Test: Endurance-Renner von BMC, Canyon, Giant & Co
6 Marathon-Rennräder im Test

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Komfortabel, vielseitig, schnell: Endurance-Renner sind die wohl beste Wahl für Hobbyfahrer. Welches Rad das beste Gesamtpaket bietet? Wir haben die Antwort.

ROADBIKE Endurance-Renner Test 2021
Foto: Björnn Hänssler

Ständig mit Highspeed durch die Lande rauschen, in maxi mal aerodynamischer Haltung immer auf der Jagd nach dem letzten Quäntchen Geschwindigkeit, Puls am Anschlag: Das ist nicht Ihre Vorstellung vom Rennradfahren? Dann sind Sie hier genau richtig. Denn Rennradfahren geht auch deutlich entspannter. Und das glücklicherweise, ohne dass Sie deshalb unsportlich unterwegs sein müssen.

Für die allermeisten Hobbyfahrer sind Rennräder, die unter der Kategorie "Endurance" laufen, die eindeutig beste Wahl. Sechs aktuelle Modelle der Preisklasse bis 3000 Euro hat ROADBIKE getestet. Zwar interpretieren die Hersteller den Begriff "Endurance Renner" leicht unterschiedlich oder führen entsprechende Modelle auch als "Marathon" oder "Komfort"Rennräder im Programm, die wesentlichen Merkmale gleichen sich aber markenübergreifend, angefangen bei der entspannten, etwas aufrechteren Sitzposition auf dem Rad, die den Rücken entlastet.

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ROADBIKE Endurance-Renner Test 2021
Björnn Hänssler

Vor allem aber steht Endurance für: viel Komfort. Ein Wort, das altgedienten Rennrad Kämpen nicht zwingend in den Sinn kommt, wenn von einem sportlichen Rennrad die Rede ist. Aber nicht täuschen lassen: Auch viele Profis wissen ein wenig Komfort durchaus zu schätzen. Denn fest steht: Ein komfortableres Rad beugt schneller Ermüdung vor und erlaubt es, auch nach vielen Stunden im Sattel noch ordentlich Leistung abzuliefern – von wegen unsportlich also. Der Komfort eines Rennrads basiert auf drei wesentlichen Faktoren: Rahmen, Reifen und Sattelstütze. Vor allem der Werkstoff Carbon ermöglicht es, einerseits sehr steife Rahmen zu bauen, die aber gleichzeitig dank einer gewissen Nachgiebigkeit von Hinterbau und Gabel in vertikaler Richtung ("Compliance") etwas federn, um so die permanenten Erschütterungen vom Untergrund zu absorbieren, meist in Kombination mit einer ebenfalls aus Carbon bestehenden Sattelstütze.

ROADBIKE Endurance-Renner Test 2021
Björnn Hänssler

Um diesen Effekt zu verstärken, konstruieren die Entwickler ihre Rahmen mittlerweile meist so, dass die Sattelstützenklemmung weit unten ansetzt, die Sattelstütze folglich viel Länge und Raum zum Flexen hat. Zusätzlich geben Endurance Rahmen in der Regel eine aufrechtere Sitzposition vor, die Sattelüberhöhung zum Lenker fällt gemäßigter aus – man sitzt weniger gestreckt. Idealerweise lässt sich auch der Unterlenker noch recht bequem greifen, ohne einen Hexenschuss zu riskieren ...

Der dritte Aspekt sind die Reifen, bei denen sich seit einigen Jahren ein klarer Trend zu mehr Breite beobachten lässt – übrigens nicht nur bei Endurance Rennern. Die alte Maxime, dass ein Rennrad reifen möglichst schmal und hart aufgepumpt sein sollte – gerne 8 Bar und mehr –, um beim Rollwiderstand zu punkten, ist längst widerlegt. Tatsächlich rollt ein breiterer Reifen nicht schlechter, wird aber mit weniger Druck gefahren und bietet so zusätzlichen Komfort. Ganz abgesehen davon sorgt er auch für besseren Grip – und damit für mehr Sicherheit. Dank der im Endurance-Bereich inzwischen üblichen Scheibenbremsen fallen auch die Bremskörper als limitierender Faktor für die Reifenbreite weg, sodass allein Rahmen und Gabel vorgeben, welche Reifenbreite maximal ins Rad passt.

ROADBIKE Endurance-Renner Test 2021
Björnn Hänssler

28-mm-Reifen sind im Marathon-Segment schon eher die Untergrenze, verbreiteter sind 30er- oder gar 32er-Pneus. Erfreulicher Nebeneffekt: Entsprechende Räder sind in der Praxis noch vielseitiger. Rollt ein 28er-Reifen schon problemlos über feine Schotterpassagen, kann es mit einem 32er auch etwas gröber werden, bevor der Reifen an seine Grenzen stößt. Nicht umsonst verläuft der Übergang vom Marathon-Renner zum Gravelbike inzwischen fließend; mit etwas Tuning lässt sich so mancher Endurance-Renner problemlos zum Graveller umbauen (siehe unten).

Aber auch ohne solche Maßnahmen punkten Endurance-Rennräder mit ihrer Vielseitigkeit. Denn egal ob lange Tour am Wochenende, ob Alpenurlaub, Mittelgebirgsrunde oder einfach die tägliche Fahrt zur Arbeit: Langstrecken-Renner meistern nahezu alle Anforderungen und werden – das ist der jüngste Trend – zunehmend aerodynamischer. Echte Alleskönner eben – und für alles zu haben.

Endurance und Gravel?

Breite Reifen, entspannte Sitzposition, viel Komfort für längere Strecken: Viele Endurance-Renner eignen sich auch für den Graveleinsatz. Ist das noch ein Straßenrennrad oder schon ein Gravelbike? Gerade Endurance Renner positionieren sich häufig genau an diesem Übergang. Die Unterschiede bei den Rahmen sind oft überschaubar, einzig die Ausstattung ist bei den Gravelbikes etwas spezifischer für den OffroadEinsatz ausgelegt – beispielsweise mit Einfach Gruppen, profilierteren Reifen und robusteren Laufrädern.

Die gute Nachricht: Viele Endurance Renner lassen sich leicht in Richtung Gravel trimmen, vor allem mit stärker profilierten, breiteren Reifen. Vorab sollten Sie allerdings klären, für welche Reifen breite der Hersteller das Rad freigibt. Faustregel: Mindestens 4 mm Abstand sollten zwischen Reifen und Streben verbleiben, um Schäden am Rahmen auszuschließen. Sorgen, dass die zusätzliche Belastung auf geschotterten Strecken die Rahmen beschädigen könnte, müssen Sie übrigens nicht haben. So lange es nicht wirklich ins grobe Gelände und über Trails geht, sollten das alle Räder aushalten, so lautete unisono die Rückmeldung der Hersteller auf die ROADBIKEAnfrage

Diese Bikes hat ROADBIKE getestet:

Die aktuelle Ausgabe
4 / 2024
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Erscheinungsdatum 05.03.2024