Deutscher Jungprofi Juri Hollmann im Interview
Movistar-Profi berichtet von seiner ersten Rundfahrt

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Zwei linke Handschuhe und den Fahrrad-Computer nicht geladen: Jungprofi Juri Hollmann erzählt von seiner ersten großen Rundfahrt mit dem spanischen Traditions-Team Movistar.

22nd Santos Tour Down Under 2020 - Stage 6
Foto: Daniel Kalisz

Nach dem sich der 20-jährige Berliner in der vergangenen Saison als Stagiaire bei Katusha-Alpecin behaupten konnte, bekam er prompt einen Vertrag als Neo-Profi bei Movistar. Nun konnte er sein Können bei der Santos Tour Down Under unter Beweis stellen. Er berichtet von verbrannten Landstrichen – seit Monaten wüten Buschbrände in weiten Teilen Australiens – und seinen Grenzen, denn bei der letzten Etappe fuhr er in der Ausreißer-Gruppe lange vorne mit.

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ROADBIKE: Wie ist es dir bei deiner ersten großen Rundfahrt im Profifeld ergangen?

„Ehrlich gesagt bin ich relativ locker an die Rundfahrt rangegangen. Guten Respekt vor den Etappen und dem Niveau hatte ich allerdings schon. Zu Beginn war ich noch gar nicht so richtig im Rennmodus und habe zwei Linke Handschuhe eingepackt und vergessen den Tacho zu laden. Desto spezifischer meine Aufgaben wurden, umso fokussierter und angespannter war ich dann auch.“

ROADBIKE: Bist du dann am Anfang ohne Handschuhe und Fahrrad-Computer gefahren?

„Ja, die erste Etappe bin ich dann ohne Handschuhe gefahren und bei der Zweiten hat mir der Akku gerade noch so gereicht. Aber die Werte sind auch nicht Alles. Ich meine, man sollte auch ein Gefühl für den Körper haben bzw. entwickeln. Von Kilometer 10 bis 145 ungefähr.“

ROADBIKE: Wie waren denn die einzelnen Etappen für dich?

„Die Etappen insgesamt waren allerdings nicht so hart wie ich zuvor dachte. Es wurde sehr kontrolliert und abwartend gefahren. Umso heißer waren dann alle am Ende oder wenn es auf eine Rennentscheidene Stelle zu ging. Dort wurde mir dann allerdings öfters gezeigt wo meine Grenzen liegen.“

ROADBIKE: Bei der letzten und sechsten Etappe bist du lange vorne mitgefahren. War das Intuition?

„Am letzten Tag in Spitze zu sein war ein guter Abschluss. Vor allem da es vorher angesprochen und im Rennen per Radio von mir verlangt wurde. Da war ich dann schon angespannt und etwas nervös, aber umso froher in der Gruppe zu sein. Am Ende wäre ich vielleicht gerne etwas länger am Anstieg in der Gruppe geblieben, aber ich denke ich kann mit dem Tag und der gesamten Rundfahrt zufrieden sein. Ein guter Einstieg für die Saison.“

22nd Santos Tour Down Under 2020 - Stage 2
Daniel Kalisz
Das Fahrerfeld durchquert immer wieder verbrannte Landstriche, wie hier bei der 2. Etappe der Santos Tour Down Under.
ROADBIKE: Hast du bei der Tour von den Buschbränden etwas mitbekommen?

„Von den Waldbränden direkt haben wir nicht viel mitbekommen. Wir hatten einmal im Training vor der Tour Down Under die Situation, dass wir ein paar Minuten im Rauch vom Feuer gefahren sind. Allerdings habe ich ein richtiges Feuer zum Glück nie gesehen. Die verbrannten Bäume, Wiesen bzw. ganzen Landstriche konnte man allerdings gar nicht umfahren oder übersehen. Wir haben sie im Training, während der Rennen gesehen und es waren echt nicht wenig. Es war heiß, drückend und ein komisches Gefühl, durch solche Landstriche zu fahren. Es war traurig zu sehen, vor allem wenn man auch an die ganzen Tiere denkt, die dort zuvor gelebt haben.“

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