rennmaschine aus Koblenz schnell auf Tempo gebracht ist. Warum sollte man dieses Rennpferd auch zügeln wollen?

Canyon Aeroad CFR Dura-Ace Di2 2021
Bjoern Haenssler

Wer sich das Rad genauer anschaut, merkt schnell, dass es sich beim neuen Aeroad CFR nicht nur um eine leicht modifizierte Version des beliebten Vorgängers handelt. Viele, im Details sehr innovative Lösungen zeichnen ein anderes Bild. Herzstück des Ganzen ist das völlig neu entwickelte CP0018-Cockpit, wie Global Marketing Manager Thorsten Lewandowski betont.

Zählte doch zu den Kritikpunkten am Vorgänger, dass sich das Cockpit nicht auf individuelle Bedürfnisse anpassen ließ. Auch unterschiedliche Lenkerbreiten/Vorbaulängen lassen sich im Canyon-Bestellprozess nicht abbilden. Und, nicht zuletzt, waren die außen verlegten Leitungen nicht mehr ganz zeitgemäß, wie man bei Canyon selbst einräumt.

Canyon Aeroad CFR Dura-Ace Di2 2021
Bjoern Haenssler
Dank teilbarer Spacer lässt sich trotz innenverlegter Züge die Höhe des Lenkers verstellen.

Am Ende haben sich die Entwickler eben nicht darauf beschränkt, die Leitungen einfach durchs Cockpit zu führen, wie das viele Mitbewerber tun. Vielmehr haben die Ingenieure eine Lösung ausgetüftelt, die es erlaubt, das CP0018 in der Breite wie in der Höhe individuell anzupassen – mit wenigen Handgriffen für jedermann machbar. Ein wichtiger Aspekt an einem Rad, das direkt vertrieben wird.

Die beiden Lenkerenden werden über eine Schiene mit Gewindebohrungen ins Mittelteil geschoben und dann in einer von drei möglichen Positionen verschraubt, insgesamt 4 cm beträgt der Spielraum. Auch die Höhenverstellung gelingt, ohne dass Leitungen gekappt oder der Gabelschaft gekürzt werden müssen.

Canyon Aeroad CFR Dura-Ace Di2 2021
Bjoern Haenssler
Die Lenkerbreite lässt sich auf jeder Seite um +/-20 mm einstellen.

Teilbare Spacer und ein raffinierter doppelwandig ausgeführter Gabelschaft mit speziellem Klemmmechanismus bieten 1,5 cm Variabilität in der Höhe. Kleiner Wermutstropfen: Das System funktioniert nur mit Elektroschaltungen, weshalb das neue CP0018-Cockpit nur bei den teuren CFR- und SLX-Modellen angeboten wird.

Angepasste Geometrie

Neben diesen cleveren Detaillösungen galt es natürlich auch, ein bereits herausragendes Rad weiter zu verbessern: Can­yon verspricht nach eigenen Windkanalmessungen, die "neue Referenz in Sachen Aerodynamik" zu sein und damit besser als Cannondales SystemSix, das im RB-Aero-Renner-Test den Bestwert lieferte. Hinzu kommt ein in Größe M nur 921 g schwerer Rahmen, der zudem mit herausragenden guten Steifigkeits- und Komfortwerten glänzt. Dazu kommt eine leicht veränderte Geometrie, leicht "entschärft" orientiert sich das Aeroad nun stärker am hauseigenen Ultimate.

Canyon Aeroad CFR Dura-Ace Di2 2021
Bjoern Haenssler

Und auf der Straße? Da giert das neue Aeroad geradezu nach Tempo, auf leichten Gefällstrecken fühlt sich das fast wie fliegen an. Einzig die hohen ARC1100-Dicut-62-Laufräder von DT Swiss erwiesen sich als etwas seitenwindanfällig, bei böigem Wind verlangen sie nach einer geübten Hand. Das kann den herausragenden Gesamteindruck nicht wirklich trüben, denn – und das ist wirklich beeindruckend – dank seines geringen Gewichts klettert das neue Ae­road auch richtig gut.

Modell-Überblick

Mit der Einführung der neuen CFR-Serie passt Canyon seine Modell-Palette etwas an. Den Carbon-"Einsteiger" markieren nach wie vor die SL-Rahmen, darüber sind die SLX-Rahmen eingeordnet. CFR (Canyon Factory Racing) heißen die Top-Modelle.

Diesen Reihen sind feste Ausstattungspakete zugeordnet. An den CFR-Modellen werden die Top-Gruppen von Campagnolo, Shimano und Sram verbaut, die SLX-Rahmen setzen auf die darunter angesiedelten elektronischen Gruppen wie Force eTap oder Ultegra Di2. Die SL-Modelle sind mit mechanischen Schaltgruppen zu haben.

Das Aeroad CF SL beispielsweise kostet mit Shimanos 105 ab 3299 Euro, mit Ultegra ab 3699 Euro. Wer elektronisch schalten möchte, kann das nur am CF-SLX-Rahmen, etwa mit der Ultegra Di2 für 4999 Euro – aus RB-Sicht ein besonders rundes Paket. Das Aeroad CFR gibt es sowohl mit Dura-Ace Di2 (7499 Euro), Sram Red eTap AXS (7999 Euro) als auch Campagnolos Super Record EPS und Bora One 50 Laufrädern (8999 Euro). Alternativ als CFR-Rahmen-Set für 4299 Euro.

Fazit

Leicht, aerodynamisch und mit jeder Menge innovativer Details: Canyon gelingt mit dem neuen Aeroad ein großer Wurf. Nur wenige Aero-Rennräder bieten ein so überzeugendes Gesamtpaket. Und wenn doch, dann zu einem deutlich höheren Preis.

Canyon Aeroad CFR 2021
ROADBIKE
Die Messwerte des Canyon Aeroad CFR Dura-Ace Di2.
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Erscheinungsdatum 05.03.2024