Renrad-Geheimtipp Wörthersee - mit Toureninfos und Roadbooks
Alle Infos zum Rennrad-Spot Wörthersee

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Hohe Berge, klare Seen, einsame Straßen - die Region um den Wörthersee zählt für Rennradfahrer noch zu den schönsten Geheimtipps. Sie bietet Rennradfahrern allerdings viel Abwechslung: Von lockeren Seerunden bis hin zu harten Alpentouren.

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Foto: Wolfgang Ehn

Fakten: Der wärmste See Kärtnens eignet sich durch seine zentrale Lage sowohl für Touren durch das Seenland als auch durch die Berge der Karawanken – wie die Drei-Länder-Tour über die Julischen Alpen, mit Abstechern nach Slowenien und Italien.

Charakter: Die Region bietet Abwechslung: kurze Runden, sanft wellige Ausfahrten, anspruchsvolle Bergetappen. Im hügeligen Gelände rund um die Seen gibt es Anstiege über 10 Prozent und – wenn auch meist kurze – Rampen bis zu 15 Prozent und mehr.

Anreise: Mit dem Auto von Norden über die A 10, via Tauern- und Katschberg-Tunnel (Maut ca. 10 Euro), Ausfahrt Velden. Mit der Bahn im Intercity bis Velden oder Pörtschach. Der Flughafen Klagenfurt liegt rund 10 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt.

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Vier Top-Touren am Wörthersee (für Großansicht: Karte anklicken)

Beste Reisezeit: Der Alpenhauptkamm schützt vor schlechtem Wetter aus dem Norden; allerdings können Adria-Tiefs durchaus mal Schlechtwetterperioden bringen. Im Frühjahr schon ab Mitte März über 15 Grad, im Oktober selten darunter. Wer auch in die Berge will, fährt von Mai bis Ende September.

Besonderheiten: Mit der "WörtherseeCard" für 41 Euro zwei Wochen lang freier Eintritt in Bäder, Museen etc. und freie Fahrt mit vielen Verkehrsmitteln.

Weitere Infos: www.rad.woerthersee.com

Touren

Wörthersee-Reportage: Kerniges Kärnten

"Die Morgen-Melange in Österreich, eine deftige Brotzeit in Slowenien und nachmittags ein Cappuccino-Eis in Italien – das können Sie nur im Dreiländereck am Wörthersee erleben", schwärmt Robert Kenney, Chef des "Hubertushofs" in Velden und seit über 30 Jahren passionierter Rennradler.

Die Drei-Länder-Tour ist seine Haus- und Lieblingsrunde, die er im Sommer fast jede Woche mit Freunden und Kollegen fährt und die ihn jedes Mal begeistert, als wäre es seine erste Grenzerfahrung: "Die Julischen Alpen, der Vrsic-Pass mit seinen 50 Kehren, das grüne Soca-Flüsschen und der Bergsee am Passo del Predil, das alles lässt sich schwer toppen", sagt Kenney.

Ein grenzenloses Vergnügen – denn seit Slowenien zur EU gehört, gibt es offene Schlagbäume zwischen den drei Ländern. Und am größten sei der Spaß außerhalb der Ferienzeiten, sagt Robert Kenney: "Gutes Wetter, aber viel weniger Trubel." Dann haben Rennradfahrer dieses Revier fast für sich alleine, denn der Wörthersee – eine klassische Urlaubsregion in Kärnten – gilt für sie immer noch als ein Geheimtipp.

"Nicht mehr lange", prophezeit jedoch Andreas Irnstorfer, unser "Local"-, Rennrad- und Wörthersee-Experte. Mit ihm sind wir auf der "Koschuta-Runde" (Tour 3) in den Karawanken unterwegs, und wir könnten keinen besseren Begleiter haben. Schließlich hat er zusammen mit Paco Wrolich, dem Milram-Profi aus der Region, die Runde als eine von 18 Touren ausgearbeitet, die alle am See starten und Rennradler in die Region locken sollen.

Hinter Ferlach biegen wir ins Zeller Tal; im Hintergrund leuchten schon die bleichen Felsen des über 2000 Meter hohen Koschuta-Massivs, das die Grenze zu Slowenien markiert. In diesem Tal und dem angrenzenden Rosental gehören viele Einwohner zur slowenischen Minderheit, erklärt unser Guide: "Deswegen die zweisprachige Beschilderung." Nach Slowenien gehört auch die Dicke Koschuta mit ihren 2059 Metern, deren grandioser Anblick uns für die Strapazen an den immer wieder auftauchenden Rampen am Schaida-Sattel mit meist über zehn Prozent Steigung entschädigt.

Hübsche Holzhäuser am Weg lenken vom zunehmenden Brennen in den Oberschenkeln ab, das die maue Frühjahrsform so mit sich bringt.

Doch der Schaida-Sattel liegt zum Glück nicht mal 1100 Meter hoch, und die 13 Kilometer lange Abfahrt nach Bad Eisenkappel lohnt die vorangegangenen Mühen. Bald geht es wieder hinauf ins Vellachtal, das nach dem imposanten, über 50 Meter hohen Wildensteiner Wasserfall auf das Rosental trifft.

Die wellige Gegend entlang der Drau bleibt vom Massentourismus weitgehend verschont – nicht zuletzt wegen der drei großen Stauseen, die das Tal zur Stromgewinnung mit hohen Deichen und Staumauern prägen. Kurz vor Ferlach zeigt Andreas auf einen steilen Felsen über der Drau: Dort oben thront die fast 900 Jahre alte Hollenburg, einst die "Wächterin des Rosentals" und heute erster Stopp an der Schlösserstraße des Tals.

Bei Feistritz wechseln wir über einen weiteren Drau-Stausee und kommen am Hang des welligen Bergrückens der Sattnitz auf die Radstrecke des "Ironmans Austria". Da wir nun doch schon über 100 Kilometer zurückgelegt haben, kommt es uns nicht ungelegen, dass wir die Eisenmann-Runde in umgekehrter Richtung befahren. Denn der Rupertiberg, den wir flott hinunterfahren, gilt mit Steigungsabschnitten von 10 bis 15 Prozent als Schlüsselstelle des Kurses.

"Da hauen sich die Triathleten zweimal hinauf", erklärt Andreas, denn die 90-Kilometer-Runde um den Sattnitz müsse doppelt gefahren werden. Die "Auf geht´s"-, "Forza"- und "Hopp"-Schriftzüge auf der Straße ziehen sich über mehrere Kilometer bis nach St. Egyden hin. Wir können uns lebhaft vorstellen, was hier am 5. Juli los sein wird.

In St. Egyden verlassen wir die Tria-Runde und begeben uns direkt nach Selpritsch, wo uns im "Buschenschank Jost", einer ­typischen Wirtschaft, schon Gastgeberin Gerda mit Bauernbrot, Speck, Graukäse und Apfelmost verwöhnt – alles selbst gemacht.

Nach 123 Kilometern und fast 1300 Höhenmetern eine willkommene "Labung", wie der Kärntner sagt. Die Sonne schafft es gerade noch über das Dach des Heustadels in den Hof des alten Anwesens. Was für eine herrliche Pause! Wir sitzen an der Hausbank, stärken uns mit der leckeren Jause, und Gerda erzählt vom Ironman, wie Jahr für Jahr 2500 Triathleten durchs Dorf jagen, angefeuert von kaum weniger Zuschauern an der Strecke: "Jetzt hat´s sogar noch ein Streckenfest vor der Kirche, mit Musik und einem Moderator, der alle so richtig laut anfeuert", sagt Wirtin Gerda mit einem nicht wirklich zu durchschauenden Lächeln.

Zurück am See: Die Abendsonne taucht die wenigen Haufenwolken in ein fast unwirkliches Rosa, das sich in den Wellen spiegelt. Am Seecorso gehen die Lichter an; dort wartet Alexander Gerzer vor dem "Hotel Leopold", das er vor gut zehn Jahren von seinen Eltern übernommen hat. Der 40-jährige Hotelier hat vor einigen Jahren wieder mit dem Rennradfahren angefangen, nachdem er in seiner Jugend sogar an Wettkämpfen teilgenommen hat.

Er zählt zu einem von vielen, die mithelfen wollen, den Radsport in der Region weiter voranzutreiben: Sein kürzlich renoviertes 100-Betten-Hotel soll in Zukunft für Radlergruppen geöffnet haben. Bisher dient der ehemalige Fernsehraum als Radkeller, "aber mehr als zehn Räder gehen da nicht rein", gibt Gerzer zu. Ab nächstes Jahr soll es daher einen großen Keller geben, wo auch Montageständer und Werkzeug zur Verfügung stehen.

Nach einem anstrengenden, aber schönen Radtag rollen wir wieder in Velden ein. Zum Ausklang geht es in den Musik-Club "Bluesiana" am nordöstlichen Ortsrand – eine passende Location, wie sich noch herausstellen sollte. Hotelchef Gerzer stellt uns die engagierte Chefin Gudrun Kofler vor, die hier seit über 20 Jahren regelmäßig beste Musik an den See bringt.

Als sie hört, dass wir uns besonders für das Thema Rennrad interessieren, holt sie den jungen New Yorker Jazz-Gitarristen David Gilmore aus der Garderobe, der heute zusammen mit „Living Color“-Schlagzeuger Will Calhoun und Bass-Legende Jamaladeen Tacuma auf der Bühne stehen wird.

Es stellt sich bald heraus, dass alle drei Musiker ihre Zeit zwischen den Konzerten zum Ausgleich auf dem "Roadbike" sitzen und den Wörthersee bei ihrer Europa-Tour vor zwei Jahren längst "erfahren" haben. Nicht nur die Rennradrunden sind also international am Wörthersee, sondern auch die Rennradler ...

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Erscheinungsdatum 09.04.2024