Rennradtouren rund um Andermatt
Andermatt - Vier Rennradtouren über Traumpässe

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Kaum ein Ort kommt auf eine höhere Traumpassdichte als Andermatt im Kanton Uri. ROADBIKE war zur Passkontrolle in den Schweizer Alpen.

Reise Schweiz Andermatt Rennradtouren
Foto: Ralf Schanze

Kurze Übersicht

Infocenter

Beim Rennradurlaub in Andermatt wird dem Radsportler ziemlich viel geboten. Wenn das Timing stimmt, lockt gleich noch die Teilnahme an Jedermann-Events. Auch kulinarisch hat der Ort viel "auf der Pfanne".

Erleben

  • Volldampf auf den Furka: Die Furka-Dampfbahn bietet ein besonderes Reiseerlebnis durch die faszinierende Gebirgslandschaft: Rund zwei Stunden dauert die Fahrt mit sorgfältig restaurierten Nostalgiezügen von Realp (Uri) nach Oberwald (Wallis) oder umgekehrt. Infos, Fahrplan und Preise online unter: dfb.ch

  • Tour de Suisse: Die Schweiz-Rundfahrt gilt nach Tour, Giro und Vuelta als eines der wichtigsten Etappenrennen des Jahres. Am 13. Juni steigt das Finale der diesjährigen Ausgabe auf der hier beschriebenen Drei-Pässe-Runde. Auch Jedermänner und -frauen können in den Genuss der Profi-Runde kommen, bei der Tour de Suisse Challenge!

  • Alpenbrevet: Viel härter geht es kaum: Am 4. September startet in Andermatt das Alpenbrevet. Auf der 268 Kilometer langen Platinstrecke stehen mit Susten, Grimsel, Nufenen, Lukmanier und Oberalppass gleich fünf Alpenpässe an. Für normalsterbliche Radsportler gibt es zum Glück auch kürzere Strecken. Alle Infos zum Alpenbrevet gibt es auch hier auf roadbike.de

Entdecken

  • Fakten:"Mir ist’s unter allen Gegenden, die ich kenne, die liebste und interessanteste", schrieb Johann Wolfgang von Goethe vor 250 Jahren über Andermatt und das Urserntal. Im Sommer wie im Winter bietet die Ferienregion im Schatten des Gotthard-Massivs ein vielseitiges Angebot an Sportaktivitäten. Für Rennradfahrer gibt es in der unmittelbaren Umgebung insgesamt acht Alpenpässe zu erobern – einer davon beeindruckender als der andere.
  • Beste Reisezeit: Die Alpenpässe öffnen in der Regel ab Mitte Mai bis Anfang Juni und werden Ende Oktober geschlossen. Die Öffnungszeiten sind abhängig von den Witterungsbedingungen. Speziell im Frühjahr und Herbst sollten Radsportler sich vor der Passfahrt über Straßenzustand und Wetter informieren. Infos gibt es unter: tcs.ch
  • Anreise per Bahn: Von Frankfurt/Main geht es in etwa sechs Stunden über Basel SBB und Göschenen nach Andermatt, das letzte Stück mit der Matterhorn Gotthard Bahn.
  • Anreise per Auto: Von Frankfurt/Main geht es über die A5 bis Basel und weiter über die A2 nach Göschenem, von dort dann über Gotthardstraße und Teufelsbrücke weiter nach Andermatt. Die Gesamtfahrzeit für die rund 500 Kilometer beträgt etwa fünf Stunden, in der Schweiz wird eine Vignette fällig.
  • Unterkunft:
  1. The River House: Design- und Eco-Hotel mit schön eingerichteten Zimmern mitten in Andermatt. theriverhouse.ch

  2. Ferienwohnung Nordiska: 3-Sterne-Appartements in der Nähe des Sesselliftes Andermatt-Nätschen. ferienwohnung-nordiska.ch

  3. Hotel Restaurant Sonne: Rustikales Holzhaus mit gemütlichem Ambiente im Ortszentrum von Andermatt. hotelsonneandermatt.ch

  • Essen & Trinken:
  1. Restaurant Spycher: Neben leckeren Pizzas wird im Spycher auch die Bündner Spezialität Capuns serviert. spycher-andermatt.ch

  • Café Toutoune: Neben vorzüglichem Cappuccino und hausgemachtem Kuchen gibt es mittags leckere Snacks und abends mediterrane Küche. restaurant-toutoune.com

  • 4 Rennradtouren rund um Andermatt

    Start am Oberalppass

    • Distanz: 46 km
    • Höhenmeter: 1300 Hm

    Der auf 2046 Metern über dem Meer gelegene Oberalppass führt von Andermatt nach Disentis. Der am einfachsten zu überwindende Pass rund um Andermatt eignet sich ideal für eine Aufwärmrunde in diesem anspruchsvollen Terrain. Auf der Rückfahrt lernen Oberalp-Bezwinger dann die andere Seite kennen. Route: Andermatt > Oberalpsee > Sedrun > Andermatt

    Länge45,89 km
    Dauer2:53 Std
    SchwierigkeitsgradSchwer
    Höhenunterschied1316 Meter
    Höhenmeter absteigend1316 Meter
    Tiefster Punkt1435 m ü. M.
    Höchster Punkt m ü. M.
    GPS-Daten
    KML-Daten

    Diese Tour findest du auch bei unserem Partner

    Dreipässe-Klassiker

    • Distanz: 105 km
    • Höhenmeter: 3200 Hm

    Mit den drei mythischen Pässen Furka, Nufenen und Gotthard, die regelmäßig auf dem Programm der Tour de Suisse stehen, gehört diese Runde zu den absoluten Klassikern der Alpen. Wer mehr will, wählt anstelle des Furka Susten und Grimsel. Route: Andermatt > Hospental > Realp > Furka > Gommertal > Nufenen > Airolo > Gotthard > Hospental > Andermatt

    Länge105,82 km
    Dauer7:20 Std
    SchwierigkeitsgradSchwer
    Höhenunterschied3220 Meter
    Höhenmeter absteigend3219 Meter
    Tiefster Punkt1435 m ü. M.
    Höchster Punkt m ü. M.
    GPS-Daten
    KML-Daten

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    Die Tremola am Gotthard

    • Distanz: 51 km
    • Höhenmeter: 1700 Hm

    Mit eigener Muskelkraft den auf 2091 Metern gelegenen Gotthardpass zu bezwingen und die einzigartigen Pflasterstein-Kehrenzu erleben, ist ein echtes Highlight in jedem Radsportler-Leben, das es auf dieser Tour von beiden Seiten auszukosten gilt. Route: Andermatt > Hospental > Gotthardpass > Airolo > Gotthardpass > Hospental > Andermatt

    Länge50,85 km
    Dauer4:11 Std
    SchwierigkeitsgradSchwer
    Höhenunterschied1650 Meter
    Höhenmeter absteigend1650 Meter
    Tiefster Punkt1435 m ü. M.
    Höchster Punkt m ü. M.
    GPS-Daten
    KML-Daten

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    Drei-Pässe-Herausforderung

    • Distanz: 119 km
    • Höhenmeter: 3700 Hm

    Die in unserer Reportage beschriebene Drei-Pässe-Fahrt Susten – Grimsel – Furka ist schon eine amtliche Herausforderung für Hobbysportler, gespickt mit vielen Höhenmetern, aber auch zahllosen landschaftlichen Höhepunkten in den Schweizer Alpen. Route: Andermatt > Göschenen > Sustenpass > Innertkirchen > Grimsel > Gletsch > Furka > Hospental > Andermatt

    Länge118,83 km
    Dauer7:54 Std
    SchwierigkeitsgradSchwer
    Höhenunterschied3734 Meter
    Höhenmeter absteigend3734 Meter
    Tiefster Punkt1436 m ü. M.
    Höchster Punkt m ü. M.
    GPS-Daten
    KML-Daten

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    Pässe-Paradies

    Kaum ein Ort kommt auf eine höhere Traumpassdichte als Andermatt im Kanton Uri.

    Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Weinen angesichts der Schmerzen, die sich in Oberschenkeln und Lunge ausbreiten. Oder lachen beim Blick auf diese traumhafte, ja spektakuläre Schweizer Berglandschaft, die sich hier vor mir ausbreitet.

    Dabei hatte der Tag eher trist begonnen. In der Nacht waren die Temperaturen rund um Andermatt drastisch gefallen, in den höheren Regionen gab es sogar Neuschnee. Jetzt am Morgen hängen die Wolken tief im Tal, als mich meine beiden Guides Kurt und Daniela abholen. Wir frösteln auf den ersten Kilometern, ich sehne mich zurück ins warme Bett. Doch Kurt verspricht in schönstem Schwyzerdütsch, dass wir schon bald die Sonne sehen werden. Vielleicht habe ich auch einfach Respekt – nein, eigentlich eher Bammel: vor dieser Dreipässefahrt, die heute auf dem Programm steht, mit stolzen 3521 Höhenmetern auf 106 Kilometern. Über den Sustenpass geht es am Grimselsee vorbei zur berühmten Furka.

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    Ralf Schanze

    Grandiose Pässe in alle Richtungen

    Die drei hochalpinen Herausforderungen gehören zu den acht Pässen, die sich rund um das Schweizer Dorf erheben. Von Andermatt führen Alpenpässe in vier verschiedene Richtungen – und in vier verschiedene Kantone: nach Graubünden, ins Tessin, ins Wallis und nach Bern. Stolz thront das imposante Gotthardmassiv über allem. Gerade in früheren Zeiten verdankte Andermatt ihm seine Bekanntheit und viele Besucher. Pässe und die damit verbundenen Ansprüche an Kondition und Durchhaltevermögen scheinen für Kurt und Daniela nichts Besonderes zu sein.

    Während ich schon beim ersten Café-Stopp aus dem letzten Loch pfeife, wirken die beiden noch frisch. Kein Wunder: Ex-Profi Kurt ist mit Szenefahrern wie Thomas Frischknecht auf Du und Du. Daniela will sich in der kommenden Saison ebenfalls im Rennzirkus versuchen. Ich muss mich also nicht schämen, dass ich als "Flachlandtiroler" nicht mithalten kann. Mein Ziel für heute: Ankommen!

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    Ralf Schanze

    Unsere Strecke führt zunächst Richtung Wassen. Von dort rollen wir inmitten der imposanten Bergwelt durch das Meiental hinauf zum Sustenpass. Die Szenerie wirkt fast surreal: Die Bergspitzen erstrahlen, bedeckt vom Neuschnee der Nacht, in Weiß, im Tal leuchtet das Grün der Wiesen. "Du hast Glück! So ein schönes Schneepanorama haben wir hier nicht so oft", versucht Daniela mich für die Weiterfahrt zu motivieren.

    In der Tat haben wir bald die Passhöhe erklommen und werden vom Panorama des Steingletschers begrüßt. Doch keine Zeit für Triumphgefühle, der nächste Pass wartet. Von Innertkirchen mühen wir uns Kurve um Kurve vorbei am Grimselsee hinauf zum Grimsel. Auf der Passhöhe begrüßen uns die Murmeltiere. Liegt da Mitleid in ihren Blicken? Wissen sie, dass heute noch einige Höhenmeter vor mir liegen?Durch ein paar Kehren geht es kurz darauf bergab nach Gletsch. Hier hat die Furka-Dampfbahn ihre Bergstation. Es folgt die Steigung hinauf zur Furka. Von der Passstraße aus bestaunen wir noch einmal die Serpentinenkonstruktion des Grimselpasses. Doch für die landschaftlichen Schönheiten habe ich kaum noch Augen.

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    Ralf Schanze

    Mein letztes Gel habe ich längst verdrückt, allmählich wollen die Beine nicht mehr. Doch als ich kurz vor der Passhöhe das berühmte Hotel Belvédère sehe, weiß ich: "Es ist geschafft!" Der Heimweg über das Hospental weiter nach Andermatt ist nur noch ein Rausch des persönlichen Triumphs, alle drei Pässe bezwungen zu haben. "Und morgen geht es dann auf den Gotthard", ruft mir Kurt noch zu, als ich in Andermatt auf müden Beinen ins Hotel schlurfe. "Kann ich mir gerade irgendwie so gar nicht vorstellen", murmle ich zurück.

    Obwohl der Gotthard in Andermatt zum Rennrad-Pflichtprogramm gehört. Wie kein anderer Pass prägte er die Geschichte des Ortes. Nachdem 1830 der Gotthardpass für Pferdekutschen befahrbar wurde, lebte Andermatt als Handels-, Ferien- und Kurort auf. Bald stiegen im Grandhotel Bellevue illustre Gäste wie die Queen von England ab.

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    Ralf Schanze

    Mit der Eröffnung des Gotthard-Eisenbahntunnels 1882 kam der Verkehr über den Pass aber schlagartig zum Erliegen. Doch ab 1885 sprang die Schweizer Armee in die Bresche und baute in Andermatt einen der wichtigsten Waffenplätze des Landes. Es folgten die ersten Skilifte, und der Tourismus boomte. Erst als sich die Armee zum Teil aus Andermatt zurückzog, drohte der Ort in der Versenkung zu verschwinden. Selbst James Bond konnte daran wenig ändern: 1964 drehte Sean Connery am Furkapass die legendäre Verfolgungsjagd für "Goldfinger".

    Dornröschen und der Scheich

    Bis Anfang 2000 träumte Andermatt den Dornröschenschlaf. Dann kam Samih Sawiris. Der ägyptische Investor war von dem Tal ebenso fasziniert wie einst Goethe. Sawiris wollte den Menschen die raue Schönheit der Berge und der Natur im Urserntal näherbringen. Mit dem Segen der Einheimischen setzte der finanzkräftige Investor eine Reihe von Appartementhäusern, Hotels und Chalets sowie einen Golfplatz in das kleine Tal.

    2013 eröffnete mit dem 5-Sterne-Deluxe-Hotel "The Chedi Andermatt" eines der exklusivsten Hotels der Welt in Andermatt seine Pforten. Seit Sawiris in das Tal kam, haben auch die Schweizer massiv in die touristische Infrastruktur des Ortes investiert, neue Straßen gebaut und das Skigebiet erweitert.

    Und nach den Skifahrern sollen jetzt im Sommer auch die Rennradfahrer Andermatt und seine Pässe erkunden. Das kann ich jedem nur empfehlen. Ebenso wie ein passendes Kettenblatt, ein paar Power-Gels und Kondition. Viel Kondition!

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    Erscheinungsdatum 09.04.2024