Gravelbike-Guide: Canyon Gravelbikes
Welches Canyon-Gravelbike ist das richtige?

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Grail, Grizl oder doch Endurace oder Inflite – die Auswahl an Gravelbikes ist bei Canyon groß. In unserem Guide helfen wir, die richtige Entscheidung zu treffen.

Welches Canyon-Gravelbike ist das richtige?
Foto: Canyon/Marco Freudenreich

Insgesamt 14x Grail, 16x Grizl, 16x Endurace und sechsmal Inflite – im Modelljahr 2023 führt der deutsche Radhersteller Canyon insgesamt 14 Modelle, die man im weitesten Sinne der Gravel-Kategorie zurechnen kann. Eine stattliche Anzahl, die sehr gut verdeutlicht, dass die Auswahl des richtigen Canyon-Gravelbikes alles andere als einfach ist.

Genau hier kommt unser neuer Gravelbike-Guide ins Spiel. Im Folgenden wollen wir dir nämlich die Suche nach dem richtigen Canyon-Gravelbike erleichtern. Aus diesem Grund stellen wir dir die verschiedenen Modellfamilien ausführlich vor. Außerdem gehen wir näher auf die verschiedenen Modelle und ihre Ausstattungsmöglichkeiten ein. Zum Abschluss geben wir außerdem Modelltipps für verschiedene Fahrertypen.

Canyon Grail – Ein leichtes und schnelles Canyon-Gravelbike

Das Grail ist in gewisser Weise der Gravel-Klassiker im Canyon-Sortiment. Seit 2018 gibt es das Modell, das Canyons erstes richtiges Gravelbike war. Bis zu jenem Zeitpunkt hatten die Koblenzer nämlich nur mit dem Inflite-Cyclocrossrad ein richtiges Modell fürs Gelände, das Grail bediente allerdings nun sämtliche Gravel-Zielgruppen auf einmal: Serienmäßig mit 40-Millimeter-Reifen ausgestattet fasst es auch 42 Millimeter breite Pneus. Ein im Vergleich zu Straßenrennrädern leicht (20 Millimeter) verlängerter Radstand für mehr Kontrolle im Gelände. Und ein besonderer Lenker, der verschiedene Griffpositionen erlaubt, sind die Hauptmerkmale des Geländeflitzers.

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"Das Grail fühlt sich auf Asphalt an wie ein Rennrad – und bietet gleichzeitig höchsten Komfort und Kontrolle auf Schotter", schreibt Canyon auf seiner Website. Damit zeigt sich recht gut, was für ein Gravelbike das Grail ist: Ein Rad, das Rennrad-Gene besitzt, gleichzeitig aber auch auf leichtem Schotter zuhause ist. Beim Grail stehen also Geschwindigkeit und Performance ganz oben auf der Skills-Liste. Perfekt ist es demnach für all diejenigen, die ein schnelles Gravelbike suchen (gegebenenfalls für Rennen), das für die flotte Feierabendrunde oder für längere Trainingseinheiten auf Asphalt und Schotter geeignet sein soll.

Wem wir das Grail empfehlen: Gravel-Einsteigerinnen und -Einsteigern, Rennradfahrerinnen und Rennradfahrern, die gerne im leichten Gelände trainieren wollen, Gravel-Racerinnen und Gravel-Racern, sportlichen Pendlerinnen und Pendlern

Diese Canyon-Grail-Modelle gibt es 2023:

  • Grail CF SLX: Canyons leichtestes und schnellstes Gravel-Bike, ab 5.099 EUR
  • Grail CF SL: Balance aus Komfort, Vielseitigkeit, Erschwinglichkeit, ab 2.499 EUR
  • Grail AL: Partner für tägliche Touren, ab 1.499 EUR
  • Grail ON: Gravel-Bike mit einem leistungsstarken Motor, ab 4.099 EUR

Canyon Grizl – Das Canyon-Gravelbike den groben Schotter

Drei Jahre nach dem Grail brachte Canyon 2021 mit dem Grizl ein weiteres waschechtes Gravelbike auf den Markt. Das Grizl erweitert das Gravel-Portfolio von Canyon um ein Multitool für verschiedene Einsätze, ganz gleich ob Bikepacking-Touren, Rennen oder einfach die kurze Auszeit zwischendurch. Der Tenor ist klar: Das Grizl ist ein Gravelbike für den gröberen Schotter. Damit unterscheidet es sich in seiner prinzipiellen Ausrichtung vom Grail darin, dass es auch noch dann weiterfährt, wenn das Grail mit seinen 40-42 Millimeter breiten Reifen an seine Grenzen stößt.

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Das zeigt auch ein Blick auf die Technik. Der Ansatz beim Grizl ist einfach: Je großvolumiger der Reifen, desto mehr kann man es krachen lassen. Alle Grizl-Modelle sind deshalb mit breiten 45-Millimeter-Reifen ausgestattet. Bei Bedarf können sogar 50-Millimeter-Schlappen montiert werden. Mit den Grizl-Suspension-Modellen geht Canyon sogar noch weiter und bietet Modelle mit einer für Gravel-Bikes entwickelten Federgabel aus dem Hause RockShox an. Bikepacking-Fans kommen beim Grizl wiederum mit den zahlreichen Anschraubpunkten für Gepäckträger und Taschen auf ihre Kosten. Stark: Mit der Apidura x Canyon Load Serie gibt es sogar wasserdichte Taschen, die perfekt auf die Geometrie des Grizl zugeschnitten sind.

Wem wir das Grizl empfehlen: Bikepacking-Einsteigerinnen und -Einsteigern, Gravel-Fahrerinnen und -Fahrern, die gerne im gröberen Schotter wühlen, Bikepacking-Racerinnen und Bikepacking-Racern, Pendlerinnen und Pendlern mit viel Schotter auf dem Weg zur Arbeit

Diese Canyon-Grizl-Modelle gibt es 2023:

  • Grizl Suspension: Gravelbikes mit Federgabel, ab 1.999 EUR
  • Grizl Al: Anpassungsfähig und erschwinglich, ab 1.499 EUR
  • Grizl CF SL: Multifunktional für jedes Gelände, ab 1.999 EUR
  • Grizl CF SLX: 950 Gramm leichter Carbon-Rahmen, Highend-Bikes, ab 4.599 EUR

Canyon Inflite – Ein Canyon-Gravelbike für Cyclocross-Einsätze

Heute reden fast alle nur noch von Gravel. Es ist aber noch gar nicht so lange her, dass Rennradfahrerinnen und Rennradfahrer, die im Gelände Spaß haben wollten, auf Cyclocross-Bikes unterwegs waren. Dabei handelt es sich in gewisser Weise um Rennräder, die speziell für den Einsatz bei Wettkämpfen Gelände konzipiert sind. Cyclocross-Räder erfüllen demnach die UCI-Regularien für Cyclocross-Wettkämpfe und sind wesentlich agiler und performance-orientierter designt als Gravelbikes. Der maximale Reifendurchmesser ist hier dünner, auch fehlen Aufnahmen für Gepäckträger und Co. Insgesamt sind Cyclocross-Räder deutlich minimalistischer als Gravelbikes ausgestattet, lange Touren sind mit diesen Bikes oftmals unbequem.

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Auch beim Inflite ist es so. Zum letzten Mal erfuhr die Familie im Jahr 2017 ein größeres Update. Die meisten Athletinnen und Athleten fahren das Bike dabei mit 33-Millimeter-Gummis, es passen aber auch 37 Millimeter breite Reifen hinein.

Das Inflite ist also ein Cyclocross-Bike und kein Gravelbike. Klar ist aber auch: Das Inflite kann wie ein Gravelbike auch im Wald gefahren werden. Vor allem für ambitionierte Rennradfahrerinnen und Rennradfahrer, die eine entsprechend dynamische Geometrie gewohnt sind, kann das Inflite daher durchaus die passende Wahl sein. Aber Achtung: Mit einer maximalen Reifenbreite von 37 Millimetern und fehlenden Montagemöglichkeiten für Gepäck und Co. stößt das Inflite immer dann an seine Grenzen, wenn es gröber und länger wird.

Wem wir das Inflite empfehlen: Rennradfahrerinnen und Rennradfahrern, die im Winter Cyclocross-Rennen bestreiten oder zum Training in den Wald fahren wollen

Diese Canyon-Grizl-Modelle gibt es 2023:

  • Inflite CF SLX: Das Bike von Cross-Ex-Weltmeister Mathieu van der Poel, ab 4.699 EUR
  • Inflite CF SL: Der Einstieg in die Welt des Cyclocross, ab 1.999 EUR

Canyon Endurace – Ein Canyon-Gravelbike mit Straßen-Genen

In Zeiten, in denen immer öfter nach Gravelbikes gesucht wird, wird oftmals vergessen, wie großartig klassische Rennräder eigentlich sind. Und vor allem: Wie vielseitig Straßenrenner eigentlich sein können. Das Canyon Endurace ist genauso ein Rennrad, dass durchaus für den ein oder anderen spannend sein könnte, der ein Gravelbike suchst, aber vielleicht doch eher mit einem klassischen Rennrad ausgestattet sein würde. Der Grund: Das Endurace macht auch auf leichten Schotterpassagen – etwa, um zwei schöne Asphaltstrecken miteinander zu verbinden – eine gute Figur. Trotzdem handelt es sich um ein reinrassiges Rennrad.

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Aus diesem Grund ist es nicht nur eine gute Lösung für Straßen-Fahrerinnen und -Fahrer, die manchmal kurze Schotter-Abschnitte in ihre Touren einbauen, sondern auch für Gravel-Fahrerinnen und -Fahrer, die sich gerne ein Straßen-affineres Rad wünschen. Praktisch: Das Endurace gibt es in vielen verschiedenen Ausstattungsvarianten, sodass man hier sehr viele Möglichkeiten hat, das Rad auf die jeweiligen Bedürfnisse abzustimmen.

Diese Canyon-Endurace-Modelle gibt es 2023:

  • Endurace CF SLX: Carbon-Rennrad mit Top-Komponenten, ab 7.699 EUR
  • Endurace CF SL: Für ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer, ab 2.799 EUR
  • Endurace CF: Der Einstieg in die Carbon-Technik, ab 1.999 EUR
  • Endurace AL: Der Einstieg ins Rennradfahren, ab 1.099 EUR
  • Endurace ON: E-Rennrad mit Komfort-Geometrie, ab 2.999 EUR

Gravelbike Canyon: Interview mit Canyon-Brandmanager Matthew Leake

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Matthew, du arbeitest bereits seit 2013 bei Canyon. Damals war der Begriff Gravelbikes noch nicht einmal etabliert. Wie hat sich das Thema bei euch nach und nach entwickelt?

Ich stieß Ende 2013 zu Canyon. In dem Jahr hatten wir gerade das erste Inflite gelauncht, ein Cyclocross-Alu-Rad mit Allround-Qualitäten. Ebenfalls zu jenem Zeitpunkt kamen die ersten Rennräder mit Scheibenbremsen auf den Markt. Diese Entwicklungen haben damit in gewisser Weise den Grundstein für die Gravelbikes wenige Jahre später gelegt. 2018 kam dann mit dem Grail unser erstes richtiges Gravel-Modell. Und heute ist die Kategorie nicht mehr aus unserem Sortiment wegzudenken.

Du sprichst bereits die Vielfalt an, die auf dem Markt herrscht. Auch bei Canyon habt ihr mehr als 30 verschiedene Gravel- und Gelände-Modelle. Woher weiß ich nun, welches Rad das richtige für mich ist?

Das hängt von vielen Faktoren ab, der wichtigste ist allerdings sicherlich der Einsatzzweck. Mit diesem kann man recht schnell eingrenzen, welche der vier Radfamilien – Grail, Grizl, Inflite oder Endurace – die richtige ist. Anschließend kommen dann Faktoren wie die gewünschte Ausstattung oder der Preis ins Spiel. Manche wollen eben ein Rad zum Pendeln, andere wiederum suchen ein robustes Bikepacking-Rad, wieder andere wollen schnelle Feierabend-Runden drehen. Das Schöne am Graveln ist ja, dass es so vielseitig ist.

Kürzlich wurde die erste Gravel-WM veranstaltet. Der Sieger, Gianni Vermeersch, fuhr allerdings gar kein Gravel-Bike, sondern ein Straßenrad. Was sagst du nun Endverbraucherinnen und Endverbrauchern, die dadurch in ihrer Wahl verunsichert sind?

Das stimmt. Gianni war auf einem Canyon Ultimate CFR mit 33-Millimeter-Reifen vorne und 35-Millimeter-Reifen hinten unterwegs. Der Grund dafür ist simpel: Die Strecke war sehr einfach und nicht schwerer als beispielsweise das Profiradrennen Paris-Roubaix. Vielmehr handelte es sich um ein Asphaltrennen mit vielen einfachen Schotterpassagen. Hinzu kommt, dass es sich um Radprofis mit entsprechender Radbeherrschung handelt. Hobbyfahrerinnen und Hobbyfahrer würden sich auch in solchem Gelände oftmals mit einem Gravelbike wohler fühlen.

Ab wann brauche ich denn ein Cyclocross-Rad oder ein Mountainbike-Hardtail?

Auch hier spielt der Einsatzzweck die entscheidende Rolle. Wenn ich an Cross-Rennen teilnehmen will, dann bietet ein Cross-Rad deutliche Vorteile gegenüber einem Gravelbike, weil es sich einfacher um enge Kurven herum steuern lässt, einfacher zu tragen ist und sich insgesamt agiler verhält. Ein Cross-Country-Mountainbike macht wiederum Sinn, wenn das Gelände wirklich schwer wird. Auch hier sind die Übergänge fließend.

Welche Möglichkeiten habe ich als Canyon-Kundin bzw. -Kunde, mich beraten zu lassen, wenn ich unsicher bin?

Wenn man in der Gegend ist, kann man gerne bei uns in Koblenz vorbeikommen und direkt beraten werden. Ansonsten haben wir einen sehr guten Live-Chat. Ebenfalls hilfreich ist unser YouTube-Kanal, auf dem wir solche Entscheidungsfragen ebenfalls behandeln.

Matthew, vielen Dank für das Gespräch!

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Erscheinungsdatum 05.09.2023