Offline Fahrrad-Navigation: Navic 400 von Ciclo
Ciclo Navic 400: Offline Rad-Navi für Puristen

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Das Ciclo Navic 400 bietet Offline-Navigation, sowie intuitive Menüführung für all diejenigen, die es übersichtlich und unkompliziert mögen. Ein Navigationsgerät für Radfahrer und Wanderer ohne viel "Schnickschnack". Wir haben das Navi getestet.

Ciclo Navic 400: Offline Rad-Navi für Puristen
Foto: Moritz Pfeiffer

Kurz&Knapp

  • Hersteller: Ciclo
  • Gerät: Navic 400
  • Navigation: Offline via GPS
  • Akkulaufzeit: ca. 10 Stunden (laut Hersteller)
  • Preis: 230 Euro

Das Ciclo Navic 400 ist mit einem vier Zoll großen Display ausgestattet. Das Navi soll dazu anregen, das Smartphone zuhause zu lassen. Das Menü bzw. die Funktionen sind auf das Wesentliche beschränkt: Nach dem Anschalten verbindet sich das Gerät mit GPS – und die Tour kann starten. Karten bzw. selbstgeplante Routen aus Reise- oder Fahrradforen (GPX-Format) lassen sich aufspielen. Das Gerät soll keinerlei Daten tracken und benötigt weder Mobilfunknetz noch WLAN. Dadurch entsteht auch im Ausland ein Kostenvorteil gegenüber dem Smartphone.

4 Zoll großes Display

Das 4-Zoll-Display ist druckempfindlich und hat einen resistiven Touchscreen (funktioniert durch Druck einer Berührung). Dabei soll es gute Ablesbarkeit bei jeden Lichtverhältnissen bieten. Je nach Vorlieben kann das Display individuell konfiguriert werden: Reine Navigationsfunktion, Kombi-Anzeige mit Geschwindigkeit oder verbleibender Wegstrecke. Die unterschiedlichen Einstellungen benötigen nur wenige Berührungen des Touchscreens oder der insgesamt fünf Tasten am Gerät.

Höhenmesser und Akkulaufzeit

Robust, widerstandsfähig und kompakt soll sich das Navic für ausgedehnte Rad-Touren eignen. In das Gerät ist ein Barometer integriert, der die Höhenmeter misst. Der Akku ist 3000 mAh stark und soll laut Herstellerangaben ca. 10 Stunden durchhalten.

Befestigung am Lenker

Das kompakte Navigationsgerät soll sicher und fest durch die kohlefaserverstärkte Halterung am Lenker zu befestigen sein und kann dank Bajonettverriegelung mit einem Handgriff von selbigem genommen werden. Ein weiterer Vorteil ist die Robustheit des Navic 400. So soll es unempfindlich gegenüber schlechtem Wetter wie zum Beispiel Dauerregen sein.

Keine Datenabfrage und Standortbestimmung

Nach dem Motto "weniger ist mehr", hat Ciclo eine der prägendsten Eigenschaften technischer Geräte unserer Zeit aus dem Navic 400 verbannt. So kommt der Navigator ohne Online-Funktion, ständige Abfrage und Zugriff auf persönliche Daten und Funktionen wie Kamera, Standort oder Nutzungsprofile aus. Die Karten und die Navigation funktionieren offline, d.h. das Gerät funktioniert auch an entlegenen Winkeln ohne Netzabdeckung.

Navigation leicht gemacht

Dadurch kann man sich auf das wesentliche Konzentrieren: Die Navigation. Im Navigationsmodus wird der jeweilige Kartenausschnitt mit allen wichtigen Details der Umgebung und Richtungsangabe dargestellt. Zusätzlich gibt es die so genannte Tourenvorschlag-Funktion. Bei Eingabe eines Start und eines Zielortes wird eine Route errechnet, deren Profil der Nutzer zuvor bestimmen kann. Maximale Distanz, Höhenmeter und die Art des Untergrunds können zum gewünschten Streckenprofil hinzugefügt werden und als Ergebnis wird eine Überraschungstour zusammengestellt.

Moritz Pfeiffer

Kartenmanagement

Routen von Freunden oder aus Portalen als GPX-Datensatz kann das Navic 400 verarbeiten. Die Touren lassen sich per Datenkabel aufspielen und anschließend ist die "externe Tour" im Tourenverzeichnis gespeichert und abrufbar. Ein weiterer Vorteil des Ciclo Navic 400 soll der Kartenmaterial-Mix aus Open Street Map und Falk sein. Im Kaufpreis sind alle regelmäßigen Kartenupdates enthalten. Folglich fallen zukünftig keine weiteren Kosten für Karten- und Software-Updates an. Der Preis für das Navic 400 liegt bei 230 Euro.

Erfahrungsbericht der ROADBIKE-Redaktion

ROADBIKE-Redakteur Moritz Pfeiffer hat den Ciclo Navic 400 getestet. Hier sind seine Eindrücke:

Vor der ersten Fahrt: Es werden ca. 30 Minuten Orientierung benötigt bis man die Menüführung verstanden und die wichtigsten Einstellungen vorgenommen hat. Das Display hat optisch eine Smartphone-Anmutung, aber einen eher schwerfälligen Touchscreen, was auf die resistive Technik zurückzuführen ist – dafür ist es auch mit Handschuhen bedienbar. Die Grundeinrichtung (Nutzerprofile erstellen, Fahrräder anlegen, Individualisierung des Cockpit-Bildschirms) ist relativ intuitiv. Der Hauptbildschirm während der Fahrt, wenn nicht Kartenansicht gewählt wurde, ist 2-seitig (Höhenprofil und Karte). Die Ansicht und Anzahl der angezeigten Werte ist allerdings nicht veränderbar. Verwunderlich ist, dass Größe, Gewicht, Alter des Fahrers abgefragt werden, da mit den Daten eigentlich nichts mehr gemacht wird. So gibt es derzeit keine Herzfrequenz- oder Leistungsmessung, keinen Kalorienzähler o.ä., der auf diese Daten zugreifen würde (das Gerät ist aber bluetooth-ready, neue Features in der Zukunft sind also denkbar).

Routenplanung: Hier ergibt sich eine sehr große Bandbreite an Möglichkeiten, wie man nur mit dem Gerät selbst zu einer Route kommt (am Anfang etwas verwirrend). Bei Touren gibt man zu Beginn die Zieladresse ein, dann wird ein unveränderbarer Vorschlag gemacht. Bei der Navigation zu einer Zieladresse gibt es ebenfalls einen Vorschlag, der aber über Wegpunkte variiert werden kann. Wenn man einen Rundkurs plant, kann man die Distanz und/oder Dauer angeben mit variablem Startpunkt. Anschließend macht das Gerät drei Streckenvorschläge, die aber nicht veränderbar/im Detail anpassbar sind. Weitere Navigationsmöglichkeiten setzten sich zusammen aus: Punkt in Karte auswählen, Nachhause-Navigation, Sonderziele oder der Planung via Drittanbieter (Strava, Komoot, AllTrails etc.). Der Import via USB-Kabel gelingt gut.

Unterwegs: Die Aufzeichnung funktioniert gut, so wird man beispielsweise erinnert die Aufzeichnung zu starten. Anschließend ergeben sich gute Auswertungsmöglichkeiten. Abbiegehinweise sind auch akkustisch möglich, könnten aber früher kommen. Bei einer Bedienung vom Lenker fallen nochmals die schwerfälligen Tasten auf. So muss man den Lenker richtig festhalten, um bei der Bedienung des Navis Gegendruck zu erzeugen. Dafür punktet das Display mit gestochen scharfer Auflösung. Die Ablesbarkeit bei Sonneneinstrahlung ist dagegen eher schlecht und unser Tester musste aufgrund der vielen Spiegelungen teilweise im Schatten anhalten, wenn er etwas in Erfahrung bringen wollte. Optisch macht das Gerät einen stabilen Eindruck und scheint etwas abzukönnen.

Moritz Pfeiffer

Allgemein: Bei Aufladen blinkt ein kleines Batteriesymbol, so bekommt der Nutzer ein gutes Feedback. Die Software zeigt sich dagegen eher langsam: Zwischen Starten des Gerätes und Einsatzbereitschaft liegen selbst nachgemessene 70 Sekunden, auch das Erstellen von Tracks, Routenberechnung, Aufbau sowie Ein- und Auszoomen von Karten dauert lange. Weiterhin ist das Gerät mit 180 Gramm (nur für den Radcomputer, ohne Halterung) kein Leichtgewicht.

Fazit: Im Vergleich mit der – zugegebenermaßen sehr harten – Konkurrenz von Garmin, Wahoo und Co. kann der Ciclo Navi 400 nicht ganz mithalten. Wer aber seinen absoluten Schwerpunkt auf Tourenplanung und Navigation legt, derzeit kein Interesse an Trainingsdaten wie Herz- oder Trittfrequenz und Leistung hat und/oder als Multisportler mal wandernd, mal radfahrend unterwegs ist und nicht mehr das Handy am Lenker festklemmen möchte, für den ist der Navic 400 eine interessante Alternative abseits des Mainstreams.

Ergänzung der Redaktion: Wenige Tage nach Veröffentlichung dieser Rezension brach auf der Rückseite des Navic 400 eine Plastiknase am Drehverschluss ab, mit dem der Computer im Lenkerhalter einrastet. Ob dies ein einmaliger Materialfehler ist oder ob der Drehverschluss grundsätzlich zu klein dimensioniert ist für das hohe Gewicht des Radcomputers, vermag ROADBIKE nicht zu beantworten. In jedem Fall kann der Navic 400 nun nicht mehr am Lenker montiert und genutzt werden – ein unbefriedigender Garantiefall!

Rückseite des Radcomputers Ciclo Navic 400 mit abgebrochener Plastiknase zum Einrasten in der Lenkerhalterung.
Moritz Pfeiffer
Die Rückseite des Ciclo Navic 400-Radcomputers mit abgebrochener Plastiknase am Drehverschluss.
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Erscheinungsdatum 09.04.2024