Rennradtouren im Breisgau
Rund um Freiburg - Drei Rennradtouren im Breisgau

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Übers verlängerte Wochenende ins Rennradparadies Freiburg – die perfekte kleine Flucht aus dem Alltag. Ein Erlebnisbericht von drei Redakteuren.

Reise Freiburg
Foto: Gutglück/Hohlbeim/Pfeiffer

3 Rennradtouren im Breisgau

Tour 1: Tuniberg und Kaiserstuhl

  • Distanz: 77 km
  • Höhenmeter: 1103 Hm

Mehr als eine Runde zum Einrollen: An den steilen Rampen im Kaiserstuhl freut man sich über große Ritzel und leichte Gänge.

Abgesehen von wenigen Ausnahmen führt diese Tour über kaum befahrene, asphaltierte Wirtschaftswege. Höhepunkte sind Passagen wie der Tuniberg-Höhenweg oder der Anstieg zur Mondhalde im Kaiserstuhl mit tollen Fernblicken. Dabei gilt: Kräfte einteilen, das stete Auf und Ab mit Steigungen bis zu 17 % kostet Körner!

Länge77,62 km
Dauer4:01 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied1052 Meter
Höhenmeter absteigend1052 Meter
Tiefster Punkt231 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
KML-Daten

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Tour 2: Im tiefesten Schwarzwald

  • Distanz: 107 km
  • Höhenmeter: 1838 Hm

St. Märgen, Hexenlochmühle, Wildgutach: Diese Runde nimmt berühmte Passagen unter die Reifen – und auf Wunsch den Kandel.

Autofrei entlang der Dreisam durch Freiburg, dann über das ruhige Ibental hoch nach St. Peter. Mit Blick gen Feldberg Richtung St. Mär­gen. Hinter der Hexenlochmühle führt ein schmales Asphaltband ro­mantisch durchs tief eingeschnittene Wildgutachtal. Wer den steilen Kandel auslässt, spart 20 km und 900 Hm. 1500

Länge107,32 km
Dauer5:44 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied1928 Meter
Höhenmeter absteigend1928 Meter
Tiefster Punkt231 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
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Tour 3: Gipfeltour im Südschwarzwald

  • Distanz: 110 km
  • Höhenmeter: 2050 Hm

Eine wahre Königsetappe über Schauinsland und Belchen. Wer sich’s richtig einschenken will, nimmt noch Blauen, Feldberg & Co. mit.

An Freiburgs Hausberg – dem Schauinsland – duellieren sich im August die Profis bei der Deutschland Tour: 12 Kilometer, 750 Höhenmeter. Es folgen das gut rollende Wiedener Eck und eine autofreie Stichstraße zum Belchengipfel. Nach technischer Abfahrt durchs schöne Münstertal und via Staufen zurück nach Freiburg.

Länge109,45 km
Dauer6:05 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied2269 Meter
Höhenmeter absteigend2270 Meter
Tiefster Punkt231 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
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Entdecken

  • Fakten: Die 230 000-Einwohner-Stadt Freiburg liegt im Dreiländereck Deutschland–Frankreich–Schweiz. Mediterranes Flair, die schöne Altstadt, Studierende aus aller Welt, eine lebendige Kultur- und Partyszene, hoher Freizeitwert – in den Rankings lebenswerter Städte liegt Freiburg regelmäßig weit vorne. Rennradlern bietet die Region eine begeisternde Streckenvielfalt: vom topfebenen Rheintal über welliges Terrain im Kaiserstuhl und Markgräflerland bis zu den Anstiegen im Schwarzwald. www.visit.freiburg.de
  • Beste Rennradzeit: Die Region um Freiburg zählt
 zu den sonnenreichsten und wärmsten Gegenden in Deutschland. Im März kann man im Rheintal manchmal schon "kurz-kurz" fahren, der goldene Herbst reicht mitunter weit in den November. Im Sommer ist es heiß, der "Höllentäler Wind" kühlt die Stadt abends runter.
  • Anreise:
    • Bahn: Freiburg ist mit stündlich haltenden IC-, EC- oder ICE-Zügen gut per Zug erreichbar. Umstiegsfrei braucht man von München vier, Köln drei oder Frankfurt zwei Stunden.
    • Auto: Freiburg ist über die größtenteils dreispurige A5 erreichbar. Gut 500 Kilometer Anfahrt sind es aus dem Ruhrgebiet, Kassel oder Erfurt.
  • Unterkunft: Freiburg bietet Unterkünfte für jeden Geldbeutel. Neben dem Bierhäusle (siehe Insider-Tipp) empfehlen wir:
    • Hotel Bären: Unweit des Freiburger Seeparks gelegen, bietet das Hotel Garni Bären ebenso gemütliche wie bezahlbare Zimmer. www.hotel-freiburg-baeren.de
    • Hotel Rebstock: Für alle, die lieber außerstädtisch nächtigen, ist der Landgasthof Rebstock in Bottingen am Kaiserstuhl ein heißer Tipp. www.rebstock-bottingen.de
  • Essen und Trinken: Badische Spezialitäten und Weine gibt’s vielerorts, aber auch internationale Küche.
    • Oberkirchs Weinstuben: Exquisite badische Küche direkt am Münsterplatz. Auch mit Übernachtungsmöglichkeit. www.hotel-oberkirch.de
    • Caffé Bicicletta: Das Radcafé im beliebten Stadtteil Wiehre bietet sich immer für einen gemütlichen Stopp an. www.caffe-bicicletta.com
    • Der Schlappen: Der Inbegriff einer Studentenkneipe, direkt am Martinstor. Legendär: die Kartoffelecken mit Knoblauchsoße. www.schlappen.com

Erleben

  • Museenlandschaft: Ein bisschen Kultur am Ruhetag? Das Augustinermuseum zeigt Kunstwerke vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Wer damit wenig anfangen kann, besucht das archäologische Museum, das Museum für Stadtgeschichte oder das Planetarium. www.freiburg.de
  • Europa-Park-Stadion: Erst seit Oktober 2021 trägt der SC Freiburg seine Heimspiele in der Fußballbundesliga im neuen Stadion aus. Für Fußballfans ist ein Besuch in der hochmodernen Arena Pflicht. www.scfreiburg.com
  • Pay After: Alle 14 Tage mittwochs gibt’s im Kino Friedrichsbau eine Vorpremiere. Welcher Film gezeigt wird, erfährt man vorher aber nicht. Nach der Vorstellung zahlt man, was einem der Film wert war. Und bewertet ihn. www.friedrichsbau-kino.de
  • Schwarzwald Super: Zwei Jahre musste der Radmarathon coronabedingt pausieren, am 4. September soll es endlich wieder so weit sein. Das Konzept: Berge, Berge, Berge auf drei Streckenlängen. Beson-derheit: die familiäre Stimmung und regionale Spezialitäten. www.schwarzwald-super.de

Insidertipp Hotel Bierhäusle

Ruhig in Freiburg-Lehen gelegen, aber per Straßenbahn gut ans Stadtzentrum angeschlossen, gefällt das Dreisternehotel Bierhäusle mit gemütlichen Zimmern und leckerem Restaurant. Hotelier Karl Schweier ist leidenschaftlicher Rennradfahrer und bietet Radschuppen, Werkzeug, Radwaschplatz und GPX-Tracks. Angebote für Gruppen oder Vereinstrainingslager auf Anfrage.

Mehr info: bierhaeusle.de

Tag 1, Moritz Pfeiffer:

Als wir im Kaiserstuhl um eine Kurve fahren und weiter voraus inmitten von Weinbergen und schnuckeligen alten Häusern ein Kirchturm in der Hitze flimmert, sprechen Eric und Hohli plötzlich italienisch: "Guarda che bello!" – "Bellissimo!" Dass die beiden sich an Italien erinnert fühlen, ist nachvollziehbar, schließlich wird der südwestlichste Zipfel Deutschlands dank seines mediterranen Klimas, der eindrucksvollen Landschaft, der guten Küche und der berühmten Weine gerne als Toskana Deutschlands bezeichnet.

Reise Freiburg
Gutglück/Hohlbeim/Pfeiffer
Auf den letzten Metern zur Mondhalde: Der Kaiserstuhl bietet steile Anstiege und schöne Fernblicke – und die richtige Lage für gute Weine.

Und: Ähnlich wie Bella Italia ist die Gegend ein Paradies für Rennradfahrende. Und Gravelbiker. Und Mountainbiker. Eigentlich für alle, die auf zwei Rädern unterwegs sind ...
Wir sind für ein verlängertes Wochenende nach Freiburg gereist. Ich habe hier studiert, habe in der Region gut und gerne 50 000 Rennradkilometer gesammelt und – ja, ich gebe es zu – schwärme den Kollegen mitunter penetrant vor, wie toll man im Breisgau und Hochschwarzwald Rennrad fahren
kann. Irgendwann haben Hohli und Eric kapituliert: "Okay, dann lass mal sehen!"


Unsere erste Runde führt zunächst über den Tuniberg – ein unterschätztes Juwel. Der "kleine Bruder"
des bekannteren Kaiserstuhls erhebt sich nur knapp
100 Höhenmeter über die Rheinebene, bietet aber
 ebenfalls terrassenförmig angelegte Weinberge, unzählige asphaltierte Wirtschaftswege ohne Autos und
 viele kleine "Stiche". Perfektes Terrain fürs Intervall-
training. Nach Luft schnappt man aber auch wegen
der spektakulären Ausblicke, die der Tuniberg-
Höhenweg bietet. Meine Lieblingsstelle: der "Balkon" oberhalb des Golfclubs Tuniberg, wo man auf
 die tiefgrünen Hänge von Schwarzwald und Vogesen blickt und durch die Oberrheinische Tiefebene in Richtung Schweiz.

Reise Freiburg
Gutglück/Hohlbeim/Pfeiffer
Eric (l.) und Hohli am Texaspass: Das Serpentinenbild darf nicht fehlen.

Vom Tuniberg geht’s mit Rückenwind gen Kaiserstuhl. Katzensteinbuck, Mondhalde, Hundshalde, Texaspass, Schelinger Höhe – wir nehmen gleich fünf der steilen Anstiege mit. Beruhigt stelle ich fest, dass meine Begeisterung für die Region auf Hohli und Eric überspringt – ersichtlich nicht nur an ihrem zeitweiligen Verlust der Muttersprache. Denn abends, nachdem die Energiespeicher wieder aufgefüllt sind mit badischen Spezialitäten und auch ein Gläschen Wein geschmeckt hat, sind es die beiden, die unserem Gastwirt Karl vom Hotel Bierhäusle vorschwärmen, wie toll man in seiner Heimat doch Rennrad fahren könne. Der ist mehrfacher Ötzi-Finisher, fährt im Jahr über 7000 Kilometer und lächelt wissend ...

Tag 2, Eric Gutglück:

Ich kann einfach schlecht Nein sagen. Nun bin ich schon mal in Freiburg, da darf ich doch den Kandel nicht auslassen! Wir haben bereits 65 Kilometer in den Beinen, über kleine, ruhige Sträßchen durch den Schwarzwald. Highlight unterwegs: die berühmte Hexenlochmühle und eine spektakuläre Fahrt durch das felsige, tief eingeschnittene Wildgutachtal. Autos? Fehlanzeige! Es ist ein ungewöhnlich kühler Augusttag. Um dem Regen zu entgehen, sind wir extra schon um sieben Uhr morgens aufgebrochen. Trotzdem: Nun kommen die Regenwolken immer näher. Aber ich ignoriere sie und denke pragmatisch: Wenn ich erst mal auf dem Kandel bin, muss ich eh nur noch runter. Moritz, Hohli und Mitfahrer Erik – Moritz’ ehemaliger Teamkollege – wählen den direkten Weg zurück nach Freiburg, ich entscheide mich für die Zusatzschleife. Hohli drückt mir noch seine Regenjacke in die Hand: "Die wirst du brauchen." Er sollte recht behalten. "Stopp mal deine Zeit vom Schild bis zum Gipfel", ruft mir Moritz noch hinterher.

Aber ich bin nicht auf Bestzeitjagd – ich möchte den berühmt-berüchtigten Kandel nur kennenlernen. Mit knapp zwölf Kilometern Länge, fast 1000 Höhenmetern und durchschnittlich über acht Prozent Steigung braucht er sich nicht zu verstecken vor so manchem Alpenpass. Während ich bergan pedaliere und auch an die gestrige Tour denke, beginne ich zu begreifen, warum so viele Radprofis ihre Zelte in Freiburg aufgeschlagen haben. Die Aussicht auf dem Gipfel? Nebel und Regen. Ich verzichte auf das Selfie, ziehe Mütze, Handschuhe und Hohlis Regenjacke über und schlottere mich nach unten. Am Hotel Bierhäusle warten die anderen schon auf mich – frisch geduscht und warm angezogen. Bald bin auch ich wieder "vorzeigbar". Für Erheiterung sorgt meine penible Radpflege, doch bei allem Gefeixe hält Hohli mich mit dem Regenschirm trocken. Ein Traum, wer solche Kollegen hat.


Reise Freiburg
Gutglück/Hohlbeim/Pfeiffer

Unser früher Start lohnt sich doppelt: Zum einen wurden wir erst am Ende unserer Tour nass, zum anderen bleibt uns fast der gesamte Nachmittag, um Freiburg zu erkunden. Mit Moritz als Stadtführer gehen wir zunächst unsere Energiespeicher auffüllen: Currywurst und Pommes. Sporttauglich? Ich finde: verdient! Der Regen lässt bald nach und wir schlendern durch die Altstadt, später durch den malerischen Seepark. Moritz hat nicht zu viel versprochen: "Freiburg ist nicht nur zum Radfahren eine Reise wert." Abends werten wir noch meine Fahrt am Kandel aus: 54 Minuten. Da geht sicher mehr. "Zu meiner besten Zeit bin ich den Kandel unter 45 Minuten gefahren", behauptet Moritz. Den Beweis bleibt er schuldig. Ich muss ihm das wohl glauben ...

Tag 3, Sebastian Hohlbaum:

Königsetappe, Showdown, Ausscheidungsrennen – der letzte Tag unserer Stippvisite in Freiburg könnte unter verschiedenen Namen laufen, denn: Es geht hoch hinaus. Schauinsland, Belchen, Hochblauen, Feldberg, aber auch Kreuzweg, Rinken, Geiersnest – im Südschwarzwald tummeln sich jede Menge Anstiege mit klingenden Namen, die viele Rennradfans wohl schon gehört haben. Wir können heute zwar nicht alle unter die Reifen nehmen, wollen aber doch einen Eindruck bekommen. Natürlich ohne bergauf von den Kollegen abgehängt zu werden! Auf dem Dreisamradweg rollen wir wie am Vortag autofrei durch Freiburg.

Ein Blick aufs Martinstor, dann biegen wir in Richtung Schauinsland ab – dem Hausberg Freiburgs. Ortsauswärts über Günterstal nach Bohrer steigt die Straße mit zwei bis drei Prozent fast noch lieblich an, aber an der Talstation der Schauinslandbahn ist Schluss mit lustig: Zwölf Prozent Steigung bis zur ersten Serpentine – hier dürfte es Attacken hageln, wenn im August bei der Deutschland Tour die Radprofis kommen. Explosive Antritte sind am dritten Tag unseres Kurzurlaubes nicht mehr zu erwarten, wir strampeln die zwölf Kilometer ruhig bergan,
die sich nach dem steilen Start bei gut fahrbaren 
sechs bis acht Prozent einpendeln. Und staunen: Am Sonntagmorgen gleicht der Anstieg einer rennradelnden Völkerwanderung – nicht zuletzt wegen des Fahrverbots für Motorräder am Wochenende.

Reise Freiburg
Gutglück/Hohlbeim/Pfeiffer
Schnappschuss: Blick von der Mondhalde in Richtung Vogesen.

Wir kommen als regelrechtes Peloton an der Passhöhe auf 1200 Meter an, wünschen uns gegenseitig eine gute Fahrt und rollen fünf Kilometer über die Höhe zum Notschrei. Die Sendemasten auf dem Feldberg scheinen zum Greifen nah, tief unter uns grüßt die Rheinebene. Nach rasanter Abfahrt ins Wiesental wenden wir 
uns Richtung Wiedener Eck, der Legende nach einer
 der Lieblingsanstiege von Jan Ullrich im Schwarzwald. Schmale Straße, einige Serpentinen, oben schöne Tief- und Fernblicke – andernorts wäre ein solcher Anstieg das Nonplusultra, hier ist er ein Juwel unter vielen.

Über Hohtann und eine kurze Zwischenabfahrt führt uns Moritz an der Talstation der Belchenbahn plötzlich auf ein Schottersträßchen, das an einer Schranke zu enden scheint. Verfahren? Mitnichten! Bald rollen wir wieder auf Asphalt – auf einer autofreien Stichstraße zum Belchenhaus auf 1360 Metern Höhe. Dort wandern unsere Blicke über Schwarzwald- und Vogesengipfel. "An klaren Tagen sieht man von hier die Alpen", schwärmt Moritz. Ein würdiger Abschluss unseres Kurztrips! Nach drei Tagen haben wir zwar einige Highlights abgehakt, die Liste mit noch zu fahrenden Touren ist aber noch deutlich länger geworden. Freiburg, wir kommen wieder!

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Erscheinungsdatum 09.04.2024