Test: 5 Rennräder bis 1000 Euro
Rennräder unter 1000 Euro im Test

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Viel Fahrspaß für wenig Geld: Gibt es vernünftige Rennräder tatsächlich schon für unter 1000 Euro? ROADBIKE hat fünf Modelle getestet und verrät, worauf Sie beim Kauf achten müssen.

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Foto: Björn Hänssler

Diese Rennräder haben wir getestet:

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Test: 5 Rennräder unter 1000 Euro
Cannondale, Cube, Felt, Stevens, Triban im Test
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Viel Fahrspaß für wenig Geld: Gibt es vernünftige Rennräder tatsächlich schon für unter 1000 Euro? ROADBIKE hat fünf Modelle getestet und verrät, worauf Sie beim Kauf achten müssen.
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Geht’s nicht günstiger? Muss ein Rennrad wirklich so viel wie ein Kleinwagen kosten? Wer sich mit Kaufabsichten für ein neues Rennrad trägt und die Preislisten der Hersteller durchforstet, reibt sich angesichts immer höherer Preise verwundert die Augen: 4000, 8000 oder gar 12000 Euro – kein Problem, für ein aktuelles Modell so viel Geld auszugeben. Summen, die nicht nur potenzielle Einsteiger abschrecken, denn längst nicht jeder kann – oder möchte – ein paar Tausend Euro für einen neuen Renner investieren.

Was zwangsläufig einige Fragen aufwirft: Wie viel Geld muss ich denn mindestens über die Ladentheke schieben, um ein günstiges, aber dennoch solides Rennrad zu erwerben, mit dem ich auch langfristig Spaß haben kann? Und wo liegen die wesentlichen Unterschiede zu deutlich teureren Modellen? Und nicht zuletzt: Ist dieser Unterschied für Otto Normalfahrer überhaupt zu spüren und erfahrbar?

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Scheiben- oder Felgenbremsen? Auch bei Rennrädern unter 1000 Euro hat man die Wahl.

Um all diese Fragen zu beantworten, hat ROADBIKE geschaut, was der Fachhandel in der Preisklasse bis maximal 1000 Euro im Angebot hat. Die großen Versender bleiben in diesem Test außen vor, weil gerade Einsteiger häufig von Beratung und Service vor Ort profitieren. Im Laden lassen sich Räder in verschiedenen Größen und Geometrien besser vergleichen, wer noch unschlüssig ist, lässt sich vom – hoffentlich guten – Händler die offenen Fragen beantworten.

Zwar ist die Corona-Pandemie noch nicht vorbei, aber schon jetzt lässt sich ohne Zweifel feststellen: Das Fahrrad im Allgemeinen und das Rennrad im Speziellen zählen zu den Gewinnern der Krise. Denn angesichts von Lockdowns und dem vielfachen Bestreben, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden, dabei gleichzeitig etwas für die eigene Gesundheit zu tun, entdecken viele Menschen das Fahrrad und den Ausdauersport für sich neu oder wieder. Eine Folge dieses Booms: Der Absatz von Fahrrädern aller Art brummt, weshalb einige Hersteller für diesen Test absagen mussten – die angefragten Räder waren schlicht bereits vergriffen.

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Christian Brunker: „Gerade im günstigen Segment überzeugen vor allem die Rennräder mit Felgenbremsen durch ihr deutlich geringeres Gewicht und ihr spürbar agileres Fahrverhalten.“

Umso wichtiger ist es, sich nicht nur für irgendein Rennrad zu entscheiden, weil es gerade verfügbar ist. Im Idealfall verbringen Sie viele Stunden im Sattel, da sollte das Rad schon passen, sonst ist es mit der Freude schnell vorbei. Und – so viel sei vorab verraten – auch auf einem günstigen Rennrad kann man viel Spaß haben. Allerdings zeigt sich im Test auch deutlich, dass die Unterschiede zwischen den Rädern groß sind und ein genauer Blick vor dem Kauf deshalb unverzichtbar ist, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Denn: Um ein Rennrad für maximal 1000 Euro auf die Laufräder zu stellen, müssen die Hersteller schon scharf kalkulieren und an einigen Stellen den Rotstift ansetzen. Manches davon ist durchaus verschmerzbar und schlägt sich vielleicht auf der Waage, aber kaum im Fahreindruck nieder. Eine günstigere Kassette beispielsweise. Andere Maßnahmen sind dagegen tatsächlich erfahrbar, wie schwere Laufräder oder eine Schaltgruppe mit weniger Gängen oder gröberer Gangabstufung.

Wie zu erwarten, sind die 1000-Euro-Renner mit ihren Alu-Rahmen keine Federgewichte. Selbst das leichteste Rad im Test, das San Remo von Stevens, bringt rund 9,3 Kilo auf die Waage, beim Triban RC 520 von Decathlon sind es sogar 10,75 und damit fast anderthalb Kilo mehr als beim Stevens. Zum Vergleich: Gute Mittelklassemodelle wiegen rund drei Kilo weniger.

Vor allem die mechanischen Scheibenbremsen, wie sie im Test an den Rädern von Cube, Felt und Triban montiert waren, drücken ordentlich auf die Waage. Cannondale und Stevens kommen hingegen mit klassischen Felgenbremsen, sparen so etliche Hundert Gramm und fahren sich deutlich leichtfüßiger bergauf. Immerhin: Im Gegensatz zu den meisten Topbis Mittelklasse-Rädern, die nur noch mit Disc verfügbar sind, hat man im Preisbereich bis 1000 Euro noch die Wahl.

Tatsächlich, so die ROADBIKE-Erfahrung, setzen viele Hersteller im Einsteigerbereich noch massiv auf die Felgenbremse. Was nicht nur hilft, das Gewicht unten zu halten, sondern dadurch auch ein agileres Fahrverhalten begünstigt. Zudem ist eine Felgenbremse, nicht nur für ungeübte Schrauber, einfacher zu verstehen und zu warten. Auf der anderen Seite können mechanische Scheibenbremsen nicht alle Vorteile von hydraulisch angesteuerten Stoppern für sich reklamieren: Die Dosierbarkeit leidet unter der Reibung des Seilzugs und auch die benötigten Handkräfte sind höher – und näher an der mechanischen Felgenbremse.

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Entscheidend für das Fahrgefühl ist indes nicht nur das Gesamtgewicht, vor allem die Laufräder haben entscheidenden Einfluss auf das Beschleunigungsverhalten und damit die Agilität eines Rennrads. Auch hier punkten die Räder mit Felgenbremse durch geringere Gewichte. Den Bestwert liefert wieder Stevens’ San Remo mit 3,16 Kilo und deutlichem Abstand, während auf der anderen Seite die Laufräder von Cube und Triban an der 4-Kilo-Marke kratzen, was die Beschleunigung schon spürbar ausbremst. Nur zur Einordnung: Laufräder an Mittelklasse-Rennrädern wiegen fahrfertig meist zwischen 2500 und 2800 Gramm. Allerdings lässt sich in diesem Bereich auch ein vergleichsweise günstiges, aber wirkungsvolles Tuning betreiben: Schon mit etwas leichteren, besser rollenden Reifen – die nicht unbedingt teuer sein müssen – lässt sich der Fahrspaß deutlich steigern.

Genauso spannend ist der Blick auf die montierten Schaltgruppen. Auch in diesem Bereich beweisen die Hersteller teils viel Kreativität, um Kosten möglichst "unsichtbar" zu drücken, beispielsweise mit günstigeren Kurbeln, Ketten oder Bremskörpern. Gleichzeitig ist die Bandbreite enorm groß, so kommt das Felt beispielsweise mit einer sehr günstigen Shimano Claris; am Triban RC 520 von Decathlon sind, zumindest teilweise, hochwertige 105er-Komponenten montiert. Dazwischen siedeln sich Cannondale, Cube und Stevens mit Shimano-Tiagra-Gruppen an. Ihren Zweck erfüllen natürlich alle Schaltgruppen, und wem der direkte Vergleich fehlt, wird wohl auch wenig vermissen. Allerdings kommt Shimanos Claris noch 8-fach, während Tiagra und 105 zehn (Tiagra) oder sogar elf (105) Ritzel bieten – und mit deutlich feinerer Gangabstufung punkten. Auch mit ihrem präziseren, knackig-direkteren Schaltverhalten liegen Tiagra und 105 klar vor der Claris.

Weiteres, wichtigeres Kriterium für den Fahrspaß auf langen Touren ist der Komfort, vor allem am Heck. Dabei schlagen sich die günstigen Rennräder durchaus ordentlich, unangenehm hart fährt sich kein Rad im Test. Klar ist aber auch, dass die aus Kostengründen montierten Sattelstützen aus Alu nicht den Flex eines Carbon-Modells bieten. Ein späteres Upgrade an dieser Stelle verspricht mehr Komfort – und erfahrbaren Mehrwert.

Auch die Cockpits mit den oft dünnen Lenkern aus Alu bieten nicht die beste Dämpfung, schnell und kostengünstig schafft etwas dickeres Lenkerband hier effektiv Abhilfe.

Fazit: Viel Spaß für wenig Geld? Ja, gibt’s! Zwar sollte man schon etwas genauer hinschauen als in den oberen Preisklassen. Dass eine gelungene Spezifikation aber auch in der 1000-Euro-Klasse möglich ist, stellen die Stevens-Produktmanager mit ihrem Testsieger San Remo unter Beweis.

So testet ROADBIKE

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Björn Hänssler
Am ROADBIKE-Prüfstand ermittelt RB-Werkstattchef Jens Kraft die Steifigkeits- und Komfortwerte der Testräder.

Der ROADBIKE Teststandard: Jedes Testrad wird nach einem festgelegten Ablauf in Labor und Praxis getestet.

Daten und Messwerte (50%): Steifigkeiten (Lenkkopf und Tretlager), Komfort an Front und Heck sowie Gewichte von Rahmen, Gabeln und Laufrädern werden im RB-Labor ermittelt und nach einem festgelegten Punkteraster ins Verhältnis gesetzt bewertet. Die Bewertungen sind daher nur innerhalb des jeweiligen Testfelds vergleichbar. Quervergleiche zu Rädern aus anderen Testfeldern sind nicht möglich. Bei den Gewichtsangaben orientiert sich ROADBIKE dabei an den gültigen DIN-Vorgaben. Diese geben vor, welche Bauteile zu Rahmen- oder Gabelgewicht gezählt werden (beispielsweise die Umwerfer-Schelle oder die Schaltaugen) und welche nicht. Beim Rahmenset werden das Rahmenund Gabelgewicht addiert, hinzukommen jedoch noch Steuersatz, Dichtungen oder Abdeckkappen. Laufräder werden inklusive Reifen, Schläuche, Kassetten und evtl. Bremsscheiben gewogen. Die Summe dieser Daten ergibt zu 50% die Endnote.

Praxistest (50%): Auf einer festgelegten, immer identischen Testrunde mit mehreren Anstiegen, schnellen Abfahrten und engen Kurven fahren mehrere Tester jedes Rad und bewerten die jeweiligen Fahreigenschaften zu Beschleunigung/ Antritt, Fahrverhalten bergauf und bergab sowie dem Handling im Detail, ohne die Messwerte der Räder zu kennen. Diese subjektiven Fahreindrücke werden in einem zweiten Schritt mit den Messwerten aus dem RB-Labor abgeglichen. Die Summe der Praxisbewertungen fließt ebenfalls zu 50% in die Gesamtnote ein.

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Erscheinungsdatum 05.03.2024