Test: 12 Lange Rennrad-Trikots
Lange Rennrad-Trikots für kältere Tage

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Was trägt der Rennradfahrer in der Übergangszeit? Langarmtrikots und -jacken. RoadBIKE hat 12 davon getestet.

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Foto: Andreas Frank

Noch ein Langarmtrikot oder doch schon eine Jacke? Die Übergänge sind fließend – genau wie die Wetterbedingungen im Frühjahr oder Herbst, die Ansprüche der Rennradfahrer und, nicht zuletzt, die Namensgebung vieler Bekleidungshersteller. Entsprechend schwierig ist die Definition, was eine richtig gute Übergangsjacke leisten muss: Neben langen Ärmeln soll sie vor allem guten Schutz vor Fahrtwind bieten, gleichzeitig aber wärmer sein als eine reine Windweste, aber keineswegs so dick und wärmend wie eine Winterjacke. Eben das perfekte Oberteil für die ersten längeren Ausfahrten im Frühling.

Große Preisunterschiede

Mit diesen Vorgaben hat RoadBIKE 12 Hersteller kontaktiert und um passende Testprodukte gebeten. Das erste Ergebnis: Die Preisspanne der eingereichten Produkte ist groß. Sie reicht von der mit 118 Euro eher günstigen Clima Protection 2.0 3Season von Alé bis zur Cosmic Pro Wind Jacke von Mavic, die mit 220 Euro fast doppelt so viel kostet. Eine Menge Geld zwar, doch erweisen sich einige Modelle im Testfeld als erstaunlich vielseitig, was die Investition durchaus rechtfertigen kann.

Vor dem Kauf sollten Sie sich jedoch unbedingt überlegen, für welchen Einsatzzweck Sie die Übergangsjacke benötigen: Wer bereits eine ausreichend warme Winterjacke besitzt, sollte sich eher bei den etwas dünneren Modellen umsehen – diese sind in der Übersichtstabelle mit 1 bis 3 Eiskristallen gekennzeichnet. Sie sind eher für Tage ab etwa 10 °C geeignet und bieten wegen des dünneren, oft luftigeren Materials zudem meist eine etwas bessere Atmungsaktivität. Die wärmeren Modelle mit 4 bis 5 Eiskristallen schützen hingegen deutlich besser vor Kälte und können mit einem warmen Unterhemd und/oder einer Zwischenschicht durchaus an kälteren, nicht zu eisigen Tagen mit Temperaturen um 0 °C eine Winterjacke ersetzen (siehe auch: So testet RoadBIKE weiter unten).

Im Testfeld erwies sich das Langarmtrikot Windbreaker von Shimano als die wärmste Übergangsjacke mit nahezu komplettem Windschutz, lediglich ein etwas luftigerer Streifen am Rücken hilft bei der Feuchtigkeitsregulierung. Zudem ist der Schnitt eher leger, sodass problemlos noch zusätzliche Lagen drunter passen. Am anderen Ende der Skala rangiert Assos’ milleintermediate Jacket_evo7, das lediglich an der Brust einen (sehr guten) Windschutz bietet, der Rücken besteht hingegen nahezu komplett aus sehr leichtem, dünnem Stoff, der spürbar kalten Wind durchlässt. Auch an den Ärmeln ist das Assos-Trikot eher luftiger.

Wegen des leichten, angenehm elastischen Materials schmiegt sie sich gleichzeitig aber auch extrem gut an und setzt bei der Passform die Maßstäbe, knapp gefolgt vom Alpha Wind Jersey von Castelli, dem die Tester ebenfalls sehr gute Trageeigenschaften attestierten.

Kritik äußerten die Tester hingegen am Brevet Insulated Jacket von Rapha: Die aus sehr atmungsaktivem und gleichzeitig warmem Polartec-Alpha-Material bestehende Jacke trägt sich zwar gut, ist aber am Rücken zu kurz geschnitten, das dünne Bündchen konnte zudem ein Hochrutschen nicht verhindern.

Beim Windschutz überzeugte die Cosmic Pro Wind Jacke von Mavic die Testfahrer und sicherte sich die Bestnote in dieser Disziplin, knapp vor dem Langarmtrikot Windbreaker von Shimano und dem Castelli Alpha Wind Jersey. Beim Kallisto Langarm Trikot von Dos Caballos störten sich die Tester an den sehr dünnen Ärmeln, an denen deutlich mehr Fahrtwind durchdrang als bei anderen Modellen, auch am nicht mit einer Stofflage hinterlegten Reißverschluss an der Front zog es leicht durch. Spürbar kühl am Oberkörper zeigte sich auch das Storm Jersey von Craft. Auch das Material der LS Hybrid Que von Q36.5 war an der Front nicht komplett winddicht, hielt im Praxistest aber wärmer als erwartet und überzeugte zudem mit der besten Atmungsaktivität, noch knapp vor der milleintermediate_evo7 von Assos. Beide wurden auch bei intensiven Einheiten oder an längeren Anstiegen innen nicht feucht oder schwitzig.

Testfazit kompakt

Das beste Gesamtpaket in diesem Test kommt von Castelli: Das Alpha Wind Jersey FZ sitzt hervorragend, bietet sehr guten Wind- und Nässeschutz, ohne schwitzig zu werden und ist weder zu warm noch zu kalt – genau so muss eine Übergangsjacke sein. Klarer Testsieg! Knapp dahinter rangieren die etwas wärmere Cosmic Pro Wind Jacke von Mavic und die milleintermediaJacket_evo7 von Assos als eher leichte Übergangsjacke.

Frostbeulen

RoadBIKE-Redakteur Christian Brunker über Temperaturempfinden.

Während der eine schon bei 10 °C kurz-kurz durch die Gegend fährt, ist der andere noch bei 20 °C in langen Hosen und mit Helmmütze unterwegs: Besonders im Frühjahr lässt sich die ganze Bandbreite des Temperaturempfindens beobachten. Wichtig ist: Jeder muss für sich selbst herausfinden, wie er sich auf dem Rennrad am wohlsten fühlt. Die richtige Bekleidungswahl an wechselhaften Frühlingstagen ist vor allem eins: Erfahrungssache!

So testet RoadBIKE

Ob Passform, Windschutz oder Atmungsaktivität: Eine Übergangsjacke muss in vielen Bereichen überzeugen. So kommen die Noten zustande.

40 % Passform: Wie jedes Bekleidungsteil für Radsportler muss eine Übergangsjacke zunächst einmal gut sitzen. Das heißt, sie sollte nicht im Wind flattern und gleichzeitig ausreichende Bewegungsfreiheit bieten, dabei aber tunlichst nicht hochrutschen. Darüber hinaus haben die Tester bewertet, ob die Jacke am Rücken ausreichend lang geschnitten ist, um eventuelles Spritzwasser vom Hinterrad ab- und den Po trocken zu halten. Auch am Bauch darf sie keine übermäßigen Falten werfen. Pluspunkte gibt es für angenehm breite, gut anliegende Bündchen an den Ärmeln.

30 % Windschutz: In dieser Disziplin bewerteten die Tester, wie gut die Modelle vor Fahrtwind schützen. Also unter anderem, wie groß der winddichte Bereich ist, ob das Material den Fahrtwind auch von Armen, Schultern und Rücken abhält. Punktabzüge gibt es für Schwachstellen, etwa wenn kalter Fahrtwind am Kragen, an den Handgelenken oder durch undichte Reißverschlüsse an der Front eindringen kann.

30 % Klimamanagement: Neben gutem Sitz und ordentlichem Windschutz trägt eine hohe Atmungsaktivität erheblich zum guten Gesamteindruck einer Übergangsjacke bei. Deshalb haben die Tester auf einem längeren Anstieg bewertet, ob die Jacke trotz winddichter Lagen ausreichend Schweiß nach außen abgeben kann oder ob sie von innen feucht wird.

Isolation und Nässeschutz: Wie warm darf eine Übergangsjacke sein? Darüber gehen die Meinungen auseinander: Ist die Jacke zu dick, ist sie an sonnigeren Frühlingstagen zu warm, ist sie zu dünn, ist es schnell zu kalt. Weil das persönliche Empfinden und der gewünschte Einsatzzweck teils weit auseinandergehen, verzichtet RB darauf, die Isolation zu bewerten. Stattdessen liefert RoadBIKE in den Testbriefen eine Einschätzung, wie gut die jeweiligen Jacken gegen Kälte isolieren. Wer bereits eine Winterjacke besitzt, benötigt möglicherweise eher eine dünnere Jacke für kühlere Tage und sollte unter den Modellen wählen, die weniger stark wärmen (weniger Punkte/Schneekristalle in der Disziplin Isolation). Andererseits kann eine dickere Übergangsjacke an nicht zu eisigen Tagen durchaus auch die Winterjacke ersetzen, wenn das Darunter passend gewählt wird. Gleiches gilt für den Nässeschutz: Übergangsjacken können eine gute Regenjacke nicht ersetzen, kürzeren Schauern aber durchaus standhalten, weshalb RB auch hier nur eine Einschätzung zu den wasserabweisenden Fähigkeiten abgibt.

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5 / 2024
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Erscheinungsdatum 09.04.2024