Tipps und Tricks beim Tubeless-Setup

Tubeless ist eine tolle Sache – wenn alles funktioniert. Denn wenn der Reifen nicht auf die Felge wandert, das System nicht abdichten will oder du beim Fahren mit Tubeless plötzlich einen Platten erleidest, ist guter Rat teuer. ROADBIKE gibt Tipps für die schwierigen Fälle, wenn es mit dem Setup nicht auf Anhieb klappt.

Ich bekomme den Reifen nicht montiert!

1. Achte darauf, dass der Reifenwulst rundum an der tiefsten Stelle des Felgenbettes liegt und nicht an einer Stelle schon in die umlaufenden "Höcker" der Felge "eingerastet" ist.
2. Gib etwas Seifenlauge auf das Felgenhorn, damit der Reifen leichter drüberrutscht. Manche Hersteller bieten auch spezielle Montageflüssigkeiten an (z. B. Schwalbe Easy Fit).
3. Verwende einen Reifenheber fürs letzte Stück, aber nur wenn deine Daumenkraft nicht ausreicht. Achte darauf, Reifenwulst und Dichtlippe beim Hebeln nicht zu beschädigen!

Der Reifen springt nicht in die Felge!

1. Versuche als Erstes, mit schnellen Hüben aus der Standpumpe genügend Druck aufzubauen, damit der Reifen in die umlaufenden "Höcker" der Felge "einrastet".
2. Mehr Erfolg verspricht ein externer Lufttank, den du mit der Standpumpe zuerst "auflädst", um die Luft anschließend schlagartig in den Reifen füllen zu können. Im Idealfall reicht der Druck aus, damit der Reifen in die Felge springt. Wenn nicht, drehe zum ersten Befüllen des Reifens den Ventilkern heraus, um den Querschnitt für den Luftdurchfluss zu vergrößern. Lufttanks gibt es von verschiedenen Herstellern oder sie sind bereits fest an Standpumpen montiert (z. B. Birzman Pump Up Tubeless oder Lezyne Pressure Over Tubeless).
3. Notlösung: Verwende eine CO2-Kartusche, um möglichst schnell viel Druck aufzubauen. Dichtmilch sollte hierbei aber noch nicht in den Reifen eingefüllt sein.

Der Reifen hält nicht dicht!

Das kann verschiedene Ursachen haben. Prüfe der Reihe nach:

Reifen:

1. Sitzt der Reifen beidseitig rundum richtig in der Felge? Falls nicht, pumpe nach – oft springt er mit deutlich hörbarem Knacken in die endgültige Position. Ergänzend kannst du den Pneu mit den Händen etwas walken und so zum "Einrasten" bewegen.
2. Rolle den platten Reifen einige Umdrehungen über den Boden. So verteilt sich die Dichtmilch an der Reifenflanke und hilft beim Pumpen, das System abzudichten.
3. Ist die Seitenwand oder der Übergang Reifen/Felge undicht? Wenn an einer oder mehreren Stellen Dichtmilch in Bläschen austritt, braucht der Reifen gegebenenfalls zunächst etwas Zeit, um vollständig abzudichten. Fahre eine kleine Runde, damit sich die Milch gleichmäßig im Reifen verteilen kann. Pumpe ggf. immer wieder nach.

Ventil:

1. Prüfe, ob das Ventil fest im Felgenbett sitzt. Drücke es bei der Montage von innen mit dem Daumen fest in Richtung Ventilloch und erzeuge über die Kontermutter von außen Gegendruck – dafür aber nur Handkraft und keine Zange verwenden! Lege ggf. einen formschlüssigen Gegenhalter/Spacer zwischen Felge und Kontermutter ein – insbesondere bei asymmetrischen Felgenformen. Vergewissere dich auch, dass der Dichtring zwischen Felge und Mutter montiert ist.
2. Verwende möglichst immer das vom Laufradhersteller mitgelieferte oder empfohlene Ventil. Sollte dennoch Luft entweichen, experimentiere mit einem Ventil mit anderem Dichtungskopf. Einige Ventile kommen mit kegelförmigen Dichtungen, andere mit rechteckigen, die sich flächiger im Felgenbett abstützen.

Felgenband:

1. Überprüfe den Zustand und korrekten Sitz des Felgenbands. Risse, fehlende Spannung oder seitliches Aufrollen können Luftverlust verursachen.
2. Prüfe, ob das Felgenband zur Verwendung mit Tubeless-Reifen geeignet ist und die richtige Breite hat. Es gilt die Faustformel: das Band zwei bis drei Millimeter breiter als die Felgenmaulweite wählen.
3. Wickle ggf. eine zweite Lage Felgenband. Das erhöht den Felgenumfang und zugleich deine Chance, auch widerspenstige Reifen abzudichten, und vereinfacht eventuell sogar die Reifenmontage.

Der Reifen hält nicht mehr dicht!

1. Hält der Reifen nach einer Weile die Luft nicht mehr, könnten Lauffläche, Karkasse oder Felgenband ein Loch aufweisen, das die Milch nicht mehr abdichten kann. Ersetze ein defektes Felgenband oder klebe ggf. von innen einen speziellen Flicken auf das Loch im Reifen (z. B. von Lezyne).
2. Ist das Dichtmittel (nach einigen Monaten) eingetrocknet? Fülle etwas frische Dichtmilch nach, die mögliche Undichtigkeiten verschließt.

Ich habe unterwegs einen Defekt!

1. Pumpe ein- oder mehrmals nach und fahre jeweils ein Stück. Im Idealfall verschließt die Dichtmilch den Defekt nach einigen Umdrehungen, oft dauert es auch ein wenig länger.
2. Schiebe von außen spezielle Gummipfropfen (umgangssprachlich "Salami" genannt) in den Cut (z.B. von MaXalami oder Sahmurai Sword). In Kombination mit der Dichtmilch dichten diese den Reifen wieder ab – allerdings eher für die Heimfahrt, nicht als Dauerlösung.
3. Wische die Dichtmilch von der Reifeninnenseite und der Felge und montiere für die Heimfahrt einen Ersatzschlauch (den solltest du für den Pannenfall trotz Tubeless immer im Satteltäschchen haben)

Ich kriege den Reifen nicht mehr von der Felge!

1. Stelle sicher, dass die Luft vollständig aus dem Reifen abgelassen ist.
2. Bitte eine zweite Person um Hilfe und versuche, mit drei/vier Händen, den Reifen in die Mitte des Felgenbetts zu drücken – erst eine Seite, dann die zweite.
3. Versuche dein Glück mit Werkzeug, zum Beispiel mit einer Zange. Aber Achtung: Beschädige dabei nicht die Felge, auch die Gefahr abzurutschen ist groß!
4. Trick 17: Versuche am Hinterrad, den Reifen zuerst von der Bremsscheibenseite ins Felgenbett zu drücken, am Vorderrad hingegen zunächst von der Antriebsseite. Warum das oft klappt, lässt sich kaum schlüssig erklären, ist aber nach ROADBIKE-Erfahrung eine Möglichkeit, widerspenstige Reifen von der Felge zu lösen.
5. Der letzte Ausweg: Schneide den Reifen von der Felge – mit einem scharfen (Teppich-)Messer zunächst entlang der Seitenwand, dann immer von der Felge weg, um diese nicht mit der Klinge zu beschädigen.