Rennrad-Trikots für die kalte Jahreszeit
13 Langarm-Trikots fürs Rennrad im Test

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In der kalten Jahreszeit muss man das Rennrad nicht gleich in den Keller stellen. Mit der richten Rennrad-Bekleidung trotzen Sie den widrigen Umständen. RoadBIKE hat 13 Langarm-Trikots getestet.

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Foto: Det Göckeritz

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Endlich mal wieder aufs Rennad, endlich wieder den Fahrtwind spüren. Nach dem Feiertags-Marathon verspürt so mancher Rennradfahrer diesen Wunsch. Sind die Straßen frei, spricht nur das persönliche Kälteempfinden gegen eine Ausfahrt – und da lässt sich mit der richtigen Rennrad-Bekleidung gegensteuern.

Ein Langarmtrikot gehört auf jeden Fall dazu. Das sehen auch die RoadBIKE-Leser so, wie eine spontane Facebook-Umfrage ergab: „Das braucht man auf jeden Fall, egal ob im Winter unter der Jacke oder im Frühling und Herbst über dem normalen Trikot“, fasst es etwa Patrick Böhmler treffend zusammen. Kurz: Jeder Ganzjahresfahrer sollte ein Rennrad-Trikot mit langen Ärmeln im Kleiderschrank haben.

Doch wo liegen die Unterschiede zwischen den Modellen? Und wie finde ich das richtige? Denn nicht nur die Ausführungen sind sehr unterschiedlich, auch die Preisspanne ist gewaltig: Von rund 35 bis deutlich über 200 Euro reicht das Angebot.

Manche Langarmtrikots kommen mit winddichtem Gewebe im Brustbereich wie der bekannten Windstopper-Membran der Firma Gore. Andere werben mit dem Zusatz „Thermo“ für den Einsatz bei kalten Bedingungen um den Gefrierpunkt. Für beide Varianten gilt: Die Übergänge zu den Rennradjacken verlaufen fließend.

Die meistgekaufte Klasse

Genug Gründe für RoadBIKE, 10 aktuelle Langarmtrikots der Preisklasse zwischen 75 und 100 Euro zum Praxistest zu bestellen – die meistgekaufte Klasse. Außerdem schaute sich RoadBIKE 3 Langarmtrikots der Oberklasse (ab 170 Euro) genauer an, um zu sehen, was der Käufer für fast den doppelten Preis erwarten darf, ob sich die zusätzliche Investition wirklich lohnt – und für wen.

Weitere Vorgabe: Die Trikots sollten auf eine windundurchlässige Lage verzichten, denn ohne sind die Jerseys meist flexibler und lassen sich so besser als Zwischenschicht unter einer Jacke verwenden. Der fehlende Windschutz lässt sich bei Bedarf problemlos mit einer darüber getragenen Jacke oder Weste ausgleichen.

Wesentliches Kriterium für die Tauglichkeit eines Trikots ist dessen Passform: Das beste Material und die tollste Ausstattung nützen nichts, wenn das Trikot ständig verrutscht, die Kälte durch Kragen oder Bünde pfeift und die viel zu weiten Ärmel im Wind flattern. Deshalb: Unbedingt vor dem Kauf mehrere Modelle und Größen anprobieren! Die Erfahrung zeigt, dass die Größen je nach Hersteller deutlich unterschiedlich ausfallen.

Haltung einnehmen

Genauso wichtig beim Anprobieren: Beurteilen Sie die Passform nicht nur im Stehen, sondern in Radhaltung. Erst dann sehen Sie, ob das Trikot auch dann noch richtig sitzt.

Im RoadBIKE-Test galt das für die Modelle Power 2.0 Thermo Gore, das Echapée Langarm Jersey von Mavic und das FS260 Pro Roubaix von Endura, die mit perfektem Sitz überzeugten – und entsprechend in der Gesamtbewertung punkteten. Auch das PB Thermal Top von Craft gefiel. Als einziges Trikot im Test verzichtet es zwar auf den durchgehenden Reißverschluss, was sich aber positiv auf den Sitz am Bauch auswirkt.

Deutlich schwächer präsentierten sich das Extreme Graphic von Northwave und das Dominic von Gonso, die für ein Rennrad-Trikot am Rücken deutlich länger geschnitten sein sollten – obwohl sie von Herstellerseite mit „Race“- beziehungsweise „Racing“-Schnitt beworben werden. Beim RC Pro Light s/sl von Scott hingegen ist der Kragen sehr weit geschnitten, auch an Schultern und Brust sitzt es nicht optimal, während es am Bauch vergleichsweise eng anliegt.

In der Oberklasse präsentierten sich alle 3 Trikots in nahezu perfekter Passform, insgesamt liegen die Modelle sehr dicht beieinander, mit minimalem Vorsprung für das Assos iJ.tiBuru und das Storck LS Jersey Pro. Leichte Abzüge gab es von den Testern für das Rapha Winter Jersey, das sich mit seinem dickeren Stoff nicht so flexibel an den Körper anpasst wie die beiden Mitbewerber.

Doch grau ist nicht nur der Winter, sondern mitunter auch die Theorie: „Entscheidend ist auf der Straße“, wie es Sepp Herberger wohl ausdrücken würde. Und deshalb ging es bei wenigen Grad über null und Sonnenschein – optimalen Testbedingungen also – raus aufs Rennrad.

Ab auf die Straße

Doch einige der Trikots trübten den Spaß schon bei der ersten Ausfahrt: Beim Extreme Graphic von Northwave und Gonsos Dominic führte bereits eine in die Rückentasche gesteckte Regenjacke dazu, dass das Trikot nicht mehr bündig saß und kalte Luft über den Rücken strich – ein klarer Minuspunkt. Insgesamt angenehm trug sich das Echapée Langarm Jersey von Mavic, allerdings neigte der recht dünne Stoff an den Ärmeln dazu, im Fahrtwind zu flattern.

Wie eine zweite Haut schmiegen sich dagegen die Trikots von Craft , Gore, Endura und Löffler um den Oberkörper – nicht zuletzt dank ihres elastischen Materials. Sie fühlen sich deshalb auch wärmer an. Dennoch schränken sie trotz der engen Passform die Bewegungsfreiheit auf dem Rad nicht ein. Das Gore Power 2.0 Thermo punktet außerdem mit den leicht nach außen angeschrägten Rückentaschen, die sich besonders gut erreichen lassen.

Gut zu greifen sollten auch die Zipper der Reißverschlüsse sein – etwa wenn Sie bergauf das Trikot öffnen wollen. Der Praxistest zeigt, dass das gerade mit Winterhandschuhen mitunter eine ganz schön fummelige Angelegenheit sein kann – zu der es oft beide Hände braucht.

Leichtgängig und gut zu greifen präsentierten sich die Verschlüsse von Löfflers Thermo Trikot und von Gonsos Dominic. Am anderen Ende der Skala rangiert das Elite Thermal Trikot von Pearl Izumi, dessen zu kleiner Zipper – im Gegensatz zu allen anderen Modellen der Preisklasse – nicht über einen gummierten Griff verfügt. Das kleine Teil mit dicken Rennrad-Handschuhen zu erwischen, ist reine Glückssache.

Bis ins Detail

Bei der Ausstattung zählen mehrere Rückentaschen zum Standard, mindestens eine davon sollte verschließbar sein – für die sichere Unterbringung von Handy, Schlüssel und Co. Im Testfeld fielen hier nur das Scott RC Pro Light s/sl, das Giordana LA Trade Team Forma und das Pearl Izumi Elite Thermal Trikot negativ auf: Verschließbare Taschen? Fehlanzeige.

Weitere Details, die in Sachen Ausstattung ein gutes von einem sehr guten Trikot unterscheiden, sind Reflektoren, wie sie sich an den Modellen von Gore oder Löffler finden. Auch eine Zipper-Garage am Hals, die verhindert, dass der Reißverschluss am Kehlkopf drückt, ist ein klarer Komfortgewinn. Die Jerseys von Craft und Endura überzeugen hier besonders.

Bei den Oberklasse-Modellen spielt Rapha bei der Ausstattung seine Stärken aus: Außer an zwei verschließbare, wasserdichte Taschen haben die Produktentwickler sogar an eine spezielle Tasche für die Luftpumpe gedacht – top!

Bei der Verarbeitung zeigten sich fast alle Modelle ordentlich. Nur vereinzelt konstatierten die Tester kleinere Unsauberkeiten oder kratzende Nähte – beispielsweise beim ansonsten sehr überzeugenden Gore-Modell: An einem der beiden Testmuster fanden sich viele lose Fäden, während das zweite tadellos verarbeitet war.

Im direkten Vergleich der beiden Testfelder zeigt sich, dass die Oberklasse in Sachen Passform und Ausstattung erwartungsgemäß leicht die Nase vorn hat. Aber auch bei den günstigeren Modellen finden sich Modelle in ausgezeichneter Qualität.

Testfazit kompakt

Ein gutes Langarmtrikot muss kein Vermögen kosten, wie das Power 2.0 Thermo von Gore eindrucksvoll belegt – und sich damit den Testsieg in der Kaufklasse sichert. Das günstigere, „überragende“ FS260 Pro Roubaix von Endura verdient sich den Kauftipp. Wer es sich leisten kann, findet in der Oberklasse erstklassige Trikots. Allen voran das Assos iJ.tiBuru, das sich hier knapp den Testsieg holt.

Detaillierte Testergebnisse gibt es in der Fotostrecke

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5 / 2024
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Erscheinungsdatum 09.04.2024