Individuelle Bekleidung für Rennradfahrer im Vergleich
15 Anbieter von Radsport-Teambekleidung im Test

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Rennrad-Outfits selbst gestalten: RoadBIKE hat 15 Anbieter von Radsport-Teambekleidung miteinander verglichen.

RB Teamwear Teaserbild
Foto: Daniel Geiger

Das Maillot Jaune – das wohl begehr­teste Rennrad-Trikot der Welt! Wer dieses legendäre Leibchen über die Schultern streift, zieht die neidischen und anerkennenden Blicke der Fans und Konkurrenten auf sich. Kleider machen Leute. Das gilt auch – oder gerade – im Radsport.

Aber es muss ja nicht gleich das Trikot des Gesamtführenden bei der Tour sein. Mit einem schicken Outfit kann auch der normalsterbliche Rennradler Stil beweisen – und sich von der breiten Masse abheben. Zumal wenn es sich dabei um ein individuell gestaltetes Outfit handelt: Sei es das eigene Vereinstrikot oder gar der komplett personalisierte, selbst entworfene Traumdress.

Zahlreiche Hersteller bieten Sportlern auf ihre Wünsche abgestimmte Produkte an – von der Socke bis zum Kopftuch. Doch die wichtigsten Teile sind natürlich die Hose und, vor allem, das Trikot. Individuelles Design fällt hier besonders auf.

Qualitätskontrolle

Doch welcher Hersteller ist der richtige? Wer bietet qualitativ hochwertige Radsportkleidung, setzt das Traumdesign verlässlich um und druckt es in den gewünschten Farben auf Trikot und Co.?

Um diese Fragen zu beantworten, hat RoadBIKE 15 Anbieter zum Vergleich geladen: Spezialisten für Ver­eins­­trikots, etwa Maisch, Biehler oder Owayo, ebenso wie renommierte Hersteller hochwertiger Radbekleidung wie Castelli oder Craft, die auch Profi-Teams ausrüsten.

Um das eigene Trikot zu gestalten, bieten sich mehrere Optionen an. Die wohl schnellste und einfachste Variante: Online-Konfiguratoren im Internet. Mit wenigen Mausklicks kann der Kunde hier ein Design auswählen, die Farben seinen Wünschen entsprechend anpassen sowie Logos und Schriftzüge platzieren.

Das Design kann dann, je nach Software, ausgedruckt, gespeichert oder direkt zum Anbieter übermittelt werden. 8 der 15 Hersteller im Test bieten einen solchen Konfigurator bereits an, Craft will im Februar mit einem entsprechenden Service starten, Bike o’ Bello plant derzeit die Einführung.

Viele Wege führen zum Ziel

Wer nicht online konfigurieren möchte, kann auf die Design-Vorlagen der Hersteller setzen. Fast alle Anbieter halten eigene Entwürfe bereit, die der Kunde dann noch an seine Vorstellungen anpassen kann.

Und wer es schließlich ganz individuell haben will, der nutzt die Blanko-Vorlagen der Hersteller. Auf der jungfräulichen, weißen Vorlage kann der Kunde seiner Kreativität freien Lauf lassen und persönliche Wünsche zu Papier bringen. Alle Hersteller bieten diesen Service an, meist mit einmaligen Mehrkosten – im Test zwischen 55 und 200 Euro pro Design. Schließlich erfordert die Umsetzung etwas mehr Aufwand als beim Online-Konfigurator oder bei bereits vorhandenen Design-Vorlagen.

Ganz gleich für welchen Weg sich der Kunde entscheidet, er kann mit der Unterstützung des Herstellers rechnen. Denn beinahe alle Anbieter greifen ihm bei der Gestaltung der Bekleidung unter die Arme, zum Teil tun sie das sogar kostenlos.

Das perfekte Design

Doch was ist bei der Gestaltung zu beachten? "Weniger ist mehr", empfiehlt Horst Brozy und rät zu klaren Linien. Der Desig­ner entwirft seit vielen Jahren Radtrikots, unter anderem für das Team Coast oder den Bekleidungshersteller Santini. Auch der Entwurf des Führungs­trikots der Jedermann-Rennserie German Cycling Cup stammt aus seiner Feder. Im Kasten links verrät der Experte, was es bei der Entwicklung neuer Designs zu beachten gilt – von der Farbgebung bis hin zur Platzierung der Vereins- oder Sponsorenlogos.

Steht das Design, muss es dem Hersteller übermittelt werden. Bei den meisten Anbietern funktioniert das per E-Mail. Castelli, Craft und Sportful bevorzugen dabei den Weg über ihre Fachhandelspartner. Der Hersteller setzt die Vorgaben des Kunden dann in einen verbindlichen Entwurf um, den der Kunde abschließend zur Kontrolle erhält und abnicken muss.

Bevor die Druckmaschinen anlaufen, müssen noch die richtigen Größen ausgewählt werden. Schließlich fallen die Outfits der verschiedenen Hersteller in dieser Hinsicht recht unterschiedlich aus. Zum Größenvergleich bieten alle Anbieter einen Mustersatz, der dem Kunden – auf Anfrage – kostenlos zur Verfügung gestellt wird.

Eine Frage der Kosten

Praktisch alle Hersteller im Test fordern vom Kunden die Abnahme einer Mindestmenge, bevor sie die Produktion starten – meist sind das 10 bis 30 Teile. Allerdings bieten auch fast alle die Fertigung von Mindermengen oder gar Einzelstücken an, hierfür wird in der Regel aber ein Aufpreis fällig. Zudem verteuert sich die Bekleidung, da etwaige Kosten für Gestaltung und Druck nicht auf mehrere Schultern verteilt werden können. Entsprechend sinkt andererseits der Preis pro Artikel, wenn große Stückzahlen geordert werden – etwa für alle Vereinsmitglieder oder die Teilnehmer eines Jedermann-Rennens.

Doch wer liefert am Ende das beste Trikot? Um die Qualität der einzelnen Anbieter vergleichen zu können, hat RoadBIKE einen besonders aufwendigen Trikot- und Hosensatz gestaltet. So prangt am Rücken des Trikots sowie auf der Hose eine peppige, bunte Grafik, um Strahlkraft und Schärfe des Drucks beurteilen zu können. Auf der Vorderseite des Trikots soll eine Aufnahme vom Col du Galibier zeigen, wie gut Fotos umgesetzt werden. Und das weise gesprochene Jens-Voigt-Zitat "Hinten fahren tut genauso weh wie vorne fahren", soll helfen zu klären, wie gut Schriftzüge auf dem Stoff zur Geltung kommen.

Die Druckqualität

Das aufwendige Design verfehlte seine Wirkung nicht und stellte die Hersteller vor einige Probleme. Besonders auffällig: Keiner der 15 Anbieter im Test schaffte es, den von RoadBIKE gewählten Farbton – ein Blaugrün – genau zu treffen. Die Varianten der Ergebnisse reichten dabei von einem sehr hellen Blau bei Santini bis zu einem satten, dunklen Grünton bei Owayo. Diese Verfehlung fällt nicht ganz so stark ins Gewicht, wenn Trikot und Hose zumindest im durchgängig einheitlichen Farbton kommen.

Allerdings war auch das nicht bei allen Herstellern der Fall. So wich etwa die Farbe des Abschlussrings am Ärmel bei manchen Trikots stark von dem eigentlich gleichfarbigen Grundton der daneben liegenden Grafik ab, vor allem bei Acton, Biehler, Bike o’ Bello und Kalas. Bei diesen Herstellern fiel auch ein deutlicher Farbverlauf in der Grafik am Rücken und auf der Hose auf, der im ursprünglichen RoadBIKE-Entwurf nicht zu erkennen war. Bei Biehler und Kalas war er auch auf den Kontrollentwürfen nicht zu sehen. Auch das Foto auf der Vorderseite des Trikots fiel bei vielen Herstellern etwas blau- oder rotstichig aus.

Richtig gut haben hier vor allem Acton, Dowe und Sportful gearbeitet. Ganz wichtig: Um eine möglichst hohe Verbindlichkeit der gewählten Farben zu erreichen, sollten dem Hersteller zusammen mit dem Design genaue Farbwerte, angegeben in sogenannten Pantone-Farbtönen, übermittelt werden. Die meisten Hersteller bieten dem Kunden zur besseren Orientierung zudem Farbmuster an.

Strahlende Farben

Als zweiten Design-Aspekt nahmen die RoadBIKE-Tester die Brillanz der Produkte unter die Lupe, speziell die Strahlkraft der Farben. Hier wussten fast alle Hersteller zu überzeugen. Vor allem die Ware von Craft, Biehler und Bike o’ Bello punktete mit leuchtenden, satten Farben. Auf der anderen Seite fehlte es dem Santini-Set etwas an Strahlkraft, auch das Cuore wirkte zu blass, das Giordana-Set geriet zu dunkel.

Wie lange die Freude an den Farben währt, wird ein weiterführender Test zeigen. Da einige Sets erst kurz vor Redaktionsschluss eintrafen, war es nicht mehr möglich, alle Teile mehrfach zu waschen und deren UV-Beständigkeit zu prüfen. Diese Ergebnisse wird RoadBIKE in einer der kommenden Ausgaben nachliefern.

Um Muster, Schriftzüge und Logos gut zur Geltung zu bringen, spielt neben Farbe und Brillanz auch die Schärfe des Drucks eine wichtige Rolle. Und auch in diesem Punkt gab es deutliche Unterschiede. So bestachen etwa die Sets von Biehler, Acton und Dowe durch scharfe, klare Bilder. Auf den Trikots von Maisch und Owayo hingegen wirkte der Druck weniger knackig.

Als letzten Punkt in Sachen Design bewertete RB die Umsetzung des Layouts: Wie exakt wurden Grafiken, Fotos, Logos und Schriftzüge positioniert? Als Maßstab dienten in der Regel die von den Herstellern zur Abnahme vorgelegten Designs. Im Großen und Ganzen leisteten die Anbieter dabei ganze Arbeit. So haben unter anderem Maisch, Santini, Giordana und Owayo die Vorgaben sehr genau eingehalten. Doch es gab auch Überraschungen.

So geriet etwa bei den Trikots von Castelli und Sportful die Grafik auf dem Rücken kleiner als vorgegeben. Bei der Acton-Hose wiederum war die Grafik so platziert, dass sie an der Naht unsauber brach. Und Bike o’Bello hat das Motiv auf der Hose sichtbar vergrößert, so dass es am Ende stark von der Vorgabe abwich.

Neben dem Design nahm RoadBIKE auch die Produkte selbst unter die Lupe. Erfreulich: Alle Hersteller lieferten ordentliche Qualität! Selbst die günstigeren Kombinationen überzeugten mit guten Stoffen und ebensolcher Verarbeitung. Nur an den Hosen von der Castelli und Northwave fielen unsaubere Nähte auf. In puncto Passform ragen die teuren Sets von Santini, Giordana und Castelli mit sportlich-definiertem Sitz heraus. Etwas weiter im Schnitt fielen die Trikots von Biehler, Bioracer, Bike o‘ Bello und Sportful aus. Bei Dowe monierten die Tester den sehr engen Hals.

Tipps vom Profi: Darauf kommt es an

1. Brainstorming: Im ers­ten Schritt Ideen sammeln, die in das Design einfließen könnten. Zum Beispiel ein bestimmtes Detail des Vereinslogos, das als Wiedererkennungsmerkmal eingesetzt wird. Man kann sich natürlich auch daran orientieren, was einem an anderen Trikots generell gefällt.

2. Weniger ist mehr: Formen und Farben sind wichtig für das Design, können aber auch Unruhe in den Entwurf bringen: Lieber auf klare Linien setzen. Eines meiner Lieblingstrikots ist zum Beispiel das des Cervélo Test-Teams von 2009. Es ist sehr klar und schlicht gehalten, und die Sponsoren-Logos kommen gut rüber.

3. Platz fürs Auge: Vorsicht bei Komplementärfarben, sie flimmern vor dem Auge. So wie etwa Rot mit Grün, Blau mit Orange oder Violett mit Gelb. Sollen diese Farben dennoch zum Einsatz kommen, benötigen sie einen Kontrast dazwischen, zum Beispiel weiße Flächen. So wirkt das Design gleich frischer und leichter.

4. Abwechslung: Gleichförmigkeit wirkt schnell langweilig. Mein Tipp: Asymmetrie ins Spiel bringen, indem etwa die linke Hälfte des Trikots anders gestaltet wird als die rechte.

5. Repräsentieren: Die Logos sollten natürlich gut erkennbar sein. In Renn­radhaltung kommt etwa die Schulter gut zur Geltung. Lange Sponsorennamen senkrecht stellen, so laufen sie nicht über den Reißverschluss. Im Rennen sollten Logos nicht von der Startnummer verdeckt werden. Kleine Logos sind, etwa in der Zeitung, kaum zu erkennen.

Testfazit und Ergebnisse

Kosten, Lieferzeiten und die Qualität der Produkte können praktisch durch die Bank überzeugen. Wichtig ist die Vorauswahl verbindlicher Farben, am besten über Farbmuster der Hersteller.

Ganz sicher geht der Kunde hier mit einem Probedruck. Um auch die richtigen Größen zu bestellen, sollte die Bekleidung vor Produktionsstart unbedingt anprobiert werden.

Im folgenden PDF-Download finden Sie alle 15 getesteten Hersteller von Radsport-Teambekleidung mit den kompletten Testergebnissen:

Die aktuelle Ausgabe
5 / 2024
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Erscheinungsdatum 09.04.2024