So testet RoadBIKE Rennräder
Der Test-Fahrplan bis zur Endnote

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Der Aufwand ist enorm: Im RoadBIKE-Test durchläuft jedes Rad einen umfangreichen Härtetest – im Labor und in der Praxis.

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Foto: Studio Nordbahnhof

Welches Rennrad ist das beste? Auf die­se Frage läuft es bei jedem Vergleichstest hinaus. Davor steht bei jedem der weit über 100 Rennräder, die RoadBIKE Jahr für Jahr in Labor und Praxis prüft, ein immenser Test-Aufwand.

Nur so kann die RoadBIKE-Testredaktion fundierte, reproduzierbare und objektive Aussagen treffen, die Rennradfahrern bei der Kaufentscheidung helfen. Der Schlüssel dazu ist ein genau festgelegtes Test-Verfahren in Labor und Praxis, das jedes Testrad durchlaufen muss.

Zuerst wird jedes Testrad im RoadBIKE-Prüflabor aufwendig und umfangreich vermessen. Dann fahren mindestens drei Tester mit jedem Rad auf einer festgelegten Test-Runde - ohne dabei die Messwerte aus dem RoadBIKE-Labor bereits zu kennen. Erst nach den Testfahrten werden die protokollierten praxis-Erfahrungen der Tester mit den Messwerten abgeglichen - so werden Fahreindrücke mit belastbaren Daten und Fakten belegt und untermauert.

Klassenkampf

Wichtig: Alle Bewertungen beziehen sich immer auf das jeweilige Testfeld. Das heißt: In jeder Test-Kategorie deffinieren das jeweils beste und schlechteste Rad im test die höchste und niedrigste Punktzahl. Am Ende bedeutet das: Die Note „sehr gut“ aus einem 5000-Euro-Testfeld ist nicht mit der Note „sehr gut“ aus einem 1500-Euro-Testfeld direkt miteinander zu vergleichen. Dieses Testverfahren lässt eine deutlich größere Differenzierung bei den Noten zu – was am Ende das Verhältnis zwischen Preis und Leistung besser darstellen lässt.

In einem Punkt allerdings gibt es keine Klassenunterschiede: Ein Rennrad, das den RoadBIKE-Test durchläuft, ist am Ende auf Herz und Nieren geprüft.

Geometrie vermessen

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Studio Nordbahnhof
So testet RoadBIKE Rennräder

Die tatsächliche Geometrie aller Testräder ermittelt RoadBIKE auf einem digitalen Messstand, den RoadBIKE-Techniker Haider Knall ursprünglich für das Team Gerolsteiner entwickelt hatte.

Das Rahmen-Gabel-Set wird an den Ausfallenden eingespannt, mit einem Laserpointer steuert der Messtechniker sechs definierte Messpunkte am Rahmen an.

Ein Computerprogramm errechnet auf deren Basis alle Geometriedaten, die in jedem Test abgedruckt werden.

Diese tatsächlichen Geometrie-Daten sind präziser als viele Herstellerangaben, die oft nur theoretisch errechnet werden. Im Abgleich mit der Praxiswertung „Handling“ geht die Geometrie auch indirekt in die Benotung ein.

Gewichte

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Studio Nordbahnhof
So testet RoadBIKE Rennräder

Auf einer geeichten Digitalwaage werden die Gewichte des Rahmens, der Gabel, des Sets (samt Steuersatz), der Laufräder (samt Bereifung, Kassette und Schnellspannachsen), der Anbauteile sowie des kompletten Testrades ermittelt.

Diese Angaben differieren oft von den Herstellerangaben – die in RoadBIKE abgedruckten Werte sind die tatsächlichen Gewichte des Testrades.

Anteil an der Endnote: 15 %

Ausstattung

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Studio Nordbahnhof
So testet RoadBIKE Rennräder

Alle Anbauteile – bis hin zu Details wie dem Lenkerband oder den Zughüllen – werden aufgelistet. Jedes Teil erhält nach einem definierten Schlüssel Punkte.

Die Summe der Ausstattungspunkte aller Räder im Test wird in Relation zueinander bewertet: Die beste Ausstattung erhält maximale Punkte, die schwächste minimale Punkte.

Anteil an der Endnote: 15 %

Rahmen-Steifigkeiten

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Studio Nordbahnhof
So testet RoadBIKE Rennräder

Die Fahrstabilität, Fahrsicherheit und Lenkpräzision eines Fahrrades hängen maßgeblich von den Steifigkeiten im Tretlager („Wiegetritt­steif­ig­keit“) und Lenkkopf („Spurstabilität“) ab.

Jedes Rahmen-Gabel-Set samt Steuersatz wird auf RoadBIKE-Prüfständen vermessen, die zusammen mit dem Prüfinstitut EFBe entwickelt wurden und seit über zehn Jahren einen anerkannten Standard in der Fahrradbranche definieren.

Bei der Lenkkopf-Messung liegt der Rahmen am hinteren Ausfallende fixiert und an der Mitte des Steuerrohrs abgestützt. An der gegen Verdrehen gesicherten Gabel wird am Punkt der Radaufstandsfläche ein Gewicht (20 Kilo) angehängt und die seitliche Auslenkung gemessen.

Bei der Messung am Tretlager werden beide Ausfall­enden fixiert und ein starrer Kurbeldummy eingebaut. Mit Abstand von 150 mm von der Rahmenmittelebene unter einem Lateralwinkel von 26° wird die Prüfkraft (80 kg) eingeleitet und dabei die Verschiebung des Rahmens gemessen.

Die Summe beider Steifigkeiten in Relation zur vertikalen nachgiebigkeit (Komfort) und Gewicht des Rahmen-Gabel-Sets ergibt den KSG-(Komfort-Steifigkeit-Gewichts-)Index.

Anteil des KSG-Wertes an der Endnote: 15 %

Vertikale Nachgiebigkeit

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Studio Nordbahnhof
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Als erstes Magazin weltweit hat RoadBIKE die vertikale Nachgiebigkeit (Komfort) als feste Messgröße neben Steifigkeiten und Gewicht eines Rahmen-Gabel-Sets etabliert.

Dazu wird das Rahmen-Gabel-Set samt serienmäßiger Sattelstütze an der Stütze sowie am Vorbau in vertikaler Richtung mit 80 Kilogramm belastet und die Nachgiebigkeit gemessen.

Die Werte der vertikalen Nachgiebigkeit in Relation zu den Steifigkeiten und dem Gewicht des Rahmen-Gabel-Sets ergeben den KSG (Komfort-Steifigkeits-Gewicht)-Wert. Darauf basiert die Bewertung der Rahmen-Gabel-Sets.

Anteil KSG-Wert an der Endnote: 15 %

Laufräder

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Studio Nordbahnhof
So testet RoadBIKE Rennräder

Das steifste Rahmenset bringt nichts, wenn die Laufräder im Wiegetritt oder bei scharfen Richtungswechseln seitlich nachgeben.

Die Laufräder haben neben dem Rahmen den spürbarsten Einfluss auf die Fahreigenschaften. Aus diesem Grund misst RoadBIKE jedes einzelne Laufrad aller Testräder. Zwar ein immenser Aufwand, aber dadurch fallen immer wenig seitensteife Laufräder auf.

Oft unterscheiden sich innerhalb des Testfelds auch die Werte mehrerer Laufräder eines Modells voneinander – diese hohe Serienstreuung lässt auf nicht ausreichende Qualitätskontrolle bei der Herstellung schließen.

Neben den Steifig­keiten misst Road­BIKE auch die Mittigkeit und den Seitenschlag – und somit die Montagequalität von jedem einzelnen Laufrad im Testfeld.

Schlechte Montagequalität oder zu weiche Laufräder können zu Punktabzug in der Bewertung führen.

Preise

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Christian Lampe
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Innerhalb des Testfelds werden die Listenpreise aller Räder ins Verhältnis zueinander gesetzt: Das günstigste Rad im Test bekommt die maximalen Punkte, das teuerste am wenigsten Punkte.

Anteil an der Endnote: 5 %

Praxis bergauf

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Björn Hänssler
So testet RoadBIKE Rennräder

In dieser Praxiswertung vergeben mindestens drei Testfahrer Noten dafür, wie gut sich das Testrad am Berg verhält. Bei der „Bergwertung“ lauten die Testkriterien: Zieht es willig voran? Bleibt das Vorderrad im Wiegetritt ruhig oder tänzelt es nervös? Kommt an Steilstücken noch genug Druck auf die Pedale? Kann der Fahrer auf dem Sattel weit genug nach vorn rutschen?

Diese und andere Praxiskriterien werden protokolliert, daraus resultieren die Punkte.

Anteil an der Endnote: 15 %

Praxis bergab

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Björn Hänssler
So testet RoadBIKE Rennräder

Die Tester bewerten hier, wie präzise und sicher sich das Testrad bei Abfahrten verhält.

Bleibt das Rad auch bei hohem Tempo auf schlechtem Untergrund ruhig, fahrstabil und sicher beherrschbar?

Auf den Abfahrten der Test­runde sind verschiedene Kurvenradien zu durchfahren – hier zeigt jedes Testrad, wie es auf Lenkbefehle reagiert: spricht es punktgenau an, wird das Rad nervös – oder reagiert es nur träge auf Richtungswechsel?

Treten Probleme bei diesen Praxistests auf, werden die Steifigkeitsmessungen des Testrades zu Rate gezogen.

Anteil an der Endnote: 15 %

Praxis: Vortrieb

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Daniel Geiger
So testet RoadBIKE Rennräder

Der Vortrieb ist bei einem Rennrad eine der wichtigsten Charaktereigenschaften.

Bei harten Antritten, aber auch längeren Rollerpassagen überprüfen die Tester, wie schnell, direkt und willig ein Rad in der Praxis ist – bei Bedarf im Abgleich mit den Laborwerten.

Anteil an der Endnote: 15 %

Praxis: Handling

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Das Handling eines Rennrades, sein Charakter in allen Fahrsituationen, ist die Summe aus einer stimmigen Lenk- und Sitzgeometrie, passenden Steifigkeiten, wirksamer federung und Komfort und dem Gewicht. Unterm Strich ist es der gesamteindruck, wie stimmig ein Rad entwickelt und zusamengestellt wurde.

Anteil an der Endnote: 5 %

Im Detail - Die Messwert-Diagramme

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RoadBIKE
RoadBIKE Messwerte Beispiel

Wie steif sind Rahmen-Gabel-Set und Laufräder, wie hoch ist der Komfort?

Noch vor wenigen Jahren haben sich die Rahmenbauer nur über immer neueSteifigkeitsrekorde definiert. Ein gewisses Maß an Steifigkeit ist fraglos nötig, um Fah­rern jeder Gewichtsklasse genug Fahrstabilität zu bieten.

Dieses Minimum an Steifigkeit beschreibt der grüne Bereich in den Balkendiagrammen. In zahllosen Versuchsreihen hat RoadBIKE diese Mindestwerte deffiniert, mit denen Fahrer aller Gewichtsklassen sicher zurechtkommen. Liegt ein Rahmen-Gabel-Set bei jeder Messung im grünen Bereich, erhält es automatisch die Note „gut“ in der Rahmenwertung, denn es ist dann für jedes Fahrergewicht steif genug.

Mehr Steifigkeit bedeutet noch präziseres Fahrverhalten – kann aber auch unangenehm hart wirken, wenn ein Rahmen kaum federt. Darum misst RoadBIKE seit Jahren auch die vertikale Nachgiebigkeit (Federungskomfort) von jedem getesteten Rahmen-Gabel-Set an Front und Heck. Auch hier gibt der Grüne bereich den mindestwert an, ab dem dieser federungskomfort in de rPraxis auch wirklich spürbar ist.

Zudem misst RoadBIKE den Laufradsatz von jedem Testrad - die Seitensteifigkeit der Laufräder sollte ebenfalls mindestens den Grünen Bereich erreichen. Denn auf de rStraße entscheidet immer das schwächste Teil im System - die Vorteile eines steifen Rahmen-gabel-Sets verpuffen durch wenig seitensteife Laufräder.

Im Detail - Tri-Test: Der neue Teststandard

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So testet RoadBIKE Rennräder

Auch bei langjährigem Gebrauch dürfen am Rennrad keine Risse oder Brüche auftreten.

Um die Alltagsbelastungen im Labor nachprüfen zu können, hat RoadBIKE zusammen mit dem Betriebsfestigkeitslabor EFBe den TRI-Test entwickelt.

In drei verschiedenen Prüfungsarten werden auf mehreren Prüfständen die Belastungen im Rennradalltag nachgestellt: die Ermüdung, die Maximallast und die Überlast. Ein Rahmen muss im Tri-Test sieben Einzelprüfungen nacheinander bestehen.

Das bedeutet 300 000 Lastwechsel und Prüfkräfte von bis zu 6000 Newton (also 600 Kilo) auf den Prüfständen im Labor von EFBe. Ein ganzes Rennradleben wird hier nachgebildet.

Die Prüfungen des Tri-Tests orientieren sich an den EN-Normen, weichen aber davon ab, wo sich dies als erforderlich erwiesen hat.

Computergesteuerte Prüfstände ermöglichen die präzise Einhaltung der Sollwerte und eine genaue Dokumentation. In diesem Test durchläuft ein Rahmen nicht nur die übliche Testroutine, sondern wird zusätzlich in diesem wohl härtesten Labortest am Markt untersucht.

Regelmäßig finden Sie diesen – als „Ultratest“ gekennzeichneten – Test ab sofort in RoadBIKE.

Alle Details zum Testaufbau unter www.roadbike.de/tritest, weitere Daten unter www.efbe.de

Im Detail - Die Endnoten

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RoadBIKE

Ein „Überragend“ ver­dienen sich Räder, die deutlich über dem Durchschnitt des Testfeldes liegen und absolut perfekt, also ohne jeden Makel oder Fehler sind.

Einen „Einser“ verdienen sich die Räder, die in Labor und Praxis voll überzeugen. Etwaige Schwachpunkte sind bei sehr guten Rädern nur marginal. Sehr gute Räder liegen über dem Durchschnitt, den man in der getesteten Kategorie erwarten darf.

Die Note „gut“ verdient ein Rad, wenn es rundum empfehlenswert ist. Die Note „gut“ markiert den Durchschnitt in der getesteten Kategorie. Die Note bedeutet nicht zwingend Schwächen, aber Abstriche im Vergleich zu den besten Rädern im Testfeld.

Die Note „befriedigend“ erhält ein Rad, wenn es – verglichen mit dem übrigen Testfeld – zumindest eine gravierende Schwäche zeigt, die jedoch nicht die Sicherheit gefährdet.

Die Note „schwach“ erhält ein Rad, wenn es grundlegende Mängel aufweist, welche die Funktion deutlich oder aber die Sicherheit beeinträchtigt.

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Erscheinungsdatum 05.03.2024