Test: 5 Rennräder aus Italien
5 Italo-Renner im Test: Basso, Bianchi, De Rosa, Pinarello, Titici

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Italienische Rennräder – für viele eine echte Herzensan­gelegenheit. ROADBIKE hat fünf Modelle unterschied­licher Preisklassen getestet, um die zentrale Frage zu beantworten: Was macht diese Räder so besonders?

Italo-Renner Test
Foto: Daniel Geiger

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Rennräder aus Italien sind keine schnöden Maschinen zur Leibesertüchtigung, keine Gebrauchsgegenstände, um von A nach B zu kommen. Sie sind mehr. Viel mehr. Sie sind Statements. Kunstwerke. Objekte der Begierde. Oft sogar die Liebe fürs Leben ... Italienischen Radherstellern gelingt es oft, besonders emotional für ihre Produkte zu werben. Und viele Rennradler sind dafür empfänglich: Sie bekommen allein bei der Erwähnung der großen italienischen Marken leuchtende Augen, argumentieren leidenschaftlich für ihre persönlichen Lieblinge, streicheln andächtig und bewundernd über Oberrohre und Steuerrohrplaketten.

Italo-Renner Test
Daniel Geiger
Seltenheit: Nur an De Rosas Idol war mit der Chorus von Campagnolo eine italienische Antriebsgruppe montiert.

Andere wiederum winken ab: zu viel Pathos, zu viele Emotionen, zu verspielt die Details, zu grell die Farben. Ganz egal zu welcher Seite man tendiert: Kalt lassen Italo-Renner kaum einen Rennrad-Liebhaber. Doch wie kann man als Magazin Rennräder testen, die emotional so aufgeladen sind? Für diejenigen, die italienischen Rennern verfallen sind, gelten Rahmengewichte, Komfortwerte, Tretlager- und Lenkkopfsteifigkeiten oft nur als "schnödes Zahlenwerk". Wer sich dagegen für die Emotionalität und Extravaganz der Italo-Renner ohnehin nicht begeistern kann, den überzeugen auch die besten Prüfstandswerte nicht.

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5 Italo-Renner im Test
Test: 5 Rennräder aus Italien
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Italienische Rennräder – für viele eine echte Herzensan­gelegenheit. ROADBIKE hat fünf Modelle unterschied­licher Preisklassen getestet, um die zentrale Frage zu beantworten: Was macht diese Räder so besonders?
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ROADBIKE hat sich deshalb für einen Mittelweg entschieden und fünf Räder bestellt, die gewogen und den üblichen, standardisierten Praxistests unterzogen wurden, sich aber nicht dem Messmarathon auf den Prüfständen stellen mussten. Dafür fuhren fünf Redakteure die Renner auf zusätzlichen langen Touren. Im Test mit dabei: Basso, Bianchi, De Rosa, Pinarello und Titici. Fünf Marken mit unterschiedlicher Historie und unterschiedlichen Antworten auf den Strukturwandel, der in den vergangenen 25 Jahren die italienische Radbranche auf links gedreht hat: technologischer Wandel (Carbon vs. Stahl), Massenfertigung in Asien und – dank Internet – neue Kommunikationswege, Geschäftsmodelle und Wettbewerber.

Viele italienische Rahmenschmieden, oft als Familienbetriebe vor 40, 50 Jahren von einem Patron mit Hintergrund im Profiradsport gegründet, mussten sich verkleinern oder den Betrieb ganz einstellen. Andere haben sich neu erfunden – und präsentieren sich frischer denn je. Bianchi und Pinarello haben den Weg über Asien gewählt und ihre Produktion nahezu komplett ausgelagert. In Italien wird "nur" noch entwickelt, (teilweise) lackiert, montiert und vermarktet. Bianchi setzt dabei auf ein breites Angebot: Rennräder sind für unter 1000 Euro, aber auch für mehr als 10 000 Euro zu haben, Mountain- und E-Bikes gehören ebenso zum Portfolio wie City-, Trekking-, Fitness- und Kinderräder.

Pinarello hingegen zielt mit meist hochpreisigen Rennrädern auf eine Klientel, die ein Sportgerät, aber auch ein Statussymbol sucht – 16 Tour-Siege seit 1988 haben die weltweite Nachfrage stetig befeuert. Einen Mittelweg in puncto Produktion geht De Rosa: In Asien werden Carbonrahmen in größeren Stückzahlen gefertigt, in Italien nur Maßrahmen, die De Rosa "Black Label" nennt und in vier Materialien anbietet: Carbon, Stahl, Titan und Alu. Das macht, so De Rosa, weltweit aktuell kein anderer Hersteller. Die Wartezeit beträgt derzeit ca. vier Monate. Die aus Asien stammenden Carbonrahmen mit "Standard-Geometrie" lackiert De Rosa auch in Wunschfarbe.

Italo-Renner Test
Daniel Geiger
Lebensart: Kaffeestopp und Plausch gehören zu jeder guten Rennradausfahrt – nicht nur in Italien.

Basso und Titici hingegen produzieren noch in Italien. Unabhängigkeit, bessere Kontrolle, kurze Wege – so begründen die Anbieter ihre Entscheidung. Basso zeigt mit Rahmen-Sets ab knapp 1400 Euro, dass lokale Produkte nicht zwingend astronomisch teuer sein müssen, bietet dafür aber "nur" Geometrien von der Stange an. Die Firma Titici, deren Wurzeln bis in die 1960er-Jahre zurückreichen und die 2017 neu ausgerichtet wurde, setzt mit exklusiven Maßrahmen den (teuren) Gegenpunkt. Überhaupt: die Preisfrage. Bianchi zeigt, dass sich der Traum vom italienischen Renner vergleichsweise günstig erfüllen lässt, Titici und Pinarello bedienen eher solvente Zielgruppen.

Wer eine Schwäche für Italo-Renner hat, mag das in Kauf nehmen, rationale Entscheider winken ab. Klar ist: Besser als weniger auffällige, nüchtern-funktionale, oft auch günstigere Rennräder fahren sich die italienischen Flitzer nicht zwingend. Was fürs Herz sind sie allemal.

Hier sind die Testberichte der 5 Italo-Renner:

Die aktuelle Ausgabe
5 / 2024
 5 / 2024

Erscheinungsdatum 09.04.2024