Im RoadBIKE-Test: 5 Carbon-Rennräder für Frauen
5 Carbon-Rennräder für Frauen im Test

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Sportlich, komfortabel und sicher – diese Rennräder sind für Frauen erste Wahl. Welcher hochwertige Renner aus dem RoadBIKE-Test ist der richtige Begleiter für Sie?

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Foto: Christoph Laue

Zügig rollen drei Rennräder über den Asphalt, fahren auf einer Linie. Plötzlich zieht eins nach links, an den anderen vorbei. Das Ungewohnte an diesem Bild: Auf den Rädern sitzen keine Männer, sondern Frauen, die ihre Räder im Wiegetritt vorantreiben. Frauen, die es ernst meinen mit ihrem Sport.

Immer mehr Hersteller bedienen diese Klientel, und längst zeichnen sich Rennräder für Frauen nicht mehr allein durch Blümchenmuster und spezielle Farben aus – hochwertige Lady-Renner sind im Kommen. Deshalb hat RoadBIKE fünf dieser Räder im Preisbereich von 1.999–2.999 Euro mit Carbon-Rahmen und hochwertiger Ultegra-Schaltgruppe getestet.

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Zuerst wurden sie auf den RoadBIKE-Prüfständen vermessen, danach an die Tes­terinnen verteilt: Sechs Wochen lang fuhren die mit den Rennern zur Arbeit, gingen auf Trainingsrunden und auf Tour. Am Ende zogen sie Bilanz.

Erfreulich – alle Frauen-Rennräder im Test kommen mit kurzen Kurbeln, schmalen Lenkern und kurzen Vorbauten, alle Hersteller liefern die Rahmen für Frauen in kleinsten Größen.

Die Unterschiede liegen in Details: Testsieger Scott punktet auf der Straße mit agilem Lenkverhalten und sportlicher Sitzposition.

Den Komfortsieger liefert Specialized. Preis-Leistungs-Favoriten sind das Cube mit seinen hochwertigen Parts und das Stevens mit seinem hochwertigen Rahmen zum fairen Preis.

Die Rennräder in diesem Test

Spezielle Rennrad-Parts für Damen-Räder

Der Sportwissenschaftler Daniel Schade vermisst bei der Gesellschaft für Biomechanik in Münster Sportler, um die für sie optimale Radeinstellung zu finden. "Eine spezielle Geometrie braucht es nicht, sie muss allerdings zu den Körpermaßen passen! Der wichtigste Unterschied zwischen Mann und Frau ist die durchschnittliche Körpergröße. Frauen sind häufig kleiner und brauchen deshalb auch Rennräder in kleineren Größen", sagt Schade.

Die geringere Körpergröße geht meist mit schmaleren Schultern und kürzeren Armen einher. "Einer kleinen Frau einen 42 Zentimeter breiten Lenker zu montieren, wäre Blödsinn und würde zu Problemen führen", erklärt er.

Während sich die Lady-Bikes noch vor wenigen Jahren nur durch kleinere Rahmen und "feminine" Optik von den Rädern für Männer unterschieden, zeigt der Test, dass die Radhersteller die Bedürfnisse von Frauen inzwischen besser verstehen. Alle Frauen-Renner im Test kommen mit zu den kleinen Rahmengrößen passenden kurzen Kurbelarmen, die sich für kleinere Personen mit kurzen Beinlängen eignen.

Schmale Lenker (um 40 Zentimeter) und kurze Vorbauten finden sich an allen Lady-Rädern. "Vielen Frauen mit Rückenproblemen helfen wir durch einen Kompaktlenker. In Kombination mit dem richtigen Rahmen verhindert das passende Cockpit auch Überstreckung", sagt Schade.

Sicheres Bremsen durch Shims und anatomisch angepasste Sättel für optimalen Sitz

Scott löst das Problem (zu) weit abstehender Bremshebel bereits ab Werk mit großen Unterlegkeilen (sogenannten Shims): Diese bringen die Bremshebel näher an den Lenker, so dass Frauen mit kleinen Händen in allen Sitzpositionen sicher bremsen können.

Die anderen Hersteller verbauen nur kleinere Abstandshalter-Shims. Das lässt Raum für Tuning – Keile für geringeren Abstand der Bremshebel lassen sich schnell und günstig nachrüsten.

Ein Kontaktpunkt, der Frauen häufig Probleme bereitet, ist der Sattel. Grund: Die meisten Sättel sind auf die männliche Anatomie ausgelegt. "Frauen haben aber eine andere Struktur der Beckenknochen", erklärt Schade.

Hier bietet Specialized eine vorbildliche Auswahl: Der Sattel am Ruby ist in mehreren Breiten erhältlich und auf die weibliche Anatomie abgestimmt – er überzeugte alle Testerinnen. Bei den anderen Rädern empfiehlt es sich, gegebenenfalls einen passenden Sattel nachzurüs­ten.

Gesamteindruck der Frauen-Rennräder

Bevor die Fahrerinnen mit den Rennern auf die Straße gingen, vermaß RoadBIKE-Techniker Haider Knall alle Rahmen auf dem Prüfstand. Bei den für die Fahrstabilität wichtigen Rahmensteifigkeiten hinkte das Ruby dem Feld hinterher – selbst für leichte Fahrerinnen. Alle anderen Modelle überzeugten im Labor mit guten Werten.

Nachholbedarf besteht bei den meisten Lady-Rädern dagegen in Sachen Dämpfung. Allein das Ruby geht als Komfort-Renner durch: Egal ob Kopfsteinpflaster oder ruppige Straßen, Rahmen und Gabel dämpfen Erschütterungen spürbar – wie frau das bei modernen Rädern erwarten darf.

Diese Eigenschaft qualifiziert das Specialized besonders für Tourenfahrerinnen. Die eher entspannte Sitzposition und die hohe Laufruhe vermitteln zudem Sicherheit. Auf lockeren Sonntagstouren gefiel auch das Stevens mit seinem gutmütigen Charakter. Mehr Dämpfung am Heck würde ihm indes gut zu Gesicht stehen.

Sicher und sportlich

Die Sportler unter den Test-Rennern kommen dagegen von Cube, BMC und Scott: In gestreckter Sitzposition fühlen sich hier vor allem Renn­radlerinnen wohl, die auf Tempo stehen. Eine direkte Lenkung passt dazu gut.

Am besten gelingt diese Kombination dem Scott: Trotz hoher Agilität lässt es sich sicher um Kurven zirkeln. Bergauf blies das BMC zur Attacke und lieferte sich in puncto Vortrieb ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Testsieger von Scott.

"Die ‚richtige Radgeometrie hängt immer von den individuellen Körpermaßen ab – bei Männern und Frauen", erklärt Daniel Schade und empfiehlt deshalb für den Radkauf: "Probe sitzen und fahren ist ein Muss."

Hilfreich ist es dabei, die eigenen Körpermaße zu kennen, etwa um das Cockpit oder die Bremsgriffe anpassen zu können. Stimmen all diese Voraussetzungen, ist der erste Schritt getan – dann muss das Rad noch zum Einsatzbereich und den Vorlieben der Fahrerin passen. Mehr über den Charakter der Renner finden Sie in den ausführlichen Testbriefen.

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Erscheinungsdatum 09.04.2024