Alles dabei: Pannenhilfe fürs Rennrad
Werkzeug auf Tour richtig transportieren

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Kleine Panne? Kein Problem – wenn das richtige Werkzeug dabei ist. Doch was genau muss immer mit auf Tour und wo verstauen Sie es am besten? ROADBIKE gibt Tipps zur Ausrüstung und nennt die verschiedenen Transport-Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen.

Rennrad satteltasche
Foto: Christian Brunker/ROADBIKE

Wohl kaum etwas ist so peinlich wie der Anruf daheim, um sich irgendwo in der Pampa mit dem Auto einsammeln zu lassen, weil das Rennrad streikt und man es nicht aus eigener Kraft wieder flott bekommt. Damit Ihnen das nicht passiert, hat ROADBIKE die wichtigsten Tipps für die Unterwegs-Werkstatt zusammengestellt.

Das MUSS auf jeder Tour mit (absolute Basis-Ausstattung):

  • Ersatzschlauch (ggfs. mit Ventilverlängerung)
  • Minipumpe/evtl. CO2-Kartusche mit Patrone
  • Reifenheber
  • Mini-Tool (idealerweise mit Kettennieter wie das SKS TOM 18 oder das Crankbrothers Multi 19)
Christian Brunker/ROADBIKE
Diese Minimalausstattung sollten Sie auf jeder Tour dabei haben.

Zur Erklärung: Der mit weitem Abstand häufigste Defekt unterwegs ist ein Platten – also sollten Sie unbedingt darauf vorbereitet sein, einen defekten Reifen unterwegs reparieren zu können. Das heißt: Ersatzschlauch, Reifenheber und Minipumpe sind die wichtigsten Helfer überhaupt und unverzichtbar.

Ganz wichtig: Achten Sie bei der Auswahl des Ersatzschlauchs auf die passende Ventillänge, besonders natürlich, wenn Sie auf Hochprofil-Felgen unterwegs sind. Hilfreich sind hierbei auch Ventil-Verlängerungen zum Aufschrauben – und sie nehmen nicht viel Platz weg. Achten Sie auch darauf, dass der Schlauch auch zur Breite Ihrer Rennrad-Reifen passt.

Das Minitool hilft dabei, lockere Verschraubungen wieder anzuziehen, falls beispielsweise die Sattelstütze rutscht oder sich ein Cleat am Schuh gelöst hat.

Die wichtigsten Handgriffe wie Reifen von der Felge runter- und wieder draufhebeln sollten Sie ebenfalls mal geübt haben (oder die Übung kommt dann unterwegs). Wenn es mit dem Aufpumpen mal schneller gehen muss, beispielsweise bei einem Event, leisten CO2-Kartuschen gute Dienste. Damit ist ein Reifen in sekundenschnelle wieder prall – allerdings haben Sie auch nur einen Schuss – auch dies sollten Sie zumindest vorher mal geübt haben.

Zur Sicherheit sollten Sie aber dennoch nicht auf die Minipumpe verzichten, denn die Erfahrung lehrt: Oft hat man monate- oder gar jahrelang keinen Platten, dann aber auf einer Ausfahrt gleich zwei oder drei. Denn ein Platten kommt selten allein.

Deshalb folgende Ergänzug zur obigen Packliste:

Das SOLLTE zusätzlich auf jeder Tour mit (erweiterte Basis-Ausstattung)

  • Flickzeug/zweiter Schlauch
  • Kettenschloss oder Kettenniet

Haben Sie den ersten Platten, ist es oftmals einfacher und schneller, den Ersatzschlauch zu montieren und nicht aufwendig auf Loch-Suche zu gehen, um den kaputten Schlauch unterwegs zu reparieren. Das sparen Sie sich besser für zu Hause auf.

Das birgt natürlich den Nachteil, dass Sie nach dem ersten Defekt gewissermaßen blank unterwegs sind und nichts mehr kommen darf. Blöd, wenn der erste Defekt gleich am Anfang der Tour passiert ist. Deshalb empfehlen wir, ein kleines Flickset einzustecken – vor allem, wenn Sie auf eine längere (Tages-)Tour gehen. Praktische Kits gibts beispielsweise von Lezyne. Damit können Sie zwar nicht unbegrenzt, aber doch sehr viele Platten reparieren. Die Schwierigkeit unterwegs liegt natürlich darin, ein kleines Loch in einem schwarzen Schlauch zu finden.

Ein Tipp aus der ROADBIKE-Redaktion: Montieren Sie den Ersatzschlauch und stecken Sie den kaputten Schlauch ein. Wenn Sie dann in einem Ort mit Brunnen (o.ä.) vorbeikommen, nutzen Sie die Gelegenheit, dort das Loch zu finden und zu reparieren. EInfach kaputten Schlauch etwas aufpumpen und unter Wasser halten. Die aufsteigenden Blasen zeigen das Loch im Schlauch an. Haben Sie den Reifen geflickt, haben Sie wieder einen verwendbaren Ersatzschlauch an Bord!

Stichwort Kettenniet/Kettenschloss: Spontane Kettenrisse sind eine extrem seltene Panne, vor allem bei regelmäßig gepflegten und auf Verschleiß geprüften Ketten. Aber wenn Sie denn vorkommen, ist ein Vorankommen aus eigener Kraft natürlich nicht mehr möglich. Und weil viele Minitools einen Kettennieter integriert haben (z.B. das SKS TOM 18) und ein Kettenniet bzw. ein Kettenschloss wenig wiegt und wenig Platz mitnimmt, sollten Sie nicht darauf verzichten, sie einzustecken.

Wir in der ROADBIKE-Redaktion würden auch ein Kettenschloss empfehlen. Damit muss die Kette unterwegs nicht genietet werden, sondern Sie müssen nur das defekte Kettenglied entfernen und können die beiden Enden dann mit dem Kettenschloss neu zusammenfügen. Ein einzelner Niet geht überdies sehr leicht verloren und ist insbesondere im Gras oder auf grauem Asphalt fast nicht mehr wiederzufinden.

Wo sollten Sie nun ihr Werkzeug transportieren?

Generell gibt es drei verbreitete Varianten, das Werkzeug für unterwegs mitzunehmen: 1) die Satteltasche, 2) die Trikottasche, 3) eine Werkzeug-Flasche im Flaschenhalter. Jede dieser Varianten hat klare Vor- und Nachteile, die wir hier einmal zusammengestellt haben:

Christian Brunker/ROADBIKE

1) Werkzeug in der Satteltasche:

  •  Wichtige Tools immer dabei/am Rad
  •  Satteltaschen gibt es in verschiedenen Größen
  •  vergleichsweise leicht zwischen mehreren Rädern zu wechseln
  •  Tools wetterfest verstaut
  •  Trikottaschen bleiben frei
  •  Flaschenhalter bleiben frei
  •  In der Regel kein Platz für die Mini-Pumpe, die muss gesondert verstaut werden (bspw. am Rahmen)
  •  Cleane Optik des Rahmens wird beeinträchtigt (je größer die Tasche ist, desto stärker)
  •  Tool und Schläuche gammeln/korrodieren mitunter monatelang vor sich hin
  •  Viele Satteltaschen sind nicht mit Aero-Stützen kompatibel
  •  begrenztes Platzangebot

2) Werkzeug in der Trikottasche

  •  Cleane Optik am Rahmen
  •  Flaschenhalter bleiben frei
  •  Tools/Ersatzschlauch nach der Fahrt wieder im Trockenen, jederzeit unter Kontrolle
  •  Wenn man nicht alles gebündelt hat, besteht die Gefahr, was zu vergessen
  •  Weniger Platz in der Trikottasche für anderes (Windweste, Handy, Schlüssel, Gels/Riegel)
  •  Gewicht kann den Sitz des Trikots beeinträchtigen
  •  Verletzungsgefahr am Rücken durch harte/scharfkantige Tools/Minipumpen bei Stürzen
  •  Tools nicht vor Regen geschützt

3) Werkzeug in der Werkzeugflasche

  •  Sehr schnell an jedes Rad gesteckt
  •  Immer alles komplett fertig verpackt
  •  Inhalt sehr gut vor Regen und Nässe geschützt
  •  Flaschen sind in verschiedenen Größen erhältlich, auch Minipumpe findet Platz
  •  Ein Flaschenhalter blockiert, also nichts für lange Touren und heiße Sommertage

Für welche Variante Sie sich entscheiden, ist immer eine Frage des Fahrstils und der persönlichen Vorlieben. Wer seinen Renner so clean und aufgeräumt wie möglich haben möchte, verpackt sein Zeug in der Trikottasche oder in der Tool-Flasche. Ein Tipp noch: Auch für die Trikottasche gibt es Organziser, bspw. von Syncros, in denen Reifenheber, Tool, Handy und Minipumpe ihren Platz finden. So bleibt alles zusammen. Besonders bequem für Vergessliche ist es, an jedem Rad eine eigene Satteltasche und eine Minipumpe zu montieren – so kann man nichts wichtiges vergessen.

Und genau wie bei Satteltaschen gibt es auch bei Werkzeugflaschen verschiedene Varianten und Größen, die die zum Teil großen Preisunterschiede erklären. Die einfachsten Modelle sind wenig mehr als normale Trinkflaschen mit vielleicht einer etwas vergrößerten Öffnung – so etwas können Sie sich auch bequem aus einer alten Trinkflasche selbst basteln. Ganz wichtig: Sie sollten dabei den oberen Rand entgraten, sodass Sie sich beim Reingreifen nicht die Finger verletzen.

Die teureren Varianten der Werkzeugflaschen lassen sich mit einem Reißverschluss in Längsrichtung öffnen und sich innen in mehrere Fächer unterteilt, sodass alles seinen Platz finden und nichts unterwegs klappert.

Weitere Tipps

Man will ja unterwegs nicht seinen kompletten Hausstand dabei haben (und es soll auch nicht so aussehen), deshalb sollte natürlich alles so kompakt und klein wie möglich sein. Besonders klassische Ersatzschläuche nehmen aber extrem viel Platz weg. Eine Alternative sind die neuen Kompaktschläuche von Turbolito oder auch die Aerothan-Schläuche von Schwalbe. Auch bei Reifenhebern gibt es kleinere und vor allem flachere Modelle, die sich besser für den Einsatz unterwegs eignen.

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5 / 2024
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Erscheinungsdatum 09.04.2024