Rennradtouren rund um Tübingen
Tübingen - Vier Rennradtouren in Stadt und Wald

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Tübingen ist ein Ganzjahresziel – und lockt mit Touren zwischen Schwäbischer Alb und Nordschwarzwald. Auch abseits des Rennrads hat die Universitätsstadt viel zu bieten. Eine Liebeserklärung von Redakteur Moritz Pfeiffer an seine neue Heimat.

RB Reise Tübingen
Foto: Björn Hänssler

Kurze Übersicht

Infocenter

Tübingen verbindet Historie und Moderne und ist ebenso lebenswert für die Einwohner wie sehenswert für Besucher. Ein umfangreiches Angebot an Kunst, Kultur und Kulinarik lockt zu jeder Jahreszeit.

Erleben

  • Stadtführungen: Egal ob geisteswissenschaftlich, literarisch oder (kunst-) historisch – Stadtführungen gibt es in Tübingen zu vielen Themen. Und auf Wunsch auch in Fremdsprachen inklusive Latein, in historischen Gewändern, auf dem Rad oder bei einem Glas Wein. www.tuebingen-info.de
  • Theatersport: Ein Klassiker im Landestheater Tübingen – zwei Schauspiel-Mannschaften messen sich in der großen Kunst des Improvisierens: Nichts ist vorher abgesprochen, nichts ist vorbereitet, alles entwickelt sich spontan und auf Zuruf des Publikums. Ein hoher Spaßfaktor ist garantiert! www.landestheatertuebingen.de
  • Gemeinsam fahren: Wer nicht alleine fahren mag, schaut dienstags und samstags beim offenen Radtreff des RV Pfeil Tübingen vorbei. Im April findet die RTF des Vereins statt, weitere Streckenvorschläge samt GPX-Tracks gibt es unter www.rvpfeil-tuebingen.de

Entdecken

  • Fakten: Die Universitätsstadt Tübingen liegt etwa 30 Kilometer südlich von Stuttgart mitten in BadenWürttemberg. 1078 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, zählt Tübingen dank den mehr als 25000 Studierenden auf nur 90000 Einwohnern zu den Städten mit dem jüngsten Altersschnitt in Deutschland. Moderne Stadtquartiere und Forschungsinstitute stehen in spannendem Kontrast zur historischen Altstadt. www.tuebingen.de
  • Beste Reisezeit: Dank warmem, gemäßigtem Klima sind längere Radtouren in der Regel von März bis Oktober gut möglich. Im Winter können sich Nebel und Kälte in den Flusstälern halten.
  • Anreise per Bahn: Bis zu Beginn der Corona-Pandemie verband ein täglich verkehrender IC Tübingen mit Mannheim, Köln und Düsseldorf, an manchen Tagen auch mit Berlin. Derzeit muss man in Stuttgart umsteigen.
  • Anreise per Auto: Aus Stuttgart kommend über die B27. Alternativ A81 Richtung Singen über Ammerbuch. Ab Frankfurt und München je knapp 250 km.
  • Unterkunft:
  1. Hotel Am Schloss – Mitten in Tübingens Altstadt gelegen, mit oft fotografierter Bank (s.o.), Restaurant und Fahrradgarage. www.hotelamschloss.de
  2. Hotel Lamm: Im Ortsteil Unterjesingen, circa fünf Kilometer vom Zentrum gelegen. In der hauseigenen Brennerei entstehen Schwäbischer Whisky, Brände und Liköre. Fahrradgarage vorhanden. www.lamm-tuebingen.de
  • Essen & Trinken:
  1. Weinstube Forelle: Maultaschen, Kässpätzle, Schweinebäckle – Pflichtbesuch für Fans schwäbischer Spezialitäten. www.weinstube-forelle.de
  2. Café-Bar Centrale: Im Schwabenländle italienisch essen? Ja, wenn es so lecker und gemütlich ist wie im Centrale! www.centrale-tuebingen.de
  • Radservice: Zahlreiche Händler und Werkstätten vorhanden, darunter:
  1. Rad & Tat: Meisterwerkstatt und Shimano-Servicecenter in der Weststadt.
  2. Transvelo: Shimano-Servicecenter und Bosch eBike-Experte in Bahnhofsnähe.

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4 Rennradtouren rund um Tübingen

Rund um den Schönbuch

  • Distanz: 63 km
  • Höhenmeter: 580 Hm

Zum Einrollen geht es durch das schöne Ammertal mit Blick auf die Wurmlinger Kapelle, dann über Entringen nach Herrenberg. Dort lohnt ein Abstecher in die Altstadt. In den Wiesen und Wäldern rund um Holzgerlingen fragt man sich, ob die Metropole Stuttgart tatsächlich nur wenige Kilometer entfernt liegen kann. Über Einsiedel und das Neckartal zurück nach Tübingen.

Länge63,55 km
Dauer2:48 Std
SchwierigkeitsgradMittelschwer
Höhenunterschied588 Meter
Höhenmeter absteigend588 Meter
Tiefster Punkt323 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
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Kletterpartie auf die Alb

  • Distanz: 93 km
  • Höhenmeter: 1510 Hm

Nach dem Warmfahren im Neckartal wartet hinter Metzingen der erste serpentinenreiche Anstieg. Die Burg Hohenneuffen im Blick, geht es kurz darauf hinauf auf die Alb. In Bad Urachs Altstadt sollte man sich noch einmal stärken, denn die folgende Hanner Steige und die Stoppomat-Strecke in Pfullingen verlangen Bergritzel – und Kondition. Zurück nach Tübingen rollt es dann wieder.

Länge93,22 km
Dauer4:43 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied1531 Meter
Höhenmeter absteigend1531 Meter
Tiefster Punkt323 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
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Zur Burg Hohenzollern

  • Distanz: 103 km
  • Höhenmeter: 1370 Hm

Nach dem steilen Stich Richtung Öschingen klettert man fast autofrei über die Olgahöhe und hinauf nach Beuren. Im verkehrsreichen Killertal gilt kurz im übertragenen Sinn: Augen zu und durch. Der folgende Albaufstieg und der Panoramablick auf die Burg Hohenzollern vom Zeller Horn lohnen die Mühen (und ein kurzes Schotterstück)! Stetiges Auf und Ab zurück nach Tübingen.

Länge102,88 km
Dauer5:07 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied1382 Meter
Höhenmeter absteigend1382 Meter
Tiefster Punkt323 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
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Kuchen im Schwarzwald

  • Distanz: 123 km
  • Höhenmeter: 1350 Hm

Über kleine Wege Richtung Neckartal, wo sich in Horb ein Abstecher in die Altstadt lohnt. Nach dem ersten Anstieg mit optionalem Stopp am Aussichtsturm in Dürrenmettstetten warten im Wasserschloss Glatt riesige Kuchenstücke. Hügelig weiter Richtung Kloster Kirchberg, danach ist es überwiegend abschüssig. Lohnender Stopp: Neckarufer und Altstadt in Rottenburg.

Länge123,57 km
Dauer5:48 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied1400 Meter
Höhenmeter absteigend1400 Meter
Tiefster Punkt323 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
KML-Daten

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Immer schön

Ein Rennrad- und Städtetrip nach Tübingen – gut für Körper und Geist.

Kleine große Stadt – so hat das Wissenschaftler-Ehepaar Walter und Inge Jens Tübingen einmal beschrieben. Klein, weil das 90 000-Einwohner-Städtchen am Neckar genau das ist. Groß, weil Tübingen schon häufig über die eigenen Stadtgrenzen hinaus gewirkt hat – insbesondere durch geistige Kraft: Die 1477 gegründete Universität ist eine der ältesten Deutschlands, und zahlreiche Dichter und Denker, darunter Friedrich Hölderlin, Ludwig Uhland und Eduard Mörike, wurden in Tübingen geprägt, ersannen dort wichtige Teile ihres Werkes oder ließen sich gleich ganz dort nieder.

Kleine große Stadt – so lässt sich Tübingen auch aus Rennradfahrersicht beschreiben. Klein, weil der Name wohl nur den wenigsten spontan einfallen dürfte, wenn nach rennradlerischen Sehnsuchtsorten gefragt wird. Groß, weil dort so viel geboten wird, was Fans schmaler Reifen glücklich macht: verkehrsarme Sträßchen und Wege, abwechslungsreiches Terrain, wunderschöne Natur, mildes Klima, aber auch exzellente Küche, anregende Kunst und Kultur, Geschichte und Zukunft. Ein Rennrad- und Städtetrip nach "Diebinga", wie die Schwaben sagen, spricht neben der Formkurve also auch Geist und Magen an – ein Geheimtipp, gerade in Zeiten, in denen nahe Reiseziele aufgrund der Corona-Pandemie oder aus Rücksicht aufs Klima immer beliebter werden.

RB Reise Tübingen
Björn Hänssler
Abseits der Stadt fährt es sich über Wiesen und Wälder sehr naturnah.

Abwechslungsreich und vielfältig

Mich selbst hat es 2012 eher zufällig nach Tübingen verschlagen. Wie schon John Lennon sang: Das Leben ist das, was passiert, während man eifrig andere Pläne schmiedet. Mir ist Tübingen "passiert" – und ich hätte es kaum besser treffen können! Von Anfang an begeistert haben mich Abwechslung und Vielfalt der Stadt und Region. Auf dem Rennrad zum Beispiel liebe ich es, völlig flach durch die Flusstäler von Neckar, Ammer, Steinlach oder Eyach dahinzurollen – oder ich biege rechts und links ab und sammle auf kurzen, knackigen Serpentinensträßchen ordentlich Höhenmeter. Steht mir der Sinn nach längeren Anstiegen, habe ich die Wahl zwischen den steilen "Albsteigen" am Trauf der Schwäbischen Alb und den sanfteren, gleichwohl bissigen Hügeln des Nordschwarzwalds. Und bin ich der Asphaltstraßen überdrüssig, schnappe ich mir den Gravelrenner oder das Mountainbike und fahre durch den Schönbuch – einen an Tübingen angrenzenden, 156 Quadratkilometer großen Naturpark, wo man auf den Waldautobahnen und Trails vielleicht Wanderer, Rehe und Eichhörnchen trifft, aber keine Autos.

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Björn Hänssler
Nicht nur die Touren, sondern auch Tübingen machen eine gute Figur. Vor allem Tübingens Altstadt hat eine Menge schöner Stellen zu bieten.

Ebenso abwechslungsreich und vielfältig geht es nach der Tour in Tübingen weiter. Wer bei einem kleinen Spaziergang die Beine lockern will, flaniert entweder durch die vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont gebliebene Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und engen Gassen, besucht das Schloss, die historische Neckarfront – oder eines der modernen Stadtquartiere. Die gelten dank ihrer Wohn-, Verkehrs- und Energiekonzepte als Paradebeispiele für nachhaltige Stadtentwicklung und locken Delegationen von Stadtplanern aus aller Welt an.

RB Reise Tübingen
Björn Hänssler
Durch Tübingens Altstadt flanieren: Im Herbst 2020 erinnerten 250 an Stiftskirche und Neckarfront aufgestellte Hölderlin-Skulpturen an den 250. Geburtstag des Dichters.

Wer es hingegen nach den Höhenmetern auf dem Rennrad ruhiger angehen möchte, lässt sich in einem Stocherkahn über den Neckar schippern oder besucht die Tübinger Kunsthalle, das Stadtmuseum oder eine Vorstellung des Landestheaters. Und wer genug Kultur und Geschichte geatmet hat, informiert sich über die Forscher- und Gründerszene, wo Corona-Impfstoffe, künstliche Intelligenz und Batteriezellentechnologie vorangetrieben werden. Oder taucht einfach mit den über 25000 jungen Studierenden ins Nachtleben ein...

Lohnende Umgebung

Zu meinen Highlights aus radsportlicher Sicht zählen die Kletterpartien der Neuffener Steige und Pfullinger Stoppomat-Strecke (Tour 2), der Panoramablick Richtung Burg Hohenzollern, für den man ein kleines Schotterstück unbedingt in Kauf nehmen sollte (Tour 3) und die gigantischen Kuchenstücke, die man im Wasserschloss Glatt serviert bekommt (Tour 4). Auch die Ortsdurchfahrten durch die pittoresken Altstadtkerne von Rottenburg, Herrenberg, Bad Urach und Horb (Bild r. o.) haben für mich selbst nach über acht Jahren nichts von ihrem Reiz verloren. Und die erhaben auf einem Bergkegel thronende Wurmlinger Kapelle ist ein zentraler Bezugspunkt fast aller meiner Touren.

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Björn Hänssler
Egal ob Schwäbische Alb oder Nordschwarzwald: Serpentinen-Fans kommen von Tübingen aus auf ihre Kosten.

Tübingen will bis 2030 klimaneutral sein – das Fahrrad spielt da eine wichtige Rolle

Übrigens: Tübingen und Umgebung sind für Rennradler quasi ein Ganzjahresziel. Im Frühling blühen auf den Streuobstwiesen die Kirsch- und Apfelbäume, im Sommer lockt die Aussicht auf Touren bis über 1000 Meter Höhe und im Herbst begeistert das überwältigende bunte Farbenspiel in den Weinbergen und Wäldern.

RB Reise Tübingen
Björn Hänssler
Das große Ziel Klimaneutralität: Mit zahlreichen, gut ausgebauten Radwegen geht die Stadt Tübingen diesem Ziel mit großen Schritten entgegen.

Kleiner Tipp am Rande: Wer seinen Rennrad- und Städtetrip in Tübingen mit einem besonderen Highlight verbinden will, wählt einen Termin passend zu einem der vielen Feste, Märkte oder Events. Fans anspruchsvoller Filme kommen beim Filmfestival CineLatino im Frühjahr oder den französischen Filmtagen im Herbst auf ihre Kosten, jedes Jahr an Fronleichnam liefern sich Stocherkahn-Besatzungen ein Rennen, während der Umbrisch-Provenzalische Markt und das Schokoladenfestival kulinarische Highlights bieten.

Eines sei abschließend noch erwähnt: Der Tübinger Gemeinderat hat kürzlich umfangreiche Maßnahmen beschlossen, um die Stadt bis 2030 klimaneutral zu machen. Als Vater von drei Kindern hoffe ich, dass das Beispiel Nachahmer findet, deshalb möchte ich mit einer Abwandlung von Ernst Reuters historischem Appell enden: Ihr Völker der Welt, schaut auf diese kleine große Stadt am Neckar!

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Erscheinungsdatum 09.04.2024